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Ackermann Architekten

Europäisches Patentamt Bauabschnitt 7, München

Ort
München
Gebäudekategorie
Behörden, Regierungsgebäude
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2004
Material Fassade
Glas
Planungsbeginn 2000, Bau 2002-2004

Das Brauereigelände der traditionsreichen Hacker-Pschorr-Brauerei wird begrenzt von der Bayerstraße, Zoll- und Grasserstraße und Gleisanlagen des Münchner Hauptbahnhofes. Nach Auslagerung der Brauerei sollte das wertvolle Areal in der Innenstadt mit bester Verkehrserschließung einer neuen Nutzung zugeführt werden. Bereits im Jahre 1979 erteilte Josef Schörghuber den Auftrag zur Erarbeitung von Entwürfen für ein Hotel mit 300 Zimmern und Eigentumswohnungen. In einer zweiten Phase wurde das Projekt um ein Kongresszentrum für die Münchener Messe erweitert. Während der Bearbeitungsphase fasste der Stadtrat der Landeshauptstadt München den Beschluss die Messe nach München-Riem zu verlagern. Das neue Planungsziel war nun ein Bürozentrum mit Wohnungen, darauf folgte eine weitere Planungsstufe für reine Mietbüros mit kleinen Einheiten bis zu 300 qm. Mit einem ersten Bauabschnitt wurde mit dem Bau an der Zollstraße begonnen, bis sich das Europäische Patentamt zum Kauf aller gewerblichen Nutzungen entschloss. Damit begann die fünfte Umplanung nach einem neuen Raumprogramm für die speziellen Bedürfnisse der Europäischen Patentorganisation.
Grundlage für die städtebauliche Disposition war die fünfgeschossige Randbebauung entlang der Bayer-, Grasser- und Zollstraße. Durch die maßvollen Traufhöhen wurde auf den Altbestand der Nachbarschaft Rücksicht genommen. Der von den Architekten entwickelte Bebauungsplan hatte drei organisatorisch unterschiedliche Strukturen der Nutzung: Verwalten, Wohnen und Bestandsschutz für das zu belassende Südhaus der Hacker-Pschorr-Brauerei. Durch die kreuzförmige Anordnung einer inneren Hochhausscheibe entstehen vier unterschiedlich dimensionierte, auch in der Höhenentwicklung differenzierte, offene Innenhöfe. Der südwestliche ist für das Casino des EPA wurde erdgeschossig überbaut. Die drei anderen ruhigen Höfe wurden gärtnerisch gestaltet und geben Raum für Skulpturen. In den beiden nördlichen Höfen steht eine Stelengruppe von Nikolaus Gerhart und eine Granit-Stahl-Skulptur von Markus Stangl. Den großen Eingangshof bereichert die begehbare, mäanderförmige Granitskulptur "rhythmus im raum" von Max Bill.
An der Hackerbrücke wurde als Auftakt für die neu entstandene fußläufige Hackergasse ein baumbestandener Platz für einen Biergarten geschaffen, eine optimale Fußgängerverbindung zur Theresienwiese. Der Bildhauer Hannsjörg Voth hat in der Hackergasse mit seiner Großskulptur "Zwischen Sonnentor und Mondplatz" einen strengen, aber ästhetisch überzeugenden Erlebnisraum zwischen Hackerbrücke und Bayerstraße gestaltet, der in der Oktoberfestzeit stark frequentiert ist. Die feingliedrigen silbernen Metallfassaden entlang der Straßenrandbebauung nehmen den Maßstab der gegenüberliegenden Putzfassaden auf.
Die ablesbare Tragstruktur, die additiven - im Abstand montierten - Sonnenschutz-Rollos, die Vor- und Rücksprünge der vertikalen Bauteile und die zurückgesetzten Erdgeschoßzonen gliedern die stattliche Bauanlage des Europäischen Patentamtes mit einer fast 80000 qm großen Bruttogeschoßfläche.
Die strenge Gliederung der silbergrauen Aluminium-Paneele gibt der ganzen Anlage eine einheitlich matt glänzende Haut, die bei den unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten zu sehr differenzierten Erscheinungsformen führt.
Die Grundrisse der Normalgeschosse sind zweihüftig, der zehngeschossige Mittelteil ist dreihüftig organisiert. Die Büros entlang der verkehrsreichen Straßenrandbebauung sind zwangsgelüftet. Alle Büros haben Kühldecken, wobei die Fenster individuell geöffnet werden können, ebenso sind die automatisch gesteuerten außenliegenden Markisen oder Lamellen auch individuell regelbar. Die zehn Sitzungssäle sind auch aus Schallschutzgründen klimatisiert und mit Simultananlagen für internationale Patentrechtssitzungen ausgestattet.
Das Dienstgebäude des Europäischen Patentamtes bietet 1500 anspruchsvolle Arbeitsplätze. In einer zweigeschossigen Tiefgarage mit getrennten Ein- und Ausfahrten sind 1442 Stellplätze für Pkw untergebracht.