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Jäcklein Architekten

Sanierung und Erweiterung Kindergarten Frankenwinheim

Foto: Chris Saile, Würzburg
Foto: Chris Saile, Würzburg
Ort
Frankenwinheim
Jahr der Fertigstellung
2012
Ein bisschen Weltausstellungs-Pavillon

Wenn einer einen Pavillon baut, dann ist immer ein bisschen Mies van der Rohe mit dabei.
Reinhold Jäcklein, der Chef des gleichnamigen Architekturbüros in Volkach, bekennt sich denn auch ausdrücklich zu Mies` berühmtester Architektur-Maxime: Less is more!
Aber, so der Volkacher Architekt im Werkbericht des Büros für die Jahre 2012/2013: „Yes is More!“ Dieses große Ja zur modifizierten Baukunst der Moderne stammt von dem dänischen Architekten Bjarke Ingels und es zielt laut Ingels auf eine „pragmatisch utopische Architektur, die das konkrete Ziel verfolgt, sozial, ökonomisch und umweltmäßig perfekte Orte zu schaffen.“
In Frankenwinheim galt es bei der Sanierung des bestehenden Kindergartens und der Erstellung eines neuen Anbaus beiden Prinzipien Rechnung zu tragen.
Im besten Sinne naiv utopische Architekturideen sollten mit lähmend pragmatischen Vorgaben gepaart werden, um einen sozial, ökonomisch und umweltmäßig perfekten Ort für die Kinder der Gemeinde zu schaffen. Daher wurde der historische Klinkerbau an der Schallfelder Straße von Grund auf saniert und energetisch ertüchtigt. Die bestehenden Räume der Kindertagesstätte St. Elisabeth wurden neuorganisiert, ein Pavillon-Gebäude wurde hinzugefügt und die befestigten Freiflächen haben eine feinsinnige Zuordnung zu den einzelnen Nutzungsbereichen erfahren. Im Neubau, der den Eingangshof begleitet, ist ein großzügiges Foyer eingerichtet, das sich mit dem anschließenden Mehrzweckraum zusammenspannen lässt. Zum Spielhof ist der Neubau ebenso wie zum Eingangshof hin großzügig aufgeglast. Die Wandflächen werden im Mies`schen Sinne zu Grenzhinweisen aufgelöst. Van der Rohe hatte dieses Raumgestaltungsprinzip der fließenden Raumgrenzen erstmals 1929 in seinem wegweisenden Barcelona-Pavillon realisiert. Seither wird es von jeder Architekten-Generation immer wieder gerne aufgegriffen.
Freilich nicht immer so zwingend, wie in Frankenwinheim. Auf das Klinkermauerwerk des Altbaus reagieren die Architekten am Neubau nicht einfach nur mit gläserner Transparenz oder mit kompakten Läuferverbänden. Nein, sie erweitern das flache Mauerwerk in die dritte Dimension und konterkarieren das steinerne Strickmuster vor den Nebenräumen des Neubaus mit einem systematisch durchbrochenen Mauerwerksschleier. Dem Neubaukörper ist ein Flachdach aufgelegt, das im Eingangsbereich der Kindertagesstätte weit über die Gebäudeflucht hinauskragt, um den Zugang zum barrierefrei erschlossenen Foyer vor Wind und Wetter zu schützen. Die über dem Neubau entstandene Dachterrasse ist vom ersten Obergeschoss des Altbaus aus zugänglich und bietet einen erhabenen Außenspielbereich für die Kinder an.
Eine von Stahlwangen begleitet Außentreppe schlängelt sich ähnlich einer Abenteuerrutsche von der Spieldachterrasse buchstäblich in den Hofbereich hinunter. Ja ist eben doch mehr als bloßer Pragmatismus.

Bauherr
Katholische Kirchenstiftung St. Johannes
Frankenwinheim

Nutzfläche
365 m²

Bruttorauminhalt
2.460 m³

Mitarbeit
Sebastian Sterk
Christoph Katzenberger
Julia Roth

Bauzeit    
Oktober 2013 bis Oktober 2014

Fotos
Chris Saile, Würzburg

Auszeichnungen
Architekouren 2015