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Aretz Dürr Architektur

Haus B // 3

Luca Claussen Fotografie
Luca Claussen Fotografie
Gebäudekategorie
Einfamilien-, Reihen-, Wochenendhäuser
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2020
Material Fassade
Metall
Wohnhaus in Biberach an der Riß
Bauaufgabe war, ein Einfamilienwohnhaus in zentrumsnaher Lage in Biberach an der Riß aufzustocken. Das Bestandsgebäude aus den 70er Jahren steht an einem steilen Südhang. Von Nord nach Süd fällt das Grundstück auf 30m um zehn Meter ab. Das Wohnhaus erstreckte sich über 3 Split-level Geschosse, die keine direkte räumliche Verbindung untereinander hatten. Das parallel zum Hang geführte Treppenhaus stand als Barriere zwischen den Wohnräumen. Auch die Anschlüsse an den Garten blieben weitestgehend ungenutzt.

Die Bestandsanalyse zeigte deutlich, dass die Bausubstanz weder baukonstruktiv noch räumlich eine Aufstockung und damit die Fortführung der Bestandsstruktur rechtfertigte. 

Der realisierte Entwurf entfernt daher das als räumliche Barriere empfundene Treppenhaus, öffnet die Wohnräume zueinander und fügt dem in Teilen abgebrochenen Massivbau talseitig einen in Ost-Süd-West Richtung gläsern umhüllten Stahlskelettbau hinzu, der die eigentliche Qualität des Ortes erlebbar und zugänglich macht: der fließende Wohnraum inmitten des leicht verwilderten, mit üppiger Vegetation durchwirkten Garten.

Das umgebaute Einfamilienwohnhaus wird zum Mehrfamilienwohnhaus aus zwei vertikal gestaffelten, autarken und barrierefreien Wohneinheiten, die jeweils ebenerdig an das Bestandsgelände anschließen.  Das ebenerdig mit dem Straßenniveau abschließende Erdgeschoss umfasst eine Wohnküche, Diele, Gäste-WC, Schlafzimmer, Arbeitszimmer und Bad.

Die untere Wohneinheit erstreckt sich über 3 zueinander versetzte Splitlevel-Geschosse mit 3 Schlafzimmern Kaminzimmer, 2 Bädern und dem neuen Wohn- und Essraum im talseitigen Gartengeschoss, zu dem sich das Kaminzimmer auf Ankunftsebene nun öffnet. Die neue Außentreppe mündet in diesem offenen Raumgefüge und gibt den unerwarteten Blick in den Stahlskelettbau, in den grünen Garten und in das Rotbachtal frei.

Ebenso unerwartet nimmt der Aufzug seinen Anfang in der bergseitigen Garage, führt über alle Geschosse und endet im Gartengeschoss.
Seine Gestalt bezieht der Neubau allein aus seinen konstruktiven Bauteilen und deren struktureller Ordnung. 14 schlanke Stahlstützen (100x100mm) auf 1,95m Achsraster tragen die beiden Geschossdecken, die als Verbunddecke mit 6,50m Spannweite ausgeführt sind. Die geschossweise ausgebildeten Windaussteifungen in den Eckfeldern bleiben sichtbar. Von der Tragkonstruktion stark abgerückt umhüllt eine filigrane Aluminium Pfostenriegelfassade den Stahlkonstruktion und spielt, in der Höhe 3 geteilt, mit der Zweigeschossigkeit der unterschiedlich hohen Wohngeschosse.

Der Textile Sonnschutz bildet eine zweite Eben, die die gläserne Gebäudehülle einem Schleier gleich im Sommer gegen Überhitzung schützt, gelichzeitig den Durchblick in den Garten ermöglicht. Vorhänge erzeugen Privatheit bei Bedarf.
Die verschiedenen Bauteile aus Tragwerk, Fassade, Sonnenschutz und Blickschutz erzeugen eine gewebeartige, räumlich tiefe, ephemere Struktur, die sich je nach Jahres- und Tageszeit, Nutzungsform und Lichtstimmung verändert.