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Behnisch Architekten

Karl Miller Center, Portland State University

(c) Brad Feinknopf
(c) Brad Feinknopf
Ort
Portland
Gebäudekategorie
Hochschulen
Bauvorhaben
Umbau
Jahr der Fertigstellung
2017
Material Fassade
Holz
Karl Miller Center, Portland State University
Portland, OR, USA, 2014-2017

In nächster Nähe zum Zentrum von Portland und gut integriert in das reichhaltige urbane Netzwerk der Stadt mit vielfältigen öffentlichen Bereichen befindet sich das neue Karl Miller Center der Portland State University. Während das Stadtbild dominiert wird durch große Blockstrukturen von ca. 60x60 m, gliedert das architektonische Konzept einen städtischen Block in zwei klar ausgeprägten Gebäude. Der bestehende Altbau aus den 1970er Jahren mit 9.300 m2 wurde saniert und erhielt eine Lochfassade aus Metallpaneelen mit unregelmäßigen Öffnungen, während der dynamisch anmutende, nahtlos angeschlossene Neubau mit zusätzlichen 4.200 m2 mit gelber Alaska-Zeder aus der Region verkleidet ist.

Die neue Wirtschaftshochschule profitiert von einem vielfältigen Programm. Die Räume sind um ein fünfstöckiges Atrium angeordnet und miteinander verbunden, das mit verschiedenen Aktivitäten belebt ist und mit seinen differenzierten Raumbereichen nicht nur eine integrative Haltung zum Lernen, sondern auch die Kommunikation fördert. Dieses Zentrum ist mehr als ein Verbindungskorridor: Flexible, informelle Treffpunkte und Studienbereiche sind gleichmäßig im Gebäude verteilt und dienen als soziale Ankerpunkte; Gärten, Klassenräume, Gründerzentren, Studentenräume, Fakultätsbüros und administrative Bereiche sowie Einzelhandel schaffen eine Gemeinschaft von Schule, Universität und Nachbarschaft.

Ein einstöckiger Höhenunterschied zwischen 6th Avenue und Broadway schafft zwei Erdgeschossebenen mit zur Umgebung orientierten Zonen und ermöglicht innen und außen weitere Aktivitäten. Damit wird die Bedeutung des zentralen Innenraums als Bindeglied zwischen universitären und öffentlichen Nutzungen gestärkt. Durch ein differenzierteres Straßenbild wird der öffentliche Bereich aufgewertet: Neue und wiederbelebte Wege verbinden die Gebäude des Campus mit dem urbanen Zentrum, den Parks, Fußgängerströmen und öffentlichen Verkehrsmitteln. Das Ergebnis ist eine fußgängerfreundliche und transparente Möglichkeit, die viele Gestaltungsmöglichkeiten für zukünftige Entwicklungen zulässt.

Mit nachhaltigen, passiven Strategien ist für diesen neuen sozialen Marktplatz eine LEED-Gold-Zertifizierung angestrebt, um die Reputation und das Engagement der Portland State University weiterzuführen – als eine Institution, die sich für soziale, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit einsetzt.

Bauherr
Portland State University
Architekten
Behnisch Architekten, Boston mit
SRG Partnership, Inc.
Wettbewerb
2013
Planung und Fertigstellung
2014-2017
BGF
13.330 m²
BRI
51.324 m3
Adresse
615 SW Harrison Street
Portland, OR 97201
USA


Im Hinblick auf die angestrebte LEED-Platin-Zertifizierung finden im Rahmen des Projekts unterschiedliche Klimakonzepte Anwendung, die einerseits innovativ, in technischer Hinsicht jedoch möglichst einfach gehalten sind. Dank einer ausgeklügelten Strategie zur natürlichen Belüftung kann der Erweiterungsbau passiv gekühlt werden. Die Außenluft wird durch öffenbare Fenster in die Klassenzimmer und gemeinschaftlichen Arbeitsbereiche eingesogen und gelangt über schallgedämmte Lüftungsauslässe weiter ins Atrium, welches als natürlicher Schacht zur Querlüftung fungiert. Die geneigte Geometrie des Atriums verstärkt den Kamineffekt; darüber hinaus wurden auf dessen Dach Abluftventilatoren angebracht, welche die natürliche Belüftung mit minimalem Energieeinsatz wenn nötig zusätzlich unterstützen. Alle Fenster sind automatisiert, gleichzeitig jedoch mit einer lokalen Bedienfunktion ausgestattet, um sie auch individuell durch den Nutzer steuern zu können, wodurch sich Hochwertigkeit der Ausstattung und Komfort erhöhen. Derselbe Luftübertragungs- und Rückführungsweg wird auch für die mechanische Belüftung im Heizmodus verwendet, weshalb keinerlei Abluftkanäle benötigt werden. Da fast der gesamte Heizwärmebedarf durch Rückgewinnung der im Kühlwasserkreislauf des Campus anfallenden Wärme gedeckt wird, verbessert das Gebäude die Effizienz des Kühlsystems auf dem Campus, während gleichzeitig weniger Heiztechnik auf dem Gelände eingebaut werden muss.
 
Sowohl der bestehende Bau als auch der Neubau wurden sowohl hinsichtlich der Tageslichtausbeute als auch thermisch optimiert. Die Gestaltung der Hochleistungsfassade des renovierten Gebäudeteils sieht zwei Dämmschichten bzw. zwei Wärmeschutzverglasungen mit Low-e-Beschichtung vor, wobei die zum Innenraum hin orientierte Seite mit Keramikfritte kombiniert wird. Da die Grundrisse so angeordnet wurden, dass ein Maximum an Tageslicht genutzt werden kann, wird in allen an die Fassaden angrenzenden Büroräumen während der meisten Stunden des Tages keinerlei elektrische Beleuchtung benötigt. Die Außenverglasung des etwa 4.200 m² großen Anbaus wurde mithilfe von Solar Modelling nach Norden ausgerichtet oder mit großen Überhängen ausgestattet, die solare Zugewinne verhindern und die Tageslichtnutzung gleichzeitig maximieren.
 
Terrassenförmig angeordnete begrünte Dächer fangen das gesamte auf dem Gelände anfallende Regenwasser auf und leiten es in auf Erdgeschossniveau befindliche Pflanzentröge, wodurch sich der Oberflächenabfluss deutlich reduziert. Insgesamt verringert sich die Gesamtenergiekennzahl EUI des Gebäudes durch die Renovierung auf weniger als die Hälfte des ursprünglichen Wertes.