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KPTN

Neubau einer Wohnbebauung mit Handels- und Gastronomienutzung
©Marcus Bredt
©Marcus Bredt
Ort
Hamburg
Gebäudekategorie
Wohn-, Geschäftshäuser
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2020
Material Fassade
Mauerwerk
Wie baut man die sozial und funktional gemischte kompakte Stadt? Das Gebäudeensemble KPTN, das mit der Eröffnung des Hotels Pierdrei seinen Abschluss gefunden hat, bietet als hybrider Stadtbaustein eine mögliche Antwort. Das Quartier vereint rund ein Dutzend verschiedene Nutzungen unter einem Dach und bringt Lebendigkeit und Vielfalt in die Hamburger HafenCity.

Kino, Hafenbühne, Restaurants und Bars sind Anziehungspunkte besonders am Abend. Sie sorgen zusammen mit dem Hotel, Longstay-Apartments, Geschäften und öffentlicher Tiefgarage für wechselndes Publikum. Zugleich ist das KPTN Zuhause für eine bunt gemischte Bewohnerschaft, die sich in 220 geförderten und freien Mietwohnungen, in effizienten Ein-Zimmer-Apartments oder familienfreundlichen 3- bis 4-Zimmerwohnungen eingerichtet hat. Orte für Rückzug und Austausch bieten die Dachflächen mit ihren Spielplätzen und Gartenlauben sowie ein grüner Innenhof. Eine Passage durchquert das Quartier und weitet sich in der Mitte zu einer Piazza auf, die mit großzügigen Außensitzflächen und Gastronomie zum Verweilen einlädt. Das KPTN schafft damit nicht nur neuen Wohnraum, vielmehr formt es eine kleine „Stadt in der Stadt“.

Reminiszenz an die Speicherstadt
Trotz der höchst unterschiedlichen Nutzungen präsentiert sich das Ensemble als Einheit mit klarer Kubatur. Die insgesamt fünf Häuser orientieren sich mit ihrer variantenreichen, langlebigen Backsteinfassade am benachbarten UNESCO-Weltkulturerbe Speicherstadt. Die Fassade des von Nalbach & Nalbach entworfenen Hotel-Kino-Komplexes greift durch seine spezielle Verlegetechnik den norddeutschen Backsteinexpressionismus auf und schafft durch die hervortretenden und zurückspringenden Steine ein besonderes Fassadenspiel. Den Außenfassaden des von blauraum Architekten entworfenen Wohn- und Gewerbeblocks liegt in Reminiszenz an die Einfachheit der Speicherarchitektur ein klares symmetrisches Raster zugrunde, in dem sich bodentiefe Fensterelemente anordnen. Französische Fenster erlauben durch ihre Leibungen Austritte, ohne dabei signifikant in den Straßenraum auszukragen.

Anpassungsfähigkeit und Langlebigkeit als Grundprinzipien

Auch bei der offenen und flexiblen Gebäudestruktur hat sich blauraum die Speichergebäude als Vorbild genommen. Das KPTN präsentiert sich als moderner, hybrider Stadtspeicher, der auf sich wandelnde Anforderungen reagieren kann. Kleine Wohnungen lassen sich zu größeren Einheiten zusammenschließen und Ladenflächen flexibel unterteilen – nachhaltiges Bauen definiert als langfristige Anpassungsfähigkeit.

Die Materialien wurden mit Blick auf eine lange Nutzungsdauer ausgewählt: dauerhafte, witterungs- und abriebbeständige Oberflächen, wartungs- und instandhaltungsarme Fenster und Türrahmen, leicht austauschbare Bauteile und reversible Verbindungstechniken. Das KPTN zeichnet sich durch einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen aus und unterschreitet etwa den zulässigen Gesamt-Primärenergiebedarf der EnEv 2009 deutlich. Der Neubau wird mit dem Umweltzeichen HafenCity (Gold) zertifiziert, das in Anlehnung an die DGNB-Zertifizierung verliehen wird. Die Ausführungsplanung für das gesamte Gebäudeensemble lag bei blauraum Architekten.

Komplexes Bauvorhaben: vom Flutschutz zum Schallschutz
Sparsam ist das Projekt auch im Hinblick auf den Flächenverbrauch: 48.700 m² BGF finden auf dem 6.400 m² großem Grundstück Platz, verteilt auf sieben bis acht oberirdische und zwei unterirdische Geschosse. Da das Gebäudeensemble auf dem Gelände eines aufgeschütteten Hafenbeckens und bis zu 2,50 m unterhalb des Sturmflutschutz-Bemessungspegels liegt, waren besondere Vorkehrungen notwendig. Der Hotel-Kino-Komplex ist etwa mit einem Flutschutzbalkon versehen, der sich als prägendes Element um das Gebäude zieht.

Eine spannende Planungsaufgabe stellte die direkte Nachbarschaft konträrer Nutzungen dar. Oberhalb des Kinos befinden sich Hotelzimmer, die den Nutzern einen ruhigen, erholsamen Aufenthalt bieten sollen. Die Kinosäle, die für Rockkonzert-Lautstärke (bis 110 db) ausgelegt sind, wurden daher als komplexe Raum-in-Raum-Konstruktion gebaut, die entkoppelt auf Konsolen oder Federelementen gelagert sind. Auch bei den Micro-Apartments, die sich zur Straße „Am Sandtorpark“ orientieren, spielt das Thema Lärmschutz eine wichtige Rolle. Das HafenCity-Fenster der Wohnblock-Außenfassade wurde speziell für das Projekt entwickelt und zeichnet sich durch bodentiefe schallschutzverglaste Öffnungselemente aus. Das innovative Schallschutzfenster mit feststehendem Sonnenschutz und Schiebetürelement erlaubt Frischluftzufuhr ohne Beeinträchtigung der schalldämmenden Wirkung.