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Bob Gysin Partner | BGP Architekten

Krippe Stiftung Wagerenhof

Eine Waldkrippe mit Vorbildfunktion
Dominique Wehrli
Dominique Wehrli
Ort
Uster
Gebäudekategorie
Kitas, Kindergärten
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2019
Material Fassade
Holz
Architektenpreis
Gesamtleistungswettbewerb auf Präqualifikation
1. Preis 2017
Als erstes der vier neuen Gebäude für die Stiftung Wagerenhof in Uster wurde diesen Juni ein minimalinvasiver Holzelementbau fertiggestellt. Die Kinderkrippe, bei der Integration, Toleranz und Selbstvertrauen ganz oben in der Prioritätenliste stehen, bildet mit den prächtigen Bestandsbäumen ein Ensemble und erscheint als Waldkrippe. Die differenzierten Innen- und Aussenräume schaffen eine vertrauensvolle und anregende Atmosphäre für Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen im Alter von drei Monaten bis zum Kindergarteneintritt.

TEIL DES WAGERENHOFS
Die Stiftung bietet Menschen mit Behinderung einen vielseitig gestaltbaren Lebensraum. Die über Jahrzehnte gewachsene und weiterentwickelte Anlage hat heute einen identitätsstiftenden Dorfcharakter, der den Bewohnerinnen und Bewohnern Sicherheit und Freiraum vermittelt und den Wagerenhof zu einem echten Zuhause macht. Die im südlichen Arealbereich liegende Kinderkrippe ist in die Gesamtanlage eingebettet und steht als familienergänzendes Angebot Kindern mit und ohne Behinderung zur Verfügung. Für die Integration in die Massstäblichkeit und Körnung des Umfelds, war es wichtig die Eigenständigkeit der Gebäudekörper in der Fassade und in der Dachfläche abzubilden und differenziert auszugestalten.

HOLZ TRIFFT AUF HOLZ
Schon in einer frühen Phase des Planungsprozess war klar, dass das Gebäude – mit der Nähe zum Baumbestand und zum holzwirtschaftlichen Bereich des Wagerenhof-Areals – ein Holzbau werden soll. Zusammen mit den prächtigen Bestandsbäumen bildet der eingeschossige Bau ein Ensemble und erscheint als «Waldkrippe». Rampen und Terrassen verbinden das über dem Terrain schwebende Gebäude sanft mit seiner Umgebung. Über die Rampe am Haupteingang ist ein barrierefreier Zugang zur Krippe möglich und über die beiden teilweise gedeckten Terrassen besteht ein direkter Zugang zum Feengarten und zum Spielplatz, die räumlich vom gemeinschaftlichen Aussenraum des Wagerenhofs abgegrenzt sind. Die tiefen Lamellen in der Fassade erzeugen ein Spannungsfeld zwischen offen und geschlossen sowie zwischen Innen- und Aussenraum.

EIN DORF IM DÖRFLI
Das Gebäude ist wie ein eigenes kleines Dorf organisiert. Räume ähnlicher Nutzung werden zusammengefasst und als eigenständige Volumen in ein spannungsvolles Verhältnis zueinander platziert. Zwischen den Volumen wird ein multifunktionaler Raum aufgespannt, welcher mehr ist als eine Verkehrsfläche zwischen den Nutzungen. Er bietet vielfältige Rundläufe und lädt zum Spielen ein. Ausserdem befinden sich darin ein Koch-/Essbereich, eine Malstation und Garderoben. Die klare und spannende räumliche Konfiguration eröffnet vielseitige Durch- und Ausblicke im Gebäude, was den Kindern bei der Orientierung in ihrer Umgebung helfen kann und ganztags viel Tageslicht ins Haus holt. Im Bereich der Kernzone wird mit Fichte ausgekleideten Oberlichtern Tageslicht ins Innere geholt und ein Bezug zum Himmel geschaffen.

FREI- UND SPIELRÄUME
Die Aufteilung des Grundrisses in einen flexiblen und als Rundlauf organisierten Gemeinschaftsbereich sowie drei abgeschlossene Raumzonen – Spielen, Schlafen, Büroarbeit – ermöglichen es, individuell auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder im Tagesverlauf zu reagieren. Die Spielräume können je nach Bedarf voneinander abgetrennt oder aber auch für gemeinschaftliche Aktivitäten zusammengeschaltet werden. Die differenziert gestalteten Fassaden bilden von innen Fenster- und Sitznischen aus, die von den Kindern spielerisch entdeckt und genutzt werden können. Die lebhafte Oberfläche der OSB-Platten kombiniert mit der feinmaserigen Fichte und dem homogenen blauen Boden erzeugt im Innenbereich einen spannenden Materialmix. Gezielt gesetzte Farbflächen im Innern sind verschiedenen Nutzungen zugeordnet und schaffen Orientierung.

NACHHALTIG⁵

Soziale Nachhaltigkeit.
Die Kinderkrippe schafft Raum und Zeit für eine individuelle, ganzheitliche Entwicklung und für vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten. In einem von gegenseitigem Respekt geprägten Umfeld können die Kinder ihre Kreativität ausleben und sich selbst entdecken. Die Kinderkrippe wird regelmässig von Bewohnerinnen und Bewohnern vom Wagerenhof besucht. Die Innenräume sind so gestaltet, dass die Kinder ruhigen wie auch lebhaften Tätigkeiten nachgehen können. Der Feengarten und der Spielplatz kommen dem Bewegungsdrang der Kinder entgegen und fördern die motorische Entwicklung.

Ökologische Nachhaltigkeit.
Der Minergie-Eco Neubau geht haushälterisch mit den Landressourcen um, Dachflächen werden als 5. Fassade für Retention, Vegetation und als Ausgleichsfläche genutzt. Im Innern werden Materialien mit tiefem Graue-Energie-Wert und formaldehydfreie OSB Platten eingesetzt.

Strukturelle Nachhaltigkeit.
Die Gebäudekörper sind als selbsttragende Boxen ausgebildet, welche das Dach der Kombizone tragen. Die umfassende Systemtrennung schafft flexibel einteilbare Strukturen, während die Raumdispositionen gute Orientierung und Betriebsabläufe gewährleisten. Die vorfabrizierten Bodenelemente liegen direkt auf einer Stahlträgerunterkonstruktion, die auf Schraubfundamenten ruht. Auch die Wandelemente sind vorfabriziert auf die Baustelle geliefert und eingebaut worden, so dass der Rohbau innert einer Woche aufgebaut werden konnte.

Ökonomische Nachhaltigkeit.

Die Holzelementbauweise in Kombination mit vorfabrizierten Standardelementen ermöglichten eine schnelle Bauzeit und hohe Kosteneffizienz.

Energetische Nachhaltigkeit.
Die Kompaktheit der Hülle, die Lüftung mit Wärmerückgewinnung, sowie die optimale Tageslichtnutzung gewährleisten einen reduzierten Energiebedarf und ein angenehmes Raumklima.