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dan pearlman Erlebnisarchitektur

Yukon Bay

Ort
Hannover
Gebäudekategorie
Park-, Zooanlagen
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2010
OVERVIEW
Am Ende der Goldmine lauern die Wölfe, direkt daneben grasen die Karibus. Unweit von der imposanten Bisonherde buddeln sich Präriehunde durch das Erdreich. Vor den Besuchern erstreckt sich die raue Wildnis Kanadas mit seiner felsigen Landschaft, seinen Wäldern, Schluchten und Höhlen. Schon bald kündigt sich das einst von Goldgräbern gegründete Städtchen Yukon Bay an. Im Zentrum, am Markplatz, herrscht ein buntes Treiben. In der ehemaligen Fischhalle serviert Mike, Kind deutscher Auswanderer, den hungrigen Reisenden Fish & Chips und saftige Burger, bei „Mama Mia“ brodelt Pasta in den Töpfen, zum Dessert reicht Luigi Amarone bestes italienisches Eis. Im Hafen liegt das alte Frachtschiff Yukon Queen vor Anker. Auf der einen Seite tollen vor der Tribüne die Seerobben, auf der anderen leben die Eisbären und auf dem Deck des Schiffs die Pinguine.
Neun Jahre, von den ersten Entwürfen bis zu ihrer Eröffnung 2010, hat uns die Themenwelt Yukon Bay begleitet. Als Generalplaner waren wir nicht nur für die Architektur und Landschaft, Kommunikation, Gastronomie und Shopplanung verantwortlich, sondern hatten auch alle weiteren Planungsleistungen unter Vertrag.


A BIT MORE INFORMATION
1995 begann mit dem Masterplan ‚Zoo der Zukunft‘, einem EXPO-Projekt, die mutige Neuausrichtung des Zoos Hannover. Innerhalb von 15 Jahren ist in der niedersächsischen Landeshauptstadt ein Erlebniszoo entstanden, der seine Aufgaben als Ort des Artenschutzes, der Bildung und Forschung ernst nimmt, sich aber zugleich als Freizeiteinrichtung versteht und seinen Besuchern Erholung und Unterhaltung verspricht. Die Besucher des Erlebniszoos Hannover tauchen ein in insgesamt sechs Themenwelten, deren Architektur und Landschaft konsequent verwirklicht wurden.
Yukon Bay ist die letzte Themenwelt, die in diesem Rahmen realisiert wurde. Ziel war es, für die nordischen Tiere des Zoos einen neuen, möglichst natürlichen Lebensraum zu gestalten, der den höchsten zoologischen Anforderungen entspricht und darüber hinaus emotionale Begegnungen mit den Tieren fördert. Das Storybuilding spielte im Planungsprozess eine wichtige Rolle. Die in der Yukon Bay lebenden Pinguine werden erst durch die Geschichte plausibel. Captain Henry Charters, der mit seinem Frachtschiff die Meere dieser Welt bereiste, lief eines Tages in der Nähe seines Heimathafens auf Grund. An Bord hatte er eine Kolonie Pinguine. Die Yukon Queen konnte noch gerettet und in den Hafen geschleppt werden; der Captain setzte sich zur Ruhe und eröffnete den nördlichsten Pinguinzoo der Welt.
Als große Herausforderung stellte sich bereits früh die relativ kleine Fläche heraus. Um den Anforderungen der Themenwelt und den Tieren gerecht werden zu können, wurden die Flächen von uns z.T. doppelt genutzt. Jedes Bauteil erfüllt mehrere Funktionen. So befindet sich das Karibugehege über der Goldmine, welche die Besucher nach Yukon Bay führt. Die Rückseite der Tribüne stimmt die Besucher mit ihrer bunten Reihenhausfassade und der Verkaufsfläche für Eis und Popcorn auf die Goldschürferstadt ein. Der Raum unter den Sitzreihen dient zudem der Eisproduktion der Marke Luigi Amarone. Auch die Dampflok am Bahnhof oder die Lorenbahn sind mehr als Dekor, erstere fungiert als ein Tor, letztere als eine verbindliche Abgrenzung zum Eisbärengehege.
14 Gebäude in vielfältiger Bauweise, von Vollholz über Stahlbeton und Mauerwerksbauten bis zu reinen Stahlkonstruktionen, wurden errichtet. Damit Yukon Bay City den Charme vergangener Goldgräberzeiten versprüht, wurden alle Fassaden und sichtbaren Elemente künstlich gealtert. Die Fassade des Palace Grand Theatre ist sogar ein originalgetreuer Nachbau des gleichnamigen Theaters in Dawson City. Auch in der Markhalle, die heute 480 Gästen Platz bietet, lassen sich Spuren der früheren Fischauktionen finden. Einst war der Marktplatz am Hafen vom Fischhandel geprägt, heute liegt nur noch der Duft von Salzwasser in der Luft. Der Blick schweift über den Hafen und das Eisbärengehege, dessen Barrieren kaum als solche wahrnehmbar sind. Die Hafenbrüstung ist zugleich eine detailliert geplante Schutzkonstruktion, Faktoren wie die Größe, Stärke, Geschicklichkeit von Mensch und Tier, die maximale Höhe der Wellen im Hafenbecken, das Risiko herunterfallender Gegenstände wurden berücksichtigt. Nicht nur hier verschwinden die Barrieren zu den Gehegen. Durch große Panoramascheiben lässt sich das Wolfsrudel auf besondere Weise beobachten und im Rumpf der Yukon Queen beeindrucken die Unterwassereinblicke in die Becken der Seerobben, Pinguine und Eisbären.
Mit der Yukon Bay haben wir eine komplexe Themenwelt realisiert. Insgesamt wurden 15.000 Kubikmeter Erdreich bewegt, 1.200 Tonnen Stahl und 13.000 Kubikmeter Beton und 39 Spezialglasscheiben für Unter- und Überwassereinblicke verbaut, 200 Tonnen kleinere und 400 große Natursteine gesetzt, 200 Großgehölze sowie 18.000 Sträucher und Stauden verpflanzt. Hinter den Kulissen arbeiteten über 60 Baufirmen, die u.a. 10 Kilometer Kommunikations- und 30 Kilometer Stromkabel verlegten.

FAKTEN AUF EINEN BLICK
Kunde Erlebniszoo Hannover
Projekt Yukon Bay
Leistungen Architektur und Landschaftsarchitektur (HOAI 1-9) und Generalplanung (u.a. für die Planungsbereiche Ingenieurbauwerke, Technische Ausrüstung, Tragwerksplanung, SiGeKo und Bauphysik), Kommunikation, Gastronomie, Retail

Planungs- und Bauzeit 2001 – 2010
Grundstücksgröße 26.500 m2
Bebaute Fläche 4.688 m2
Bruttogeschossfläche 7.072 m2
Baukosten 36,2 Millionen Euro