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DBCO

Bibelmuseum

DBCO, Christoph Steinweg
DBCO, Christoph Steinweg
Ort
Münster
Gebäudekategorie
Museen, Galerien
Bauvorhaben
Umbau
Jahr der Fertigstellung
2019
Material Fassade
Mauerwerk
Funktional, ästhetisch, nutzerorientiert –
DBCO sanieren Bibelmuseum in Münster


Sie sind direkt gegenüber dem LWL-Landesmuseum und in unmittelbarer Nähe des Münsteraner Doms beheimatet: das Bibelmuseum der Universität Münster und dessen Träger, das Institut für Neutestamentliche Textforschung. In einem mehrjährigen Prozess wurde das Gebäude, das ursprünglich in den 1960er Jahren als Erweiterung des nördlich gelegenen Geologischen Museums errichtet worden war, im laufenden Teil-Betrieb durch DBCO grundsaniert und erweitert. Auch die Dauerausstellung des Bibelmuseums wurde im Zuge dieser Sanierung – gemeinsam mit der Schwesteragentur BOK+Gärtner – vollständig überarbeitet und an moderne Präsentationsformen angepasst.

Einzel- und Gruppenbesucher werden künftig auf einem zweiten „Ehrenhof“ im Ensemble der beiden Häuser empfangen, der auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Entstanden ist dieser durch eine Umnutzung der zuvor von der Geologie als Werkstatthof genutzten Rückseite des Gebäudes.

Der – analog zur nördlich gelegenen Landsberg'schen Kurie kreierte – Hof, wurde mit einem speziell für das Projekt angefertigten Wasserstrich-Klinker ausgeschlagen. Mit der Umgestaltung des Hofes gelang die Schaffung eines Raumes, den das benachbarte LWL-Museum für Kunst und Kultur als nah am ursprünglichen Setting für die – nach Abbruch des Altbaus des LWL-Museums lange „heimatlose“ – Skulptur „Fassbinder“ von Richard Serra empfand. Gern hat die Universität der „großen Nachbarin“ an der Pferdegasse diese Fläche zur Verfügung gestellt.

Das neue, an das Bibelmuseum angegliederte Sockelgeschoss, das im Grundriss den Verlauf der historischen Befestigung der Domburg nachzeichnet, beinhaltet die gemeinsame barrierefreie Erschließung und die sanitären Anlagen für das Bibelmuseum und das benachbarte Geomuseum. Durch einen großformatigen Einschnitt in dem ehemaligen Keller ist ein neuer Empfangs- und Besprechungsraum mit Ausblick auf den neu geprägten Innenhof entstanden – in dessen Mitte der „Fassbinder“ ruht. Durch die Fortführung der Ziegelschale – diese ersetzt den zurückgebauten Sandstein-Sockel des 60er-Jahre-Baus – in die Innenräume ist ein fließender Übergang von Hof und Ausstellungsräumen entstanden.

Angegliedert an den offenen, lichtdurchfluteten Multifunktionsraum beinhaltet ein Klimatresor die umfangreichen Sammlungen des Bibelmuseums – bestehend aus Mikrofilmarchiven, Handschriften, Minuskeln und Papyrusrollen. In diesem Raum beginnt der – ausschließlich geführt mögliche – Besuch des Hauses. Die Schausammlung kann dann nach dem Aufstieg in das 2. Oberschoss besichtigt werden. Hier „schweben“ die sensiblen Exponate aufgrund konservatorischer Ansprüche in nahezu völliger Dunkelheit. Hierzu wurden die Fenster verschlossen, die Außenwand mit einer Innendämmung versehen. Von begehbaren Klimavitrinen bis hin zu mit einer speziellen, lichtschluckenden Beflockung versehenen Buchträgern, welche den möglichen Öffnungswinkel der Bibeln berücksichtigen, war Einfallsreichtum bei den Architekten von DBCO und den Ausstellungsgestaltern von BOK+Gärtner gefragt.

Direkt darüber wird in „gleißendem Licht“ an den Beständen geforscht. Für das an das Bibelmuseum angegliederte Institut für neutestamentliche Textforschung wurde das Dachgeschoss bereits zu Beginn der Maßnahme aus- und umgebaut. Aufgrund der enormen Buchbestände war das nur durch einen Nutzungsmix möglich, um so ausreichend Arbeitsplätze für Forscher, Gastwissenschaftler und Studierende unterbringen zu können. Für das kleine Erstlingsprojekt wurden die Architekten bereits im Jahr 2014 mit dem Velux Award ausgezeichnet.