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Dietrich | Untertrifaller Architekten

Volksschule Unterdorf, Höchst

Foto: Bruno Klomfar
Foto: Bruno Klomfar
Ort
Höchst
Gebäudekategorie
Schulen
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2017
Material Fassade
Holz
Ziel des modernen Schulbaus ist es, neue Unterrichtsformen auch architektonisch zu unterstützen und Inklusion – also die gleichberechtigte Teilhabe aller SchülerInnen und einen auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittenen Unterricht – zu erleichtern. Clusterschulen, in Skandinavien längst Standard, setzen sich langsam auch in Österreich durch. Das pädagogische Konzept hinter diesem Begriff steht für Unterricht in Kleingruppen, flexibel nutzbare Räume und abwechslungsreiche Freiflächen, möglichst mit Außenbezug. Charakteristisch ist die Auflösung des starren Raumprogramms: Keine Klassenzimmer entlang von Erschließungsgängen, sondern offene Grundrisse, die unterschiedliche Lehr- und Lernformen ermöglichen. Verschiedene heimische Schulneubauten haben in den vergangenen Jahren diese Anforderungen auf sehr unterschiedliche Art und Weise architektonisch umgesetzt. Eine radikale und kompromisslose Lösung zeigen Dietrich | Untertrifaller in der soeben fertiggestellten Volksschule Unterdorf in der Vorarlberger Gemeinde Höchst.

In einem schlichten, langgestreckten, ebenerdigen Holzbau sind auf der Ostseite vier idente Cluster untergebracht, auf der Westseite liegen die Sonderklassen und die Verwaltung. Eine großzügige Aula verbindet den Bereich der Sonderklassen mit der Turnhalle. Die Cluster gruppieren je zwei Stammklassen, einen offenen Gruppen- und einen Ruheraum sowie Toiletten und Garderoben um einen zentralen Aufenthaltsraum. Jeder Aufenthaltsraum wird von einem überhohen Pyramidenstumpf überkuppelt, durch dessen Oberlichten Tageslicht hereinströmt. Ein direkter Ausgang in einen eigenen Garten und Freiklassenbereich bezieht den Außenraum mit ein und ermöglicht kurze Verkehrswege. Großflächige Verglasungen sorgen für die nötige Transparenz, damit die Lehrer ihre Schüler stets im Blick haben, auch wenn diese z.B. in Kleingruppen in unterschiedlichen Räumen lernen oder spielen. Diese Sichtachsen sind auch eine ständige Einladung, den Raum in der Mitte zu nutzen und stärken das Gemeinschaftsgefühl innerhalb des Clusters. Der Pausenhof vor der Aula ist durch zahlreiche Wege mit dem gewachsenen Wegenetz von Unterdorf verbunden. Teile der Außenflächen stehen der örtlichen Bevölkerung als frei zugängiges Spiel- und Freizeitareal zur Verfügung.

Die gesamte Schule ist als reiner Holzbau ausgeführt. Die Oberflächen aus mehrschichtigen, verleimten Massivholzplatten sind nicht verkleidet, die Holzkonstruktion bleibt in allen Räumen sichtbar. Schülerinnen und Schüler profitieren vom besseren Lernklima und einer angenehmen, warmen Atmosphäre im Haus, die auch Heizkosten spart. Das Materialisierungskonzept basiert auf den Grundprinzipien Nachhaltigkeit und ökologische Optimierung. Die „graue“ Energie konnte durch den nachwachsenden, regionalen Baustoff Holz drastisch reduziert werden. Beim „Kommunalen Gebäudeausweis“ des Landes Vorarlberg hat die Schule in Unterdorf mit 940 Punkten einen der bisher höchsten Werte für einen Neubau erhalten.

Eine Arbeitsgruppe aus LehrerInnen, GemeindevertreterInnen und Beratern war von Anfang an in die Wettbewerbsausschreibung sowie in die Planung eingebunden und hat auch regelmäßig an den Baubesprechungen teilgenommen. Diese enge Zusammenarbeit war ein wesentlicher Faktor für die erfolgreiche Umsetzung dieses zukunftsweisenden Pilotprojektes, das einen neuen Schulstandard in Österreich definiert und hoffentlich als Multiplikator für den Holzbau in Österreich wirkt. Vorausgesetzt, die zuständigen Behörden zeigen Flexibilität und Mut zu innovativen Konzepten und passen die teilweise sehr rigiden Schulbaurichtlinien und starren Normierungen, die sogar den Winkel der Bestuhlung zur Tafel vorschreiben, an diese Entwicklung an.  

Auftraggeber: Gemeinde Höchst
Standort: A-6973 Höchst, Gaißauer Str. 10
Architektur: Dietrich | Untertrifaller
Projektleitung: Peter Nußbaumer
Wettbewerb: 2013 / 1. Preis
Bauzeit: 2015-2017
Fläche: 2.530 m²
Ökologie: Kommunalgebäudeausweis, 940 Punkte
Kapazität: 200 SchülerInnen / 8 Klassen + Vorschulklasse

Partner
Bauleitung: gbd, Dornbirn / Statik Holz: Merz Kley Partner, Dornbirn / Statik Beton: Gehrer, Höchst
Bauphysik: Weithas, Lauterach / Haustechnik: e-plus, Egg / Elektro: Hecht, Rankweil / Bauökologie: Spektrum, Dornbirn / Entwässerung: Rudhardt+Gasser, Bregenz / Landschaft: Heinrich, Winterthur