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Dietrich | Untertrifaller Architekten

Haus der Musik

Foto: Roland Halbe
Foto: Roland Halbe
Gebäudekategorie
Kultur, Kunst und Design
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2018
Material Fassade
Keramik
An einem der prominentesten Plätze Innsbrucks präsentiert sich das Haus der Musik mit großzügigen Einblicken ins Innere als offenes Haus. Zusammen mit dem Landestheater entstand ein städtebauliches Zentrum, umgeben von Hofgarten, Kongresshaus, Hofburg, Hofkirche, Volkskunstmuseum und Universität. Mit hohem Identifikationspotential fügt sich das große Volumen des Hauses feinfühlig und doch spannungsvoll in diesen Kontext ein. Durch die transparente Sockelzone, das zum Platz orientierte Foyer und den offenen Bühnenbereich des Großen Saales im Obergeschoss bekommt dieser Stadtraum eine bespielbare Komponente – der Große Saal wird zur Freiluftbühne, der Platz zum Zuschauerraum.

Der multifunktionale Komplex, der auch als Arbeits- und Forschungsstätte dient, beherbergt die Kammerspiele, zwei Konzertsäle, das Landeskonservatorium, das Institut für Musikwissenschaft und das Mozarteum. Zusätzlich stehen Räume für das Tiroler Symphonieorchester, drei Landesmusikvereine, die Festwochen der Alten Musik und Gastronomie bereit. Das oberste, fünfte Geschoß mit Veranstaltungsräumen und Bibliothek ist öffentlich zugängig und bietet von den Terrassen einen großartigen Blick auf die Stadt. Alle Bereiche sind übersichtlich und funktional organisiert. Die einzelnen Stockwerke sind um einen zentralen Erschließungskern angeordnet und werden über ein Atrium natürlich belichtet. Die lichtdurchflutete Panoramatreppe im Inneren verbindet Foyers und Aufführungsstätten über drei Ebenen. Attraktive Durch-, Aus- und Einblicke verknüpfen das Haus mit dem öffentlichen Raum und fördern die Kommunikation zwischen Besuchern und Nutzern. Zwei weitere Treppenanlagen führen bis zur obersten Ebene und unterstützen mit Blickachsen und Treffpunkten die Lesbarkeit des komplexen Raum- und Nutzungskonzeptes.

Die Fassade ist mit dunklen, vertikal strukturierten Keramikplatten verkleidet. Die verglasten Flächen werden durch einen geschoßhohen „Lamellenvorhang“ aus Keramikelementen vor Sonneneinstrahlung geschützt. In den Glasflächen des dreistöckigen transparenten Foyers und des Großen Saals spiegeln sich die umliegenden historischen Gebäude und die drei als Naturdenkmäler geschützten Bäume mit dem Leopoldbrunnen auf dem Vorplatz. So entstehen trotz des homogenen Charakters durch die wechselnden Lichtsituationen bei Tag und Nacht spannende und lebendige Effekte. Im Inneren setzt sich das Spiel mit transparenten und geschlossenen Flächen und Hell-Dunkel-Kontrasten fort –  samtig schwarze Wände in den Kammerspielen, helle, warme Holztäfelung in den Konzertsälen. Der vertikale Erschließungsturm ist als Stahlbetonkörper in seiner gesamten Höhe innen sichtbar.

Das akustische Konzept wurde gemeinsam mit Müller-BBM, München entwickelt. Ergebnis ist eine hervorragende Akustik, aufbauend auf einer massiven Raum-in-Raum-Bauweise für die Konzertsäle. Die Vorsatzschalen aus Kalksandstein in Stahlprofilfachwerk wurden so wie die Decke mit Holzelementen verkleidet, deren Struktur für ein optimales Hörerlebnis sorgt. Für den Großen Saal mit einem raumakustisch wirksamen Volumen von ca. V = 4.000 m3 wird so eine hervorragende Nachhallzeit von ca. TSoll = 1,8 s im mittleren Frequenzbereich (500 und 1000 Hz) für eine Sitzplatzanzahl von 500 Personen bei Solistenkonzerten erreicht. In den Übungsräumen verlaufen die Trennwände schräg, um Flatterechos zu vermeiden.

Erich Strolz hat 2014 den EU-weiten Wettbewerb mit einer überzeugenden Lösung des komplexen Raumprogrammes gewonnen. In ARGE mit Dietrich | Untertrifaller wurde das Projekt anschließend in nur drei Jahren weiterentwickelt und realisiert.

PROJEKTDATEN HAUS DER MUSIK

Auftraggeber: Innsbrucker Immobilien GmbH & Co KG
Standort: A-6020 Innsbruck
Architektur: ARGE Strolz – Dietrich | Untertrifaller
Projektleitung: Peter Nussbaumer, Andreas Lehner (DUA); Johannes Alge, Ferdinand Reiter (Strolz)
Wettbewerb: 2014, 1. Preis Erich Strolz
Bauzeit: 2015-2018
Fläche: BGF ca. 15.700 m² 
Kapazität: Großer Saal für 510 Personen, Kleiner Saal für 100 Personen, Verwaltungs- und Übungsräume, Bibliothek, Archiv, Gastronomie
Kammerspiele: Bühne mit Zuschauerraum für 220 Personen, Bühnenturm, Black Box, Garderoben und Werkstätten
Universität, Mozarteum, Landeskonservatorium: Ensemble-, Büro-, Unterrichts- und Seminarräume, Veranstaltungssaal für 120 Personen, Bibliothek

Partner
Bauleitung: Malojer, Innsbruck / Statik: Toms, Wien / Geotechnik: Teindl, Innsbruck / Haustechnik: Mikfey, Wien & Ortner, Innsbruck / Elektro: Brugger, Innsbruck / Licht: Ragg, Innsbruck / Bauphysik: Spektrum, Dornbirn / Fassade: gbd, Dornbirn / Brandschutz: IBS, Innsbruck / Akustik: Müller-BBM, Planegg bei München / Bühne: Kottke, Bayreuth