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schürmann dettinger architekten

TRU Gymnasium Trudering

Ort
München
Gebäudekategorie
Schulen
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2013
Architektenpreis
Wettbewerb 1.Preis 2009
Architektouren 2013
BAUHERR Landeshauptstadt München, Baureferat H3
BGF 17.800m2
LEISTUNGEN Wettbewerb 1. Preis 2009, LPH 1-5
BETEILIGTE Lex Kerfers Landschaftsarchitekten


An der Nahtstelle zwischen langzeiligem Geschosswohnungsbau im Norden und kleinteiligen Einfamilienhäusern im Süden vermittelt der großvolumige Neubau in Ausbildung eines langen, schmalen Baukörpers, durch die Gliederung in sieben „Häuser“ und durch den niedrigen zur Markgrafenstraße hin orientierten eingeschossigen Bereich zwischen diesen unterschiedlichen Körnungen.

Die Grundrissentwicklung folgt einer klaren Struktur in Grundriss und Schnitt. Im Erdgeschoss bildet die sich über das gesamte Gebäude erstreckende Promenade die Haupterschließung. An diesem Rückgrat lagern sich verschiedene Raumzonen (z.B. Lehrercafé, Schülercafé, Spielzonen, ...) des sozialen Lebens an. Mensa, Pausenhalle und Sporthalle sind Anfang und Endpunkt dieser Magistrale. Je Cluster erschließt eine zweigeschossige Himmelstreppe die Obergeschosse der Klassenhäuser.
Das Erdgeschoss beherbergt die allgemeinen Funktionen und Raumbereiche der Schule. Im ersten Obergeschoss sind die Aula, Bibliothek und Fachklassen angeordnet. Das zweite Obergeschoss ist ausschließlich den fünf Lernhäusern (Cluster) mit jeweils fünf Klassen und dezentralen Lehrerzimmern vorbehalten.

Die gesamte Schule wurde nach Passivhaus-Zertifikat projektiert, was eine vollständige Ausstattung mit Raumlüftung und Wärmerückgewinnung mit einschließt.

Die Ausführung der Schule folgt dem Bedürfnis nach ablesbarer, dem Charakter des Ortes verbundener Materialität. Wert- und nachhaltige Materialien wie Sichtbeton und Sichtmauerwerk erhalten dem Bau trotz des hohen Dämmstandards eine werthaltige Anmutung. Das Farbkonzept der Fassade wurde in mehreren Abstraktionsschritten ganz konkret aus dem Farben des Ortes (Kies der Müchener Schotterebene und Farben der Wiesen und Blumen am Ort) entwickelt und bindet das Haus wie selbstverständlich und unaufgeregt in seine Nachbarschaft ein.
Im Inneren werden zurückhaltende Grundfarben (Beton, lichtgrau, weiß, ...) mit den Naturfarben der zahlreichen Holzelemente ergänzt. Kontrastierend hierzu betonen kräftige Orange-Gelb-Töne die zentralen Kommunikationszonen.
Pädagogisches Konzept

Das bereits im WBW angelegte Raumkonzept sah eine durch die Organisation des Tragwerkes, des Brandschutzes und der Raumakustik ermöglichte, vollständig freie Raumverbundstruktur in den Klassengemeinschaftshäusern des 2. Obergeschosses vor. Durch diese leistungsfähige, zugleich offene Struktur waren unterschiedlichste Interpretationen (von klassischem Klassenraum bis hin zu einer offenen Lernlandschaft) je nach Bedürfnis des pädagogischen Konzept möglich. Das nun in enger Abstimmung mit dem Schulreferat realisierte Projekt verfolgt insofern ein gebundeneres Raumkonzept, als dass definierte, aber möglichst nutzungsneutral dimensionierte Räume in den Bezügen zueinander durch eine Vielzahl von räumlichen Verbindungen, Türen, beweglichen Trennwänden und Sichtbezügen, den (sich sicherlich auch verändernden) schulischen Wünschen folgend, frei „programmiert“ werden können.

Ergänzend zu den Lehr- und Lernzonen entwickeln mehrere Nutzungsangebote die Schule zu einem vielgestaltigen Raumgefüge, das auch die Bedürfnisse nach Privatheit und Selbstbestimmtheit über den ganzen Tag befriedigen. Die allgemeinen, schulöffentlichen Nutzungen wie Mensa, Aula und das große Foyer der Sporthalle sind - jederzeit für die Schüler zugänglich - in einem großen Spannungsbogen über das Schulhaus verteilt. Dieses „formelle Angebot“ wird ergänzt durch eine ganze Fülle von „informellen“ Angeboten: Lehrercafé, Schülercafé, Sportkiosk, Schülermitverwaltung und weitere nutzungsoffene Zonen sind, wie kleine Plätze in einem Stadtgefüge, offen für Aneignung und Inbesitznahme durch die Schulfamilie. Ergänzend laden viele Sitzgelegenheiten (offen und versteckt) im ganzen Haus zu Gespräch und Tratsch ein.


Bilder:
1,5- felix schürmann ellen dettinger architekten
2,4,6,7,8- Florian Holzherr