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Ferdinand Heide Architekt

Umbau und Erweiterung Aktienspinnerei, TU Chemnitz

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06.12.2023
TU Chemnitz, Umbau und Erweiterung des denkmalgeschützten Gebäudes der alten Aktienspinnerei - Städtebaulicher Ideen- und Realisierungswettbewerb, 1. Preis - Baulicher Realisierungswettbewerb, 2. Preis

Die Alte Aktienspinnerei ist das ideale Gebäude für die Ansiedlung der Zentralbibliothek der Technischen Universität Chemnitz. Nicht nur der herausragende Standort des imposanten Baukörpers, sondern auch die Struktur der einzelnen Geschosse sind für die Umnutzung gut geeignet. Mit der Widerherstellung der ursprünglichen Gebäudekubatur und der charakteristischen Fassadengliederung wird dem Gebäude seine ursprüngliche Ausdruckskraft und Erscheinung zurückgegeben. Gleichzeitig werden durch wenige sichtbare Eingriffe und durch die signifikanten Archivanbauten auf der Nordseite dem Gebäude neue moderne Elemente gegeben, die auch nach Außen auf die neue Nutzung verweisen. So wird ein Seitenflügel im Erdgeschoss in der Fassade so geöffnet, dass Einblicke und direkte Zugänge zu den öffentlichen Sondernutzungen des Hauses möglich sind.

Insgesamt handelt es sich um eine kritische Rekonstruktion, bei der alle wesentlichen Bestandteile des Bauwerks erhalten und in der ursprünglichen Fügung wieder errichtet werden. So werden die Außenwände mit ihren Fensteröffnungen wieder bis auf die ursprüngliche Höhe gezogen, der obere Teil des Mittelbaus wird rekonstruiert. Das innere Tragwerk des neu aufgesetzten Geschosses berücksichtigt die alte Stützenstellung, ist jedoch eine neue Konstruktion mit Stahlverbundstützen unter einem neuen Dachstuhl, der dem letzten Geschoss eine besondere räumliche Qualität verleiht.

Die Gestaltung der Fassaden im Einzelnen wird nach dem jeweiligen Befund und in Abstimmung mit dem Amt für Denkmalpflege in der weiteren Planung zu klären sein. Unser Entwurfskonzept sieht vor, dass deren ursprüngliche Anmutung weitgehend als Grundlage dient. Die neuen Aufstockungen sollen nur durch subtile Unterschiede in der Farbigkeit und Struktur zum Ausdruck kommen. Die Anbauten auf der Rückseite hingegen sollen eine hell geschlämmte Klinkervorsatzschale erhalten, in die zur Gliederung Fensteröffnungen oder Blindfenster geschnitten sind.

Auch im Innern des Hauses – auf den Bestandsetagen – kann mit überschaubarem konstruktiven Aufwand die wunderschöne Konstruktion für die neue Nutzung ertüchtigt werden. So bleiben alle Kappendecken, die tragenden Stützen, Unterzüge und die Spannbänder erhalten. Die mit einer neuen Regalstellung verbundenen umfangreichen Mehrlasten werden von neuen Stahlverbundstützen mit übernommen, die als Ergänzung der bestehenden Konstruktion in jedem Feld unter dem vorhandenen Unterzug platziert sind. Diese Konstruktion ist nur dort erforderlich, wo zukünftig die extrem hohen Deckenlasten auftreten werden. Aus diesem Grund haben wir die Grundrisszonierung des neuen Hauses so vorgenommen, dass jeweils nur der hintere Teil der Seitenflügel für die Freihandaufstellung herangezogen wird, während der Vorderteil einer offenen Anordnung von Lesplätzen, Gruppen- und Einzelarbeitsplätzen dient. Als besondere Qualität sehen wird die Herausnahme von drei Deckenfeldern im Zentralbau. Es entstehen großzügige Zugänge, Orientierung und vertikale Durchblicke. Als Fluchwege / notwendige Treppenräume dienen die vorhandenen Treppen an den Enden der Seitenflügel sowie die neuen Treppenhäuser neben dem Mittelrisalit. Über einen Fluchtunnel in der Ebene des Kellers, gelangt man von diesem direkt ins Freie. Für das Archiv wird parallel zum Bestandgebäude ein neuer Riegel vorgesehen, der optimal von der Rückseite angedient werden kann. Auf diesem Riegel befinden sich in kompakter Anordnung alle Technikzentralen. Das Kontorhaus wird im Sinne des Ensembles erhalten und für die Forschungsakademie, IUZ und zentrale studentische Beratung umgenutzt. In einem neuen Zwischenbau finden alle Werkstätten Platz, die ihrer Nutzung entsprechend ausschließlich über große Oberlicht-Sheds belichtet sind.

Die Öffentlichkeitswirksamen Nutzungen wie Cafeteria, Ausstellung, Senatssaal, Kreativzentrum und wellcome- Center sind alle rechts neben dem Haupteingang im Erdgeschoss untergebracht. Eine behutsame Öffnung der Fassade in Form von Fenstertüren verschafft die gewünschte Offenheit und Transparenz zur Stadt.