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Ferdinand Heide Architekt

Wohnhaus in Frankfurt

Objekt: Wohnhaus in Frankfurt am Main
Standort: Frankfurt am Main
Bearbeitete Leistungsphasen: HOAI LP: 1-9
Gebäudevolumen Neubau: 785 cbm BRI
Fläche Neubau: 235 qm BGF
Bauwerkskosten Neubau: 300.000 €

Auszeichnung:
Architekturpreis Zukunft Wohnen
Anerkennung Martin-Elsaesser-Plakette
Auszeichnung Haus des Jahres 2002
Schöner Wohnen Preisträger
Vorbildliche Bauten Hessen 2005


Ein reizvolle Situation im alten Ortskern eines Frankfurter Stadtteils und der Wunsch in einer gewachsenen, urbanen Umgebung zu wohnen, war Ausgangspunkt für den Um- und Anbau. Das Ensemble aus einem denkmalgeschützten Fachwerkhaus, einem leerstehenden Anbau aus den 30iger Jahren und dem davor­liegenden Hof sollte so verändert und nachverdichtet werden, dass ein attraktives Wohnhaus mit Garten entsteht. Das Leitbild war ein Stück Wohn- und Lebensqualität mitten im gewachsenen Stadtteil; nicht das Einfamilienhaus auf der „grünen Wiese“.

Thema des Entwurfes ist das Nebeneinander von Alt und Neu und die Beziehung zwischen Innen und Aussen. Die vorgefundene Gebäudesubstanz wurde zu einem schmalen, langen Baukörper ergänzt, der einen kleinen Garten (den früheren Parkplatz) einfasst und der fast vollständig zu diesem ausgerichtet ist. Die Ausnahme bildet ein kleiner, gepflasterter Eingangshof, über den von der Gasse das Haus seitlich erschlossen wird. Der Garten selbst wird von Mauern umschlossen, die in den Innenwänden des Hauses ihre Fortsetzung finden. Mit großen „Glaswänden“ im Neubau und der Öffnung der bestehenden Hofwand des Fachwerkhausanbaus wird der Garten gleichsam als ein zusätzliches „Grünes Zimmer“ in das Haus miteinbezogen. Diesen Eindruck unterstreicht die Konstruktion: Sie verzichtet an der Nahtstelle zum Garten auf Wände und Pfeiler, sondern tritt mit sehr schlanken Stahlprofilen, die zugleich die Verglasung aufnehmen in Erscheinung. Das Spiel zwischen transparenter Haut und massivem Gebäude ist durch den Kontrast zwischen Sichtbetondecken und -wänden und den schweren Bruchsteinwänden mit den fast rahmenlosen Glasscheiben (profillose Glasecken) im Haus allgegenwärtig.

Alle Räume des Hauses sollten sehr individuelle, den Nutzungen angepasste Qualitäten aufweisen. Während die Räume im Erdgeschoß – Wohnzimmer, Esszimmer, Küche – alle direkten Zugang zum Garten haben, zeigen die Räume im OG eher geschlossenen Charakter. Bei den Kinderzimmern entsteht durch Öffnen mehrerer raumhoher Holzdrehtüren über ein „Wintergarten“ ein direkter Bezug nach aussen. Arbeitszimmer und Schlafzimmer hingegen sind bis auf ein kleines Eckfenster vollständig von Wänden umgeben. Hier sorgt ein Oberlichtband für eine besondere Atmosphäre. Im Ganzen wird die Stimmung des Hauses durch das Wechselspiel von Licht und Schatten, von Spiege­lung und Reflexion aber auch durch sorgsam aufeinander abgestimmte Materialien - Sichtbeton, Basaltlava, Holz, Glas und farbige Putzflächen - geprägt.

Die neue Öffnung der Wohnräume nach Süd-Westen verbunden mit der hohen Speicherfähigkeit der Sichtbetondecken und der Natursteinböden und – wände erweist sich im täglichen Betrieb als energetisch äußerst günstig. Den erforderlichen Sonnenschutz bietet im Sommer eine Platanenreihe. Im Winter fällt die Sonne bis tief in das Haus hinein und erwärmt auf natürliche Weise die Rückwände und Böden.