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Freivogel Mayer Architekten

Erweiterung einer Grundschule

© Dietmar Strauß
© Dietmar Strauß
Ort
Ludwigsburg
Gebäudekategorie
Schulen
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2019
Ludwigsburg, 2019

Auftraggeber Stadt Ludwigsburg

2014-2019 (Bauabschnitt I)
ab 2018 (Bauabschnitt II)

Kontext - Ein über Jahrzehnte gewachsener Schulstandort im Ludwigsburger Stadtteil Oßweil soll entsprechend den aktuellen funktionalen, energetischen und bautechnischen Anforderungen neu organisiert werden. Anstatt den oftmals einfacher erscheinenden Weg des Abbruchs und kompletten Neubaus zu wählen, werden sowohl das identitätsstiftende Jahrhundertwende-Schulhaus als auch der schlichte aber funktionale Nachkriegsbau aus den Fünfzigerjahren erhalten. Mithilfe eines neuen dazwischenliegenden Bauteils entsteht eine neue Gesamteinheit, die den Anforderungen des gewachsenen Ortes genauso Rechnung trägt wie den Ansprüchen eines zeitgemäßen Schulbetriebs.

Städtebau - Das für den Ort prägende Schulhaus aus dem Jahr 1905 behält seine Funktion als Auftakt und Kopfbau, der ursprüngliche ortsbildprägende Charakter seiner Außenerscheinung wird wiederhergestellt. Zwischen den 2 Altbauten erstreckt sich ein Neubau, der als neues Bindeglied zur räumlichen und funktionalen neuen Mitte der Schule wird. Mit seiner großmaßstäblichen zweigeschossigen Kolonnade übernimmt er außerdem die Funktion eines räumlichen Abschlusses des westlich angrenzenden großen Freiraums und bildet eine angemessene seitliche Fassung für den Blick Richtung altem Oßweiler Schloss im Norden des Areals.

Gebäude - Über eine neue Eingangssituation gelangt man in den längsorientierten Neubau. Dessen zweigeschossiger offener Erschließungsbereich dient als neuer zentraler Verteiler für alle 3 Bauteile. Unmittelbar daran angeschlossen sind im Eingangsgeschoss des Neubaus ein Veranstaltungssaal für 300 Personen der auch als Mensa genutzt wird, in der oberen Ebene der Ganztagesbereich, im Jahrhundertwendebau der Lehrer- und Verwaltungsbereich und barrierefrei über die 2 Neubauebenen erreichbar die Klassentrakte im Fünfzigerjahre Bau. Als Zusatznutzen der neu organisierten Erschließungsstruktur wird die ansonsten erforderliche hohe Anzahl zusätzlich notwendiger Fluchttreppen deutlich minimiert, freistehende außenstehende Fluchttreppen an den Altbauten sind nicht erforderlich.

Bauweise und Energiekonzept - Die gewählten Konstruktionen und Materialien folgen der Zielsetzung robuste Oberflächen mit hoher Materialeigenwertigkeit und haptischer Erlebbarkeit zu kombinieren. Die im Passivhausstandard realisierte Neubaufassade wird geprägt von den sandgestrahlten Betonfertigteilen der Kolonnaden sowie einer präzise gefertigten Holzbekleidung. Im Gebäudeinnern dominieren brettgeschalter Sichtbeton, naturbelassene Massivholzoberflächen, Schwarzstahl und ein oberflächenfertiger Gussasphaltbelag. Der energetische Standard des Neubaus ist mittels kontrollierter Lüftung und den thermisch entkoppelten vorgesetzten Bauteilen in der Nähe des Passivhausstandards angesiedelt, die Sanierung des Fünfzigerjahre Baus, die im Rahmen des zweiten Bauabschnitts erfolgt, umfasst eine grundlegende energetische Optimierung der baujahrstypisch nicht mehr zeitgemäßen thermischen Hülle. Den wichtigsten Baustein des energetischen Gesamtkonzepts bildet jedoch die Entscheidung die 2 Altbauten mit der darin gebundenen grauen Energie nicht abzureisen, sondern zusammen mit dem neuen Bauteil als Gesamtsystem in die nächste Nutzungsperiode zu überführen.