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Grellmann Kriebel Teichmann & Partner

Franziskaner-Minoritenkloster Sanierung Konvent - Würzburg

Gerhard Hagen
Gerhard Hagen
Ort
Würzburg
Gebäudekategorie
Kirchen, Klöster, Moscheen, Synagogen
Bauvorhaben
Sanierung
Jahr der Fertigstellung
2019
Material Fassade
Putz
Architektenpreis
Antonio-Petrini-Preis
Seit 1221 leben und wirken Brüder des Heiligen Franz von Assisi hier an diesem Ort
in Würzburg. Ab 2011 durften wir die Franziskaner-Minoriten auf ihrem Weg durch
die Zeitläufe für einige Jahre begleiten. Aufgabe war zunächst, für eine nachhaltige
Sicherung des Standortes in einem Gesamtüberblick auf die Klosteranlage Bedarfsflächen,
Qualitäten, Mängel und Entwicklungschancen zu analysieren und mit den
Zielsetzungen der Gemeinschaft für die Zukunft zur Deckung zu bringen.
Gemeinsam wurden drei Bausteine festgelegt:
– Konzentration des Konvents auf Kreuzgang und Ostflügel und Vermietung von
Südflügel und ehemaliger Bibliothek im Westflügel
– Sanierung und Neuordnung der Vermietflächen im ehemaligen Seminarbau Sankt
Valentin
– Aufgabe des südlichen Parkplatzes und Erbpachtvergabe an das benachbarte
Traditionshotel Rebstock

Pforte, Empfangs- und Gemeinschaftsräume um den Kreuzganghof wurden geordnet
und saniert. So zeigen sich die öffentlichen Räume am historischen Ort einladend
neu und verweisen zeitgemäß gestaltet auf die traditionelle Hinwendung und Offenheit
der franziskanischen Spiritualität.
Im Zentrum des Grundstücks dient nun der Ostflügel, neugeordnet und grundsaniert,
als reduzierter Klausur-, Verwaltungs- und Gästebereich.
Die freigewordenen Flächen im Konvent können nun als Unterkunft für unbegleitete,
minderjährige Flüchtlinge genutzt werden. Die leer geräumten Flächen der Bibliothek
nehmen Teile des Würzburger Stadtarchivs auf.
So nutzen die Franziskaner-Minoriten ihren Rückzug ins Zentrum ihres Konvents zur
Intensivierung ihres traditionellen Dienstes an der Würzburger Stadtgesellschaft.


In Kreuzgängen verbinden sich Garten und Weg in konzentrierter Geometrie.
Man eilt oder verweilt, trifft sich gezielt oder zufällig, man plaudert oder
schweigt. Wie die griechische Stoa, die Wandelhalle am Rande des Athener
Marktplatzes, dienen diese Orte als Schwellen zwischen Vita activa und contemplativa
und regen zu Gespräch und philosophischem Denken an. Ihrer Bedeutung
entsprechend werden sie besonders gestaltet, die statische Struktur und das Spiel
von Licht und Schatten werden auf das Durchschreiten hin architektonisch
rhythmisiert.
Diese Prinzipien dienen uns für die Gestaltung der neuen Wege durch Konvent
und Klausur: Der Wechsel von wandhohen Holztüren mit weißen Putzflächen,
das rhythmische Verengen und Weiten im Grundriss, unterstützt von raumbildendem
Helldunkel der Lichtgestaltung und differenzierter akustischer Dämpfung der
Decken geben den vormals öden Fluren wechselnde Aufenthaltsqualitäten.
Der Duft des unversiegelten, geölten Eichenholzes von Tür und Parkett regt zusätzlich
den Geruchssinn an.


Die frühchristlichen Klöster entstanden aus Einsiedeleien, Orten von gemeinschaftlich
lebenden Eremiten.
Die Zelle als Raum für den Einzelnen dient der Arbeit in der Stille, dem Studium
und der individuellen Meditation. So steht es in den klösterlichen Regeln. Natürlich
ist der eigene Raum auch Rückzugsort für die Intimität des Alleinseins.
Dem Armutsideal entsprechend sind die Räume schlicht und schmucklos. Geölte
Eiche und weiße Flächen strahlen trotz oder wegen der minimalistischen Gestaltung
heitere Sachlichkeit und würdige Nachhaltigkeit aus.