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Hausmann Architektur

Grundschule St. Michael, Paderborn

Neubau einer zweizügigen Grundschule und Dreifeldsporthalle
Jörg Hempel für Hausmann Architekten
Jörg Hempel für Hausmann Architekten
Ort
Paderborn
Gebäudekategorie
Schulen
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2020
Material Fassade
Mauerwerk
Die Grundschule St. Michael ist mit Beginn des Schuljahrs 2020/21 in das neue Gebäude am Abdinghof eingezogen, das im September 2020 offiziell eingeweiht wurde. Angebunden an Gymnasium und Realschule ergänzt die neue Grundschule den innerstädtischen Schulcampus St. Michael, der in Trägerschaft des Erzbistums Paderborn geführt wird. Im Zuge der Neugestaltung des Schulstandorts ist neben der Grundschule eine Sporthalle realisiert worden, deren begrüntes Dach als erweiterter Pausenhofbereich dient und den Schulen einen großen Raum für gemeinsame Schulfeste bietet. Ein neues Musikforum, das derzeit noch im Bau ist und zum Schuljahr 2022/23 eröffnet werden soll, wird den Schulstandort vervollständigen.

Städtebauliche Einbindung
Der Schulcampus St. Michael liegt im Zentrum von Paderborn inmitten des grünen Paderquellgebiets. Südlich des Schulgrundstücks liegt die Abdinghofkirche. Östlich davon, in unmittelbarer Umgebung, befinden sich die Stadtbibliothek, das Haus der Dommusik und der Paderborner Dom.
Der Neubau der dreigeschossigen Grundschule und die neue Dreifeld-Sporthalle ergänzen die Bestandsgebäude der weitergehenden Schulen St. Michael und bilden die südwestliche Fassung des Schulcampus. Der gemeinsame Pausenhof verbindet alle drei Schulen miteinander. Der Pausenhof der Grundschule liegt als eigenständiger Freibereich auf dem oberen Abdinghofniveau und führt die Parklandschaft des Paderquellgebiets fort. Der Blickbezug auf den Paderborner Dom und die Abdinghofkirche bleibt erhalten.

Schule als Lebensraum
Mit Hilfe einer Programmstudie, weitergeführt in Form einer Machbarkeitsstudie, wurde vorab untersucht, wie die Erweiterung der St. Michael Schulen um eine zweizügige inklusive Grundschule mit musikpädagogischem Schwerpunkt realisierbar ist. In engem Austausch mit allen Beteiligten – Lehrer-, Schul- und Elternvertretern sowie Referenten von Seiten des Erzbistums – wurde ein Raumprogramm im Hinblick auf das Gesamtkonzept der drei Schulen sowie ein Nutzungskonzept auf Grundlage des pädagogischen Konzeptes überprüft und im Entwurf entsprechend umgesetzt.
Dem zukünftigen musikpädagogischen Schwerpunkt des Schulstandorts wird das neue Musikforum, das derzeit noch in Bau ist, gerecht. Die neue "musikalische" Mitte wird das Bindeglied zwischen der neuen Grundschule und den Bestandsschulen sein und die gemeinsame Identität verkörpern.
Das Konzept der neuen Grundschule versteht "Schule als Lebensraum". Zum einen wird hier dem rhythmisierten Ganztag Raum gegeben, der den Kindern neben dem Lernen auch das Bewegen, Spielen, Essen, Ausruhen und Kommunizieren in einem gesunden Rhythmus ermöglicht. Zum anderen bietet das Lernen und Lehren in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen den Kindern die Chance, voneinander, füreinander und miteinander zu lernen.

Lerncluster als Heimat
Über den Pausenhof am Abdinghof gelangt man von Süden auf das Schulgrundstück und betritt die Grundschule über den Haupteingang im ersten Obergeschoß. Der Zugang zu den Lernbereichen erfolgt über das Treppenhaus, das zugleich Eingangsbereich und Windfang ist.
Kern des Entwurfs sind die Lerncluster in den Obergeschossen, die als ganztägig nutzbare Lernumgebungen verschiedene Lern- und Lehrsituationen ermöglichen und die Voraussetzung für pädagogische Flexibilität schaffen: Vier Klassenräume bilden die zentralen Lern- und Rückzugsorte des Clusters. Sie werden ergänzt durch die zugehörigen Differenzierungsräume – jeweils zwei Klassenräume teilen sich einen Differenzierungsraum – und sind so miteinander verbunden. Hinzu kommen ein Therapie- und Ruheraum sowie eine Bibliothek und angegliederte Teamräume mit Arbeitsplätzen für die Lehrenden. Alle Räume gruppieren sich um eine großzügig konzipierte Mitte, das sogenannte "Wohnzimmer", ein Ort für Begegnung und Kommunikation, aber auch für das gemeinsame Mittagessen. So werden die beiden Lerncluster in den Obergeschossen zur "Heimat" für vier Jahrgänge. Alle Lern-, Arbeits- und Betreuungsbereiche werden über die Mitte erschlossen. Ein zentrales dreigeschossiges Atrium sorgt für die Belichtung der innen liegenden Bereiche.
Im Erdgeschoss befindet sich die Verwaltung der Grundschule mit separatem Zugang und Blick auf das Paderquellgebiet. Das Zentrum bildet der Mehrzweckraum mit Orientierung auf den Schulhof, der nicht nur eine separate Sportfläche für die jüngeren Schüler ist, sondern auch zentraler Spiel- und Bewegungsraum für den Ganztag. Die interne Erschließung der Verwaltungsräumlichkeiten, die um den Mehrzweckraum verläuft, ist aus akustischen Gründen teilweise räumlich von diesem getrennt, jedoch über großzügige Öffnungen mit dem Raum verbunden. Ein dreigeschossiger überdachter Lichthof sorgt für Belichtung von oben und für Sichtverbindungen zu den darüber liegenden Lernclustern.

Sporthalle und Sporthallendach
Östlich der Grundschule ist an zentraler Stelle auf dem Schulgrundstück eine neue Dreifeld-Sporthalle realisiert worden, die das zukünftige Sportzentrum der St. Michael Schulen ist.
Bestehend aus einer Zweifeld- und einer Einfeld-Halle unter einem Dach, orientiert sich das eingeschossige Gebäude mit einem offenen Erdgeschoss über die gesamte Längsseite zum gemeinsamen Pausenhof im Norden, südlich ist sie in das Erdreich eingebunden.
Die Schüler der weiterführenden Schulen erschließen das Gebäude über den Pausenhof, für die Grundschüler ist die Sporthalle über eine interne Verbindung erreichbar. Die Hallen sind auch auf die Nutzung für Veranstaltungen wie Einschulungsfeiern ausgelegt.
Mit einer großen Freifläche auf dem Dach der neuen Sporthalle werden die entfallenen Grün- und Freibereiche auf dem Schulgrundstück kompensiert und der große Hallenbaukörper in das „grüne“ Bild der Paderquellen eingebettet. Dieser erweiterte Pausenhof wird von allen drei Schulen genutzt und ist von Süden über zwei Freitreppen erreichbar sowie über eine Brücke vom zweiten Obergeschoss der Grundschule barrierefrei zu begehen.

Konstruktion
Das dreigeschossige Grundschulgebäude ist in Stahlbetonbauweise ausgeführt. Als vertikale Tragelemente dienen in den Hauptachsen Wände, wandartige Träger und Stützen aus Stahlbeton. Im Bereich der Lerncluster und des Atriums werden die vorhandenen Lasten über wandartige Träger bis ins Dachgeschoss geleitet, um von dort über die äußeren Achsbereiche abgetragen zu werden. Die Dachkonstruktion besteht aus einem hinterlüfteten flachgeneigten Zinkstehfalzdach.
Die dynamische Beanspruchung und hohe Belastung des Sporthallendaches erfordert eine entsprechende Konstruktion. Die Dachkonstruktion der Einfeld-Halle besteht aus sechs Stahlfachwerkträgern mit einer Höhe von 130 Zentimetern, die in einem Achsabstand von 4,80 Meter über die Hallenquerseite spannen. Die Dachkonstruktion der Zweifeld-Halle ist um 90 Grad gedreht. Hier spannen zusätzlich zwei Stahlfachwerkträger über die Längsseite und verkürzen so die Querträger.

Fassade
Die Fassaden sind in Anlehnung an die Farbtöne der Natursteinmauer des Abdinghofs aus naturfarbenen Klinker. Innerhalb der Fassade gibt es einen Farbverlauf, der von grau-grün in der Sockelzone zu beige-rosé aufsteigend immer heller wird.
Bei der Grundschule sind in den Obergeschossen große Aluminium-Fenster mit öffenbaren Schiebe-Elementen in die Fassade eingesetzt. Im Erdgeschoss sowie im Foyer der Sporthallen sind die Fenster als bodentiefe Aluminium-Pfosten-Riegel-Fassaden ausgeführt. Die Oberlichtbänder der Sporthallen sind mit einem außenliegenden Sonnenschutz aus vertikalen Aluminiumlamellen ausgestattet.