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heinlewischer

Fraunhofer-Institutsgebäude in Gießen

Foto: Brigida González
Foto: Brigida González
Ort
Gießen
Gebäudekategorie
Labor-, Forschungsgebäude
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2020
Material Fassade
Glas
Ein Haus für Pioniere
Fraunhofer-Institutsgebäude in Gießen


Führende Forscher
Die Projektgruppe Bio-Ressource des Fraunhofer Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie, kurz IME, forscht seit über zehn Jahren auf dem Feld der Insektenbiotechnologie und hat längst eine Pionierrolle auf dem Feld der Erforschung von Insekten als Bioressource übernommen.


Kurze Wege

Seit der Fertigstellung des neuen Institutsgebäudes Bioressourcen im August 2020 arbeiten die Forscher zusammen unter einem Dach auf viertausend Quadratmetern. Zuvor waren sie auf die Räume unterschiedlicher Institutionen verteilt. Das neue Haus steht in direktem Bezug zur Universität Gießen und in Nachbarschaft zu den Naturwissenschaften, sodass alle die gleiche Infrastruktur nutzen. Die kurzen Wege zwischen den verschiedenen Einrichtungen stellen den Austausch mit den Nachwuchsforschergruppen sicher.

Rundum hochwertig
Die Architektur hat an dieser exponierten Stelle die Aufgabe, die heterogene gebaute Umgebung aufzuwerten und die anspruchsvolle Forschungsarbeit zu repräsentieren. Die Klarheit wissenschaftlichen Denkens findet ihren Ausdruck in Struktur und Formensprache des viergeschossigen Hauses. Die auskragenden Geschossdecken betonen die Horizontale, was dem Bau einen pavillonartigen und filigranen Charakter verleiht. Und durch die vier gleichwertigen Fassaden erscheint das Haus rundum hochwertig.

Die große Rolle der Winzlinge
Der Rhythmus und die Materialität der Fassade wird nur an einer Stelle unterbrochen: An der Südost-Seite erstreckt sich über drei Geschosse und sechs Fassadenfelder, ein überdimensionales Insektenhotel. Es ist Teil einer mehrteiligen Kunstinstallation, die sich abstrakt mit dem Thema Artenvielfalt der Insekten auseinandersetzt. Im Gebäudeinnern befinden sich weitere Teile: Ein kleiner Urwald und Wandprojektionen von Insektenbildern. Die Kunst am Bau unterstreicht die große Rolle der winzigen Protagonisten in diesem Haus und informiert die Gäste unterhaltsam und anspruchsvoll.

Bespieltes Atrium
Die Klarheit der Fassade setzt sich im Inneren fort. Den Kern bildet das überglaste Atrium, das viel Tageslicht hineinlässt und weite Blickachsen erlaubt. Die Büroräume gruppieren sich um den Innenhof und ermöglichen den Mitarbeitern mitzubekommen, was im Haus los ist. Nicht nur durch den Urwald und die Projektionen wird der haushohe Raum bespielt: Hier finden Veranstaltungen, Präsentationen oder Vorträge statt. Wie in einem Theater mit Rängen, ist es hier möglich, von jedem Geschoss aus als Zuschauer dabei zu sein.

Die Einheit der Gegensätze
Der fast quadratische Grundriss vereint Räume gegensätzlicher Funktion. Verschlossenheit trifft hier auf Offenheit: Die Forschung selbst findet in abgeschlossenen biochemischen Laborräumen der Schutzstufe S1 bis S3 statt und für den Austausch stehen offene Aufenthaltsräume zur Verfügung. Im obersten Geschoss liegt neben einem Gewächshaus, in dem Futter für Insekten gezüchtet wird, mit bester Aussicht über Gießen ein großer offener Gemeinschaftsraum mit Verbindung zur Dachterrasse. Dieser Raum fördert die Zusammenarbeit und die Synergien zwischen den Forschungszweigen und ersetzt die klassischen, kleinen Teeküchen.

Auftraggeber
Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten
Forschung e.V.

Architekt
Heinle, Wischer und Partner
Freie Architekten

Projektteam
Till Behnke (verantwortlicher Partner),
Martin Schmirander (Projektleitung),
Naun Ha, Lena Hagelstein, Lilyana Guleva, Philipp Steiff

Funktionsprogramm
Labore Biochemie (S1 bis S3 nach BioStoffV und GenTSV), Büros,
Besprechung und Konferenz, Lager, Sensorikpa¬nel, Kryolager,
Zuchtgewächs¬haus, Thermokonstanträume und Klimakammern zur Insekten¬zucht

Projektdaten
Leistungsphasen: 2–8 HOAI
Planungsbeginn: 03/2015
Baubeginn: 11/2016
Fertigstellung: 08/2020
Nutzfläche: 4.396 m²
Bruttogrundfläche: 9.083 m²
Bruttorauminhalt: 41.501 m³
Gesamtkosten: 27,8 Mio. €