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HAWLIK GERGINSKI Architekten

Pflegeheim Poysdorf

Ort
Poysdorf
Gebäudekategorie
Wohnheime
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2011
Material Fassade
Putz
Das Pflegeheim „Haus der Barmherzigkeit“ in Poysdorf ist ein Meilenstein in der Landschaft der österreichischen Pflegeheime. Zum ersten Mal wird hier ein Pflegeheim der vierten Generation in großem Maßstab in Österreich umgesetzt.

Im Jan 2009 stand das Büro HUSS HAWLIK Architekten als Sieger eines geladenen Wettbewerbs mit 7 Teilnehmern fest. Baubeginn war im November 2009, Fertigstellung nach 17 Monaten Bauzeit im Mai 2011.

120 BewohnerInnen leben hier in 8 Wohngruppen zu je 15 Personen, man spricht nicht mehr von „Stationen“ sondern von „Wohngemeinschaften“.

Kern der Wohngemeinschaften ist ein zentrales Wohnzimmer mit angeschlossener offener Küche. Hier werden die Mahlzeiten unter größtmöglicher Anteilnahme der BewohnerInnen von AlltagsbetreuerInnen vorbereitet und auch mit diesen gemeinsam verzehrt. Es gibt weder eine zentrale Großküche, noch eine Kantine für das Personal. Auch kleinere hauswirtschaftliche Tätigkeiten, wie das Waschen der Wäsche und gegebenenfalls das Bügeln, können von den BewohnerInnen selbst verrichtet werden.

Für die Einrichtung des Wohnzimmers wurde von den Bauherrn eine der Altersgruppe angemessene Gestaltung gewünscht. Diese wurde in schlichten Formen umgesetzt, jedoch durch Farb- und Materialwechsel ein Gemütlichkeit erzeugt. Neben den in Eiche und Weiss gehaltenen Einbaumöbeln gibt es einen weinroten „Kachelofen“, der jedoch aus praktischen und Sicherheitsgründen über die Fußbodenheizung beschickt wird.

Die Gesamtheit dieser Maßnahmen wirkt der bislang häufigen Hospitalisierung mit ihren unerwünschten Auswirkungen entgegen. Es sind in jeder Wohngemeinschaft BewohnerInnen unterschiedlicher Pflegestufe untergebracht, auf eine spezielle Demenzstation kann auf Grund der intensiven direkten Betreuung verzichtet werden.

Aus architektonischer Sicht wurde dieses Pflegekonzept in ein Raumprogramm übertragen und in Form von offenen Wohnküchen umgesetzt. Angeschlossen sind mit direkten Blickbeziehungen ein Hauswirtschaftsraum und eine aus hygienegründen erforderliche Vorbereitungsküche. Der Arbeitsplatz der AlltagsbetreuerInnen befindet sich ebenfalls zentral in der Wohnküche.

Den Wohnküchen vorgelagert befinden sich Terrassen, die in Richtung des westlich angrenzenden Badeteichs ausgerichtet sind.

Die acht Wohngruppen sind in drei Wohnhäusern zusammengefasst, die sich in den nördlich gelegenen Landschaftsgarten wie drei Finger auffächern. Die Formen- und Architektursprache der Wohnhäuser ist bewusst zurückhaltend, nur durch einem Farbkonzept folgenden Bänder gegliedert.

Durch das Einbinden des Gebäudes in die vorhandene Topographie erscheint das für den Ortsrand von Poysdorf verhältnismäßig große Volumen doch angepasst: Der Eingangsbereich befindet sich auf der mittleren der drei Ebenen und von der Straße aus gesehen sind die Baumassen in der Höhe gestaffelt.

Den Haupteingang des Pflegeheims erreicht man im Süden von der Laaerstraße durch einen vorgelagerten Garten bzw. über einen Vorplatz mit zentralem Baum. Der Eingangsbereich mit angeschlossener Terrasse ist ein zentraler Kommunikationsort für die BewohnerInnen und wichtige Schnittstelle zur Umgebung. Um diese Verknüpfung mit der umliegenden Landschaft auch bei widriger Witterung herzustellen, wurde die Eingangshalle mit den angeschlossenen Gemeinschaftsräumen in organischen, fließenden Formen umgesetzt und großzügig verglast.

Wandelgänge verbinden auf drei Ebenen die drei Wohnhäuser und es ergeben sich durch die unterschiedliche Wegeführung in den Etagen räumlich interessante Blicke. Durch die mehrgeschoßigen Bereiche strömt Licht von oben herein, nach unten blickt man in den Garten. Die Paneele der Passade und die außenliegenden Rollos bilden einen Farbverlauf, der die drei Farben der Wohnhäuser zusammenführt.

Die Gemeinschaftsräume wurden hochwertig ausgestaltet, ein mit Glimmer versehener mineralischer Putz mit horizontalen Nuten strahlt in Kapelle, Bibliothek und Verabschiedungsraum Würde und Qualität aus. Das Pflegebad wurde mit Mosaikfliesen und farbigen Glasscheiben versehen, mehr SPA als Badezimmer.