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Schauspielhaus Düsseldorf

Theaterikone wurde saniert und feierte 50. Jubiläum!
© ingenhoven architects / HGEsch Photography
© ingenhoven architects / HGEsch Photography
Ort
Düsseldorf
Gebäudekategorie
Theater, Opernhäuser, Konzertsäle, Kinos
Bauvorhaben
Sanierung
Jahr der Fertigstellung
2020
Material Fassade
Metall
Am 16. Januar feierte das Düsseldorfer Schauspielhaus das 50. Jubiläum seines am 16. Januar 1970 eröffneten Neubaus. Das zwischen 1965 und 1970 nach den Plänen des Architekten Bernhard Pfau errichtete Gebäude bildet mit dem benachbarten Dreischeibenhaus eines der bedeutendsten Ensembles der Nachkriegsarchitektur in Deutschland. ingenhoven architects waren für Umbau und Sanierung des Theaters verantwortlich.

Der sensible Umgang mit dem architektonischen Erbe stand bei der Sanierung im Vordergrund. Analog zum Nachbargebäude ist das Schauspielhaus aus drei zusammengelegten Schichten konzipiert, hier jedoch als weiche Formen horizontal gestapelt, statt rechteckige vertikal organisiert. Die historische Bausubstanz wurde bewahrt und an den heutigen Stand der Technik angepasst, Dach und Fassade erneuert sowie die publikumsrelevanten Bereiche, samt Beleuchtung und Möblierung, umgebaut und saniert.
Vervollständigt wird das Gebäudeensemble von dem von ingenhoven architects entworfenen begrünten Kö-Bogen II, Hofgarten und Theaterbezirk werden bis in die Innenstadt hinein verlängert, der Gustaf-Gründgens-Platz zu einer neuen, sozialen Mitte.

1904 gegründet, in der Nachkriegszeit maßgeblich geprägt durch Generalintendant Gustaf Gründgens, zählt das Schauspielhaus zu einer der führenden Bühnen Deutschlands. Aufgrund des Erfolges des Hauses lobte die Stadt 1959 einen internationalen Wettbewerb aus, den der Düsseldorfer Architekt Bernhard Pfau gewann. Es war die Zeit des Theaterbooms in Deutschland, zugleich wirkte der Düsseldorfer Architektenstreit nach. Entgegen den Vertretern einer autogerechten Stadt um den damaligen Leiter des Düsseldorfer Stadtplanungsamtes Friedrich Tamms – ihre Ideen eines radikalen Neuanfangs manifestierten sich unter anderem in der inzwischen abgerissenen Hochstraße, dem sogenannten „Tausendfüßler“ – stand Pfau für eine gemäßigtere Position im Streit um den Wiederaufbau der Innenstadt nach den Kriegszerstörungen. Bei seiner Eröffnung wurde das Schauspielhaus als charaktervolles Gebäude gefeiert, welches Düsseldorf einen neuen, Charme verleihe. 1998 wurde der Gebäudekomplex unter Denkmalschutz gestellt. Nach dann fast 50 Jahren kontinuierlicher Nutzung wurde nun eine umfassende Sanierung notwendig.

Pfaus Entwurf sah ursprünglich vor, dass der Haupteingang zum Hofgarten hin orientiert sein sollte. Unter Einwirkung von Friedrich Tamms verlegte er den Haupteingang auf die Stadtseite, ohne die innere Struktur, Treppen, Foyer und Restaurant, anzupassen. Der Eingang befand sich somit auf der „Rückseite“ des Gebäudes. Ein neuer gläserner Windfang mit angegliedertem Bereich für die Abendkasse, Garderobe und Hauptfoyer beendet nun diesen unbefriedigenden Zustand. Das nachträglich eingebaute Kassenhäuschen wurde abgerissen und Tageskasse, Abonnementbüro, Tiefgaragenzugang und ein Theatercafé in einem neuen Pavillon auf dem Vorplatz untergebracht. Das bronzierte Glas im Foyer des Schauspielhauses wurde durch transparentes Weißglas ersetzt, dieses ermöglicht nun einen weiten Blick durch das Gebäude auf den Hofgarten. Durch einen einheitlichen Bodenbelag fließen Theaterumfeld und Gründgens-Platz ineinander. Die den Zuschauersaal tragende Zentralstütze mit ihrer weiten Deckenfächerung verbreitet zusammen mit dem neuen Glas ein Gefühl neuer Offenheit. Die zahllosen Leuchten an der Decke, heute energiesparende LEDs, bilden einen Sternenhimmel, welcher dem Original wieder sehr nahekommt. In jeder Beziehung wurde in großer Intensität an der möglichst getreuen Restaurierung der noch vorhandenen Orginalsubstanz gearbeitet, Farben, Materialien, Stoffe, Teppiche, Leuchten, Mosaike, Betonoberflächen wurden in aufwendiger Recherche und gemäß neueren Vorschriften und Ansprüchen zusammen mit Experten wieder in orginaler Qualität rekonstruiert. Wo Ergänzungen durch Fehlen der Orginalsubstanz oder neue Ansprüche des Theaters notwendig wurden, sind diese durchgehend in einem matten Schwarz gehalten und so zurückgenommene, erkennbar neue Hinzufügungen.

Für verschiedene Orte im Gebäude hat die niederländische Designerin Petra Blaisse (inside outside) Vorhänge, abgestimmt auf den Charakter der jeweiligen Räume, entworfen: abstrakte Betongrafik im Kleinen Haus, sehr großzügig an die vorhandenen Kunstwerke von Günter Grote anknüpfende gewebte Stoffe auf der Galerie des Hauptfoyers, akustisch wirksame, gelbe Samtvorhänge im Erdgeschoss des Hauptfoyer und schließlich Ein- und Ausblicke inszenierende, semitransparente Vorhänge für das neu gestaltete Restaurant.

Die Fassade des Schauspielhauses bestand aus bis zu 16 Meter langen Stahlpaneelen, die mittels einer besonderen Konstruktion wie ein Stahlvorhang am Gebäude befestigt wurden. Da Montageklappen fehlten und alle Lüftungswege verschlossen wurden, verrottete das Material. Ein Austausch der gesamten Fassadenkonstruktion wurde notwendig und wird in den kommenden Monaten abgeschlossen sein. Der gestalterische Wille Pfaus bleibt dabei gewahrt. Der neue Dachaufbau erreicht heutige Wärme- und Dämmstandards und ist extensiv begrünt worden.