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Jim Clemes Associates

Justice de Paix Esch-sur-Alzette

Ort
Esch/Alzette
Gebäudekategorie
Justiz, Polizei, Feuerwehr
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2012
Material Fassade
Beton
Das Escher Friedensgericht war seit 1956 in einem Gebäude an der Place de la Résistance untergebracht. Die über die Jahre stetig gewachsene Mitarbeiterzahl sowie auch geänderte Arbeitsstrukturen und Sicherheitsstandards stellten neue Anforderungen an den Sitz des Friedensgerichts und erforderten eine räumliche Veränderung. Der von Jim Clemes, Atelier d’Architecture et de Design geplante Neubau sollte zum Einen diesen geänderten Rahmenbedingungen Rechnung tragen und heutigen energetischen Standards entsprechen zum Anderen sollte das Friedensgericht ein neues Bild nach außen bekommen – das Bild einer offenen und transparenten Einrichtung der Judikative, ein Ort der Schlichtung, in dem jeder Bürger bei Bedarf Gehör finden kann.

Das neue Gebäude des Escher Friedensgerichts entstand in zentraler Lage im Stadtzentrum, an der Schnittstelle der Rue de l’Alzette, der Rue Helen Buchholtz und der Place de l’Hôtel de Ville. Der imposante Neubau fügt sich in die gewachsene Stadtstruktur ein, schließt den Rathausplatz ab und schafft gleichzeitig eine neue Verbindung zwischen dem bestehenden Stadtzentrum rund um die Rue de l’Alzette und dem neu entstehenden Wohn- und Geschäftsviertel auf dem Gelände des „Domaine Schlassgoart“.

Von Außen wirkt das Gebäude wie ein Monolith, der sich jedoch mit großzügigen Glasflächen öffnet und dadurch eine Verbindung zwischen außen und innen schafft. Die Fassade aus hellgrauen Textilbetonplatten gibt dem Gebäude eine geerdete  Erscheinung - die gleichzeitig durch den hellen Farbton des Betons und die vielzähligen Fensteröffnungen leicht und freundlich wirkt. In großen Buchstaben stehen einige der Grundprinzipien des Friedensgerichts auf der Fassade und geben schon hier einen Einblick ins Gebäudeinnere. „Vérité, Indépendance, Confiance, Probité, Honnêteté, Conscience, Loyauté, Égalité, Parole, Respect , Humanité” sind einige der Werte, die in verschiedenen Grautönen gut lesbar auf die Wände gedruckt wurden und die hier für jeden einzelnen gelten.

Zum Rathausplatz hin öffnet sich der Neubau mit einem überdachten Vorplatz mit filigranen Säulen, der den Besucher intuitiv zum Haupteingang leitet. Die rundum verglaste Sicherheitsschleuse vermittelt das Gefühl von Offenheit und Transparenz und unterstreicht damit das Grundprinzip des Friedensgerichts: der Besucher soll sich in diesem Gebäude stets als freier Mensch fühlen.

Dieser Leitgedanke von Freiheit und Transparenz wird im Gebäudeinneren weitergeführt. Das über alle Stockwerke offene Eingangsfoyer besticht durch eine beeindruckende Ruhe und friedliche Atmosphäre. Die Außenfassade zieht sich durch das gesamte Atrium weiter – der helle Beton an Wänden, Decken und Böden, die anthrazitfarbenen, aufgedruckten Schriftzüge lassen diesen Raum zum zentralen Aufenthaltsort werden. Große Fensterflächen und Oberlichter schaffen einen lichtdurchfluteten und freundlichen Raum, die großzügigen Sichtachsen zum Hôtel de Ville auf der einen Seite und zum Schlassgoart auf der anderen Seite betonen die Verbindung zur städtischen Umgebung.  

Die Verwendung der gleichen Materialität im  Außen und Innen,  die vielfältigen Ausblicke aus dem Gebäude sowie die Bepflanzung mit Olivenbäumen – dem Symbol des Friedens - unterstreichen den Leitgedanken, dass jeder dieses Gebäude als freier Mensch betritt und wieder verlässt.

 
Das Eingangsfoyer ist Aufenthaltsort und zugleich die zentrale Schnittstelle, die zu den einzelnen Räumen im Gebäude leitet. Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss sind die öffentlichen und halb-öffentlichen Bereiche – die Verhandlungssäle sowie Besprechungsräume – untergebracht. Der zweite und dritte Stock sind den Richtern, Justizbeamten und Amtsschreibern vorbehalten. Ein offenes Treppenhaus mit leicht verschobenen Galerien leitet vom Foyer in die oberen Etagen und erlaubt auch hier verschiedene Ein-, Aus- und Durchblicke.

Der große Verhandlungssaal befindet sich im Erdgeschoss, zwei weitere im ersten Stock. Auch in diesen Räumen findet sich heller Beton, in polierter und rauher Ausfertigung, wieder, der hier jedoch durch Holzflächen aus Mooreiche ergänzt wird. Großzügige Glasflächen schaffen eine helle und freundliche Atmosphäre. Während im Erdgeschoss transluzentes Glas vor Blicken von außen abschirmt öffnen sich die Verhandlungsräume im Obergeschoss mit großen, nahezu raumhohen Fenstern zum Rathausplatz und zum Foyer bzw. zum Schlassgoart.

Die Besprechungsräume sowie die Büros und die Bibliothek der Justizbeamten gruppieren sich in den oberen Geschossen um das zentrale Atrium. Große Fensterflächen schaffen auch hier eine Verbindung zwischen dem öffentlichen Foyer und den nicht-öffentlichen Bereichen.

Die großen Sichtachsen im Gebäude, die weite Ein- und Ausblicke zulassen, die Reduktion auf helle und freundliche Materialien, kombiniert mit den für alle lesbaren Grundwerten geben dem Friedensgericht in Esch eine starke Identität: Die Justice de Paix in Esch-sur-Alzette ist ein Ort der Mediation und Vermittlung, der durch Offenheit und Transparenz gekennzeichnet ist und in dem sich jeder als freier Mensch fühlen kann.

 
DATES CLES DU PROJET | ECKDATEN DES PROJEKTS

Maître d’Ouvrage | Bauherr
Administration des Bâtiments Publics

Architecture | Architektur
Jim Clemes Atelier d’Architecture et de Design, Esch-sur-Alzette

Génie Civil | Statik
IC Lux SA, Esch-sur-Alzette

Génie Technique | Gebäudetechnik
BLS Energieplan, Luxembourg                         

Bureau de Contrôle | Kontrollbüro
Socotec asbl, Livange

Début de la construction | Baubeginn
05/2009

Fin des travaux | Fertigstellung
04/2012

Volume bâti | Bruttorauminhalt
17.600 m3

Surface brute | Bruttofläche
3.700 m2