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Jim Clemes Associates

Wasserturm Düdelingen

Ort
Dudelange
Gebäudekategorie
Museen, Galerien
Bauvorhaben
Umbau
Jahr der Fertigstellung
2012
Material Fassade
Beton
Architektenpreis
OAI Bauhärepräis 2016; Prix Luxembourgeois d`Architecture 2015
Der Wasserturm in Düdelingen zählt zu den wichtigsten Zeitzeugen der industriellen Geschichte der Stadt. 1928 auf dem Areal der ARBED erbaut, wurde der Turm schnell zu einem Landmark in der Stadtsilhouette, zu einem Wahrzeichen der Stadt, das Einzug in unzählige Gemälde, Bilder und Zeichnungen erhielt. Unter Denkmalschutz gestellt, sollte diese Ikone, als wichtiger Teil der Stadt Düdelingen, erhalten bleiben. Das Ziel der Renovierung und Umnutzung ging jedoch noch über den Erhalt hinaus: durch seine neue Funktion als Ausstellungsfläche für die Fotoausstellung „The Bitter Years“ von Edward Steichen wird der Wasserturm noch stärker akzentuiert und für den Besucher ganz neu erlebbar. Durch die spannende Symbiose von Denkmalschutz des Wasserturms, der Inszenierung der historischen Ausstellung und der zeitgenössischen Architektursprache ist es gelungen, den Wasserturm und sein Pumpenhaus neu ins Licht zu setzen, mit neuem und kohärenten Inhalt zu füllen und ihn für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Gleichzeitig war dies auch die größte Herausforderung des Projekts: Die behutsame Integration von neuen Elementen und baulichen Anforderungen in den historischen, denkmalgeschützten Bestand.

Sämtliche hinzugefügte Elemente sind aus hellem Sichtbeton und Stahl, ohne weitere Ornamente. Die schlichte Formensprache ermöglicht starke, fast schon grafische Eindrücke. Insbesondere auf die vertikale Erschließung vom Sockel des Turmes in den oberen Wasserbehälter wurde ein besonderes Augenmerk  gelegt, sollte diese den Turm ja nicht verunstalten. Eine geschwungene Treppe aus Sichtbeton, die sich um eine zentrale Betonsäule, die als Liftschacht dient, legt wurde in die bestehende Struktur integriert. Die Wahl eines hellen, strukturierten Sichtbetons für die neuen Elemente in Kombination mit dem sehr groben aber gleichfarbigen Spritzbeton des Bestands führen zu einem harmonischen Zusammenspiel von Material, Form und Funktion, das als beeindruckende skulpturale Komposition wahrgenommen wird. Insbesondere bei Sonnenschein lassen die wechselnden Schattenspiele die Betonstrukturen des Turms in all ihrer Pracht erscheinen. Auch das ehemalige Pumpenhaus am Fuße des Turms wurde zurückhaltend mit minimalen Eingriffen renoviert, so dass die ursprüngliche Atmosphäre einer Industriehalle und damit die industrielle Geschichte des Orts erlebbar bleibt.

Wasserturm und Pumpenhaus fügen sich in eine gewachsene Umgebung ein. Zusammen mit den noch bestehenden Wasser- und Kühlbecken entsteht ein Ensemble, das den Besucher in eine Reise zwischen Vergangenheit und Gegenwart eintauchen lässt. Die imposanten Dimensionen des Wasserturms mit seinen 56 Metern Höhe, der aus vielen Blickwinkeln aus den verschiedenen Stadtvierteln sichtbar ist, werden erst hier aus der Nähe richtig wahrgenommen. Mit dem Überqueren der Wasserbecken, in denen sich der Wasserturm geheimnisvoll spiegelt, beginnt der Besucher seinen Rundgang, der durch das Ensemble führt. Eine lang gezogene Rampe verbindet den Weg entlang des CNA zum Stadtzentrum mit dem neu erschlossenen Gelände. Der Besucher betritt dann das Pumpenhaus, das als großzügige Eingangshalle eingerichtet wurde. Neben den Ticketschaltern und einigen Sitzgelegenheiten bietet das Pumpenhaus Raum für die temporären Fotoausstellungen, die hier neben der Dauerausstellung gezeigt werden. Dank minimaler Eingriffe konnte die ursprüngliche Atmosphäre und Erscheinung dieses Gebäudes erhalten bleiben. Allein durch sein imposantes Volumen, die eindrucksvolle Dachkonstruktion und die in ihrer Form belassenen Außenwände aus rotem Backstein entfaltet das Pumpenhaus seine beeindruckende Wirkung. Über Schiffscontainer, die in eine bestehende Öffnung im Pumpenhaus eingeschoben wurden erreicht der Besucher den Sockel des Wasserturms durch eine Passage, die sich schrittweise verengt und verdunkelt. In dem achteckigen Ausstellungsraum rund um den Liftschacht, beginnt der erste Teil der Ausstellung. Dieser abgeschirmte und abgedunkelte Raum mit den akzentuiert beleuchteten Bildern lässt die historischen Bilder in voller Kraft erstrahlen und den Besucher in die Welt der Ausstellung eintauchen. Während seines weiteren Rundgangs wird der Besucher ständig dem kontrastreichen Wechselspiel zwischen der imposanten Höhe des Turms und der fast intimen Dimensionen der Ausstellungsräume ausgesetzt. Ein Panoramaaufzug verbindet den Sockel mit dem ehemaligen Wasserbehälter. Mehrere Fensterausschnitte in den Liftwänden und im Liftschacht ermöglichen spannende Blicke auf die Außenwelt und in den Liftschacht und lassen die Höhe des Turms erfassbar werden. Oben angekommen betritt der Besucher eine Aussichtsplattform. Der bereits bestehende Vorraum unterhalb des Wasserbehälters wurde mit großzügigen, raumhohen Fensterflächen versehen, die weite Ausblicke über die ganze Stadt eröffnen. Die Auffahrt und die Aussicht lassen den Besucher etwas Distanz zum ersten Teil der Ausstellung gewinnen, bevor er in den ergreifenden zweiten Teil im Kopf des Turms gelangt. Eine geschwungene Treppe führt den Besucher in den zylinderförmigen Raum, der durch seine beeindruckende Atmosphäre besticht: Dezent strahlt Tageslicht durch die Öffnungen der Laterne auf die Wände, die Konturen schwinden, der Schall verliert sich an den runden Mauern.  Der Fokus ist ganz auf die Bilder gelenkt, doch gleichzeitig nimmt der Besucher das ganze Volumen des Raums in seiner imposanten Größe wahr. Ein großes Bullauge in der Mitte des Raums erlaubt einen Blick in den Liftschacht und lenkt die Aufmerksamkeit auch hier nochmals auf den Ort und die Höhe, in der man sich befindet. Der Weg nach unten führt über die außenliegende Treppe, die sich um den Liftschacht windet. Ein geschlossenes Stahlgeländer an beiden Seiten der Treppe gibt dem Besucher Sicherheit und gleichzeitig das Gefühl von Offenheit und Weite, das durch die großartigen Aussichten über Düdelingen entsteht. Abgeschlossen wird der Rundgang am Sockel des Turms über einen über Jahre wild bewachsenen Hang zwischen Wasserturm und Pumpenhaus. Dieser Hang wurde ins Projekt mit einbezogen, so dass die Besichtigung über eine plastisch gestaltete Betontreppe durch diesen paradiesischen Garten hindurch wieder vor den Schiffscontainern und dem Pumpenhaus endet.

Mit der Umnutzung des Wasserturms und des Pumpenhauses zu einem Ausstellungsort bekommt das Ensemble nun noch eine neue Bedeutung: Es ist nicht nur Wahrzeichen der Stadt und Zeitzeuge der Stahlindustrie Düdelingens, sondern wird nun auch zu einem Ort der Kultur, in dem die Geschichte erlebbar wird.

Eckdaten | Dates clés

Bauherr | Maître d’ouvrage
Ministère de la Culture, Service des Sites et Monuments Nationaux

Architektur | Architecture
kaell architecte | Jim Clemes Atelier d’Architecture et de Design

Statik | Génie Civil
Daedalus Engineering

Gebäudetechnik | Génie Technique
Jean Schmit Engineering

Betonberatung | Conseil béton
RW Consult

Erste Programmstudien | Premières études programmatiques:
06/2002

Vorprojekte | Avant-Projets:
10/2005, 02/2008, 02/2009

Baubeginn | Début du chantier:
05/2009

Fertigstellung und Eröffnung | Fin du chantier et inauguration:
09/2012

Baujahr des Wasserturms | Année de construction de la tour:
1928

Höhe des Wasserturms | Hauteur de la tour:
56m

Wasserbehälter | Réservoir de la cuve:
ca 1.000 m3

Baujahr Pumpenhaus | Année de construction de la salle de pompage:
1920

Dimensionen Pumpenhaus | Dimensions de la salle de pompage:
25m x 12m