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Kastner Pichler Schorn Architekten

Umbau und Erweiterung der Jesus-Christus-Kirche in Duisburg Buchholz

Ort
Duisburg
Gebäudekategorie
Kirchen, Klöster, Moscheen, Synagogen
Jahr der Fertigstellung
2011
Architektenpreis
Wettbewerb 2008
1.Preis
Bauherr Evangelische Kirchengemeinde Trinitatis

Auf eine zukünftige Entwicklungen der Kirche vorbereitet zu sein (Kirche zukunftsfähig machen) bedeutet im Falle der Jesus-Christus-Kirche in Duisburg-Buchholz, auf die an einzelnen Tagen im Jahr sehr unterschiedliche Anzahl an Personen, welche am Gottesdienst teilnehmen, reagieren zu können. Die sehr unterschiedlichen Prognosen über die generelle Anzahl an Gemeindemitgliedern macht es notwendig flexible Lösungen zu finden. Durch den Entfall des bestehenden Jugendzentrums und des Gemeindehauses sind neue Raumkonfigurationen aufzuzeigen, die die umfangreiche und differenzierte Gemeindearbeit in den verbleibenden Räumen weiterhin ermöglichen.
Die Räume unter den Emporen werden mit mobilen schall- und wärmegedämmten Trennwänden vom großen Kirchenraum abgetrennt. Hierdurch wird die sakrale Wirkung des großen Kirchenraums, dessen Wände sich bereits durch die Dachform zum Altar hin nach oben entwickeln, noch gesteigert, da sich nun auch der gesamte Kirchenraum nach oben zusätzlich aufweitet.  Diese Raumdramaturgie wird noch durch das wesentlich größere Oberlicht und die darauf abgestimmte Kunstlichtführung (nach oben hin wirkendes indirektes Licht, welches zusätzlich farbig gestaltet werden kann) unterstützt. Durch die räumliche Verdichtung im unteren Bereich zwischen den Emporen, wird gleichsam eine spirituelle Verdichtung bei den Besuchern erzeugt. Die Gruppenräume verfügen zukünftig über einen neuen horizontalen, gedämmten Boden und große, in den Garten gerichtete Fenstertüren. Diese schaffen die Einbeziehung der Grünanlagen in den Gruppenraum und sorgen für helle freundliche Aufenthaltsräume.
Die bestehenden Räume unter dem Kirchturm sind als Gebäuderiegel durch den Kirchturm “hindurch gesteckt“ und ruhen auf der Konstruktion des Turms. Durch die Erweiterung des Gebäuderiegels zum Kirchenvorplatz hin entsteht eine neue Dynamik welches als Bild für Bewegung und Veränderung etabliert wird.
Kirchencafe - Die WC Anlage und die Küche werden neu situiert. Hierdurch entsteht die Möglichkeit, diese Räume von mehreren Gruppenräumen und dem Foyer aus zu benutzen. Es entsteht darüber hinaus die Nutzungsqualität, die WC – Räume nicht über einen Gruppenraum betreten zu müssen. Die bestehenden Öffnungen werden geschlossen und neue Fenster werden im Sinne der “Öffnung der Kirche“ zum Kirchenvorplatz realisiert.
Alle Gruppenräume verfügen über einen eigenen Zugang, der nicht über den Kirchenraum führt. Das ermöglicht eine problemlose Fremdnutzung bzw. - Erschließung und somit eine höhere Anzahl an Nutzungsmöglichkeiten. Jeder Gruppenraum verfügt über eine direkte Verbindung zu WC- und Küchenräumen, ohne andere Funktionen zu beeinträchtigen. Alle Räume sind natürliche belichtet und belüftet. Aufgrund der annähernd gleichen Größe besteht ebenso die Möglichkeit, die Räume flexibel mit unterschiedlichen Nutzungen zu belegen.
Der neue Kirchenfußboden (z.B. hellgrauer, geflammter Basalt bzw. ortstypischer Stein) wird gemäß dem Vorschlag des Verfassers zur Verbesserung der Haltbarkeit und der Wärmedämmung im gesamten Kirchenraum verlegt. So wird die multifunktionale Nutzung des Raums ermöglicht und durch seine Ausstrahlung die vorhandene kirchliche Atmosphäre geschärft. Die neuen stapelbaren Stühle sind als Kirchenstühle entworfen und ergänzen die sakrale Wirkung des Raums.  In ihrer beweglichen Aufstellung betonen sie die Variabilität des zukünftigen Kirchenraums – auf die Besucherzahl und Veranstaltungsart kann jederzeit reagiert werden. Durch eine Vergrößerung des Altarbereichs und der einzelnen Stufen zum Altar können zukünftig auch größere Musikveranstaltungen und Chorauftritte mit notwendiger Bühnenfunktion realisiert werden.
Der neue Kreuzgang mit Kirchgarten gibt dem Foyer eine neue kontemplative Wirkung und erzeugt eine zusätzliche Mitte. Der überdeckte Gang bereitet den Besucher auf die besondere Bedeutung des anschließenden Gruppenraums vor, der als Kapelle genutzt werden kann. In der Kapelle ist die sakrale Wirkung des großen Kirchenraums erfahrbar - der Blick zum Altarraum wird über eine verglaste Wand gelenkt.
Der Verfasser schlägt vor, den Kirchenvorplatz in seiner Gesamtheit zu sehen und die Überarbeitung der Flächen, die sich nicht im Besitz der Kirche befinden, als Möglichkeit zu betrachten.
Die Platzoberfläche wird mit einem neuen Kleinpflaster aus Naturstein realisiert. Der Kirchturm mit der oben beschriebenen Gebäudeerweiterung wird als “Platzmöblierung“ aufgefasst. Somit wird auch hier der Natursteinbelag realisiert. Unter den bestehenden Bäumen auf dem Kirchenvorplatz werden ovale Sitz- und Liegedecks vorgeschlagen, die zum Verweilen einladen. 
Die Materialwahl und die Detailausbildung der neuen Einbauten, z.B. die mobilen Wände aus Holz unterhalb der Emporen und die neue Deckenbekleidung des großen Kirchenraums, nehmen die vorhandenen Materialien und ihre sachliche, handwerkliche Detaillierung (z.B. Ausbildung Prinzipalstücke, Orgel) auf und entwickeln die sakrale Atmosphäre durch ihre Feingliedrigkeit weiter. Die Prinzipalstücke bleiben erhalten und werden lediglich in ihrer Positionierung verändert.