Zurück zum Profil
Kramm + Strigl

Landeswettbewerb 2012 - Wohnen in Neuss Weckhove

News
06.12.2023
Nachhaltige Nachbarschaften - Generationenübergreifende Quartiersentwicklung

Anerkennung

Auslober:
Ministerium für Bauen, Wohnen Stadtentwicklung und Verkehr
des Landes Nordrhein-Westfalen


Städtebauliches Konzept

In der heterogenen Stadtstruktur aus höchst unterschiedlichen Bauformen wie Reihenhäusern, überlangen Zeilen und einzelnen Hochhäusern wird eine ausdrucksstarke städtebauliche Form vorgeschlagen, die sich aus einer kleinteiligen Bebauung zusammensetzt: Reihenhäuser, Zeilen und Punkthäuser bilden einen elegant geschwungenen Gartenhof, der in sich vielfältig gegliedert ist.
Bildung eines Straßenraumes an der Hülchrather Straße durch Reihenhaus-Cluster, die den Schwung des Straßenverlaufes elegant nachzeichnen. In Höhe und Außenmaßen sind sie der Maßstäblichkeit der gegenüberliegenden Bebauung angepasst.
Solitäre im Park bilden den durchlässigen Übergang zwischen der halböffentlichen Freifläche des Baugrundstückes und der öffentlichen Freianlage.
Zur Grevenbroicher Straße ist eine Schallschutzbebauung zum Schutz der Freiräume sowie der übrigen Bebauung als einziges größeres zusammenhängendes Gebäude vorgesehen. Es wird an den drei Außenseiten mit Doppelfassaden aus Bauprofilglas, nach Süden vor den Wohnräumen mit einer durchgehenden Wintergartenverglasung verkleidet. Die Belüftung aller Räume erfolgt mechanisch, Fensterlüftung soll nur zum Innenraum genutzt werden. Diese Schallschutzbebauung gewährleistet in Verbindung mit der Erhöhung des Schallschutzwalles und der Errichtung eines „Schallschutz-Flechtzaunes“, der berankt werden soll, eine Senkung des Lärmpegels auch im östlichen Teil des Quartiers unter die gesetzlich erlaubte Marke von 55 dB.


Zeile, Punkt und Reihen formulieren differenzierte Gartenhöfe.

Die Reihenhausgruppen aus zwei oder drei Häusern im Wechsel bilden eine lockere Kante des Quartiers zu der alleenartigen Hülchrather Straße. Die offene Bebauung zum öffentlichen Park wird im Wechsel aus Punkthäusern und quergestellten kurzen Zeilen gebildet, die den langen Gartenhof in vier überschaubare, zueinander offene hofartige
Situationen gliedern. Diese Gliederung entspricht auch der vorgeschlagenen Aufteilung in Bauabschnitte. Entsprechend hat jeder dieser Höfe eine eigene Tiefgarage, einen Müllraum direkt an der Straße sowie ebenerdige Fahrradräume.
Die Außenanlage mit geschwungenen Wegen und ebensolchen Spielplätzen regt junge und alte Menschen zum Toben oder besinnlichen Verweilen an. Der genannte Weg verbindet das Quartier nach Norden hin mit der Innenstadt, er hat seinen Höhepunkt an einem kleinen Teich sowie einem Bewohner-Forum im Hof des Schallschutz-Gebäudes.
Durchlüftung, Lichteinfall, Blickbeziehungen sowie Wegeverbindungen zu den benachbarten Quartieren, vor allem jedoch zu dem großen Park sind die Qualitäten dieser Konzeption der offenen Hofbebauung.
Der alte Baumbestand wurde fast vollständig in die Planung integriert und durch etwas regelmäßiger gesetzte Reihen oder Haine von Kugelakazien und -ahorn vervollständigt. Der Grünstreifen an der Hülchrather Straße wird mit Stadtbirnen ergänzt. Die Gärten der Reihenhäuser werden zur Wahrung der Privatsphäre mit Hainbuchenhecken
umschlossen.


Energiekonzept

Südausrichtung der Gebäude mit großen Öffnungsanteilen nach Süden zur Realisierung von Wärmegewinnen im Winter, geringe Öffnungsanteile der Nebenraumzone im Norden zur Minimierung der Wärmeverluste.
Temperierte Treppenhäuser als Pufferräume (auch schallschutztechnisch) vor den Serviceräumen.
Kontrollierte Wohnungslüftung mit zentralen Anlagen mit Wärme- / Feuchterückgewinnung (im Keller angeordnet) zur Reduzierung von Lüftungswärmeverlusten und als Feuchteschadens-Profilaxe.
Vorheizung / Möglichkeit zur Kühlung im Sommer durch Sole-Erdregister (falls die Bodenverhältnisse es nicht erlauben sollten mit Luftregistern) mit Wärmepumpen.
Solar-Kollektoren zur Warmwasserbereitung im Sommer-Halbjahr, ca. 3-4 m² pro Wohnung, insgesamt ca. 600 m².
Photovoltaik-Anlagen, ca. 500 m² Kollektorfläche, zur Deckung des Hausstrombedarfs im Sommer sowie der elektrischen Hilfsenergie, Überschüsse werden in das Stromnetz eingespeist.
Wärmebrückenreduzierte Baukonstruktion: Keine Betonaufkantungen sondern Holzrahmenkonstruktionen für Attiken, keine Alu-Abfangkonstruktionen des WDVS, die die Wärmedämmung durchdringen etc.

Hochgedämmte Gebäudehülle:     
Außenwände:            U= 0,15 W/m²K
Dach:                 U= 0,15 W/m²K
Bodenplatte, Kellerdecke:    U= 0,20 W/m²K
Fenster, dreifach verglast:     Uw= 0,85 W/m²K
    
Flexibilität

Nebeneinander liegende Zweizimmer-Wohnungen können mit geringem Aufwand zu 4- oder 5-Zimmerwohnungen zusammengefasst werden.
Als Besonderheit ist vorgesehen, dass zwei Zweizimmer-Wohnungen zu einer WG für zwei Alleinerziehende mit je 1-2 Kindern zusammengefügt werden können. Beide können separate Eingänge und Bäder behalten, aber Kochen, Essen und Wohnen sind in gemeinsamen Räumen organisiert. Die potenziellen Durchgänge werden als F90-Metallständerwände mit erhöhten Schallschutzeigenschaften errichtet und im Bedarfsfall schnell und günstig entfernt.
Einzelne Apartments der Gruppenwohnungen können als eigenständige 1-Zimmer-Wohnungen herausgelöst werden, der Flur wird dann zum erschließenden Laubengang.
Regenwasser-Bewirtschaftung: Zisternen nehmen hausweise das Regenwasser auf, das über Hauswasserstationen für WC-Spülung und Gartenbewässerung, auf Wunsch auch für Waschmaschinen, bereitgestellt wird. Bei Starkregen wird Überlaufwasser aus den Zisternen in gepflasterten Rinnen („Wadi“) zu der Sickermulde in der Parkanlage geführt.