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La Croix Architekten lc[a]

Lufthansa Terminal München

Der Entwurf basiert auf der Idee, ein Terminal zu entwerfen, dessen Form sich aus dem Passagierfluß heraus entwickelt. Zielvorstellung war, ein Gebäude entstehen zu lassen, das in seiner außergewöhnlichen Form die Repräsentation einer Fluggesellschaft übernimmt und den Weg zum Flugzeug zur Selbstverständlichkeit werden läßt. Angefangen im Vorfahrtsbereich entsteht eine Situation, die als Vorplatzsituation das Abfliegen, wie auch das Ankommen angenehmer gestalten soll. Die Vorfahrtslänge beruht auf der Tendenz, das Fliegen, bzw. den Weg zum Flugzeug so komfortabel wie möglich zu gestalten, worauf auch die Vorgabe von 60 Gebäudepositionen zurückzuführen ist. Den Komfort auf der Luftseite bedarf es auf die landseitige Anbindung zu übertragen. Die Abflugsebene erhebt sich über das restliche Terminal, wodurch bessere Orientierung durch Überblick gewährt werden soll. Das Terminal wird in seiner Gesamtform erfaßt und prägt sich ein. Das ansonsten mühsame Erreichen dieser obersten Ebene übernehmen Autos, sowie Rolltreppen, die von der S-Bahn-Haltestelle kommen. Dem abfliegenden Passagier selbst verbleibt somit allein der angenehmere Weg nach unten, bis zum Erreichen der Gates. Der Check-in-Vorgang und das Durchschreiten der Sicherheitskontrolle werden durch deren Anordnung im Gebäude, und durch die Trichterform des Gebäudes zur Selbstverständlichkeit . Durch die geringe Gebäudetiefe erreicht man eine gute Belichtung und an fast jeder Stelle des Check-in-Bereiches den Blick auf das Vorfeld, sowie das restliche Terminal, was das Fliegen schon vor dem Start und für „Hinbringer“ zum Erlebnis werden läßt. Über die Check-in-Ebene erhebt sich die Shopping- und Gastronomie-Ebene als Galeriegeschoß. Diese Ebenentrennung wurde vorgenommen, um den flugbezogenen Ablauf im Gebäude nicht durch Konzessionärsflächenbesucher zu stören, und somit das reibungslose Check-in zu gewähren. Attraktivität erhält diese Ebene durch deren erhobene Lage, in der sich die Aussicht auf das Vorfeld gegenüber der Check-in-Ebene noch verbessert. Weiter zum Ablauf des abfliegenden Passagiers, wechselt dieser nach dem Durchschreiten der Sicherheitskontrolle über Rollrampen auf die darunterliegende Schengen-Ebene. Hier haben Inlandspassagiere die Wahl, sich entweder für den rechten oder linken „Flügel“ zu entscheiden, was sie dem Flugschein entnehmen. Auslandspassagiere gehen den Weg durch die Paßkontrolle, nach deren passieren sie über Rollrampen auf die darunterliegende Non-Schengen-Ebene gelangen. Die nun folgende Richtungsentscheidung, sowie der weitere Ablauf bis zum Erreichen der Gates ist identisch mit der darüberliegenden Schengen-Ebene. Der Passagier wird automatisch über die Konzessionärsflächen in den Verteilergang, an den die Gates angelagert sind, geführt, was zur Förderung des Umsatzes beitragen soll. Der Verteilergang stellt sich in leicht gebogener Form da, was den möglicherweise langen Weg zum Abflugsgate, der aus der Wahl eines abgewandelten Piersystems herrührt, nicht in seiner gesamten Länge erscheinen läßt. Die bewusste Abgrenzung zwischen Landseite und Luftseite wird unter anderem vom Verteilergang übernommen. Diese Abgrenzung wird noch verstärkt durch die beiden Grüngürtel, die sich durch das gesamte Terminalgelände ziehen, und somit eine Dreiteilung vornehmen: „Hauptgebäude, das Abflugs- und Ankunftshalle beinhaltet, sowie die beiden Piers mit angelagerten Gates. Diese Grüngürtel sollen für den abfliegenden Passagier die Landseite noch spürbar machen, und ihm das Gefühl verleihen, den Boden, und somit das Land noch nicht verlassen zu haben; obwohl ihm bereits der Blick auf die Flugzeuge gewährt wird. Dem ankommenden Passagier sollen sie vermitteln, das Land betreten, und den Flug beendet zu haben. Außerdem besteht für wartende Auslandspassagiere die Möglichkeit diese Grünflächen zu begehen, um das Warten angenehmer zu gestalten. Die Gates liegen auf Höhe der Internationalen Ebene, werden jedoch sowohl von Schengen-, als auch von Non-Schengen-Passagieren genutzt. Allerdings erfolgt eine strikte Trennung der Nutzung, d.h. sobald das Gate über die Non-Schengen-Ebene erschlossen wird, wird der Zugang über die Schengen-Ebene verwehrt, und umgekehrt. Die Passagiere der beiden Ebenen haben nicht die Möglichkeit sich zu vermischen, oder die Ebenen zu wechseln, ohne durch die Paßkontrolle gegangen zu sein. Vom Gate aus gelangt der Passagier geradlinig über die Fluggastbrücke in das Flugzeug. Dieses ebenerdige Betreten des Flugzeugs wird durch das Aufständern des gesamten Terminals erreicht, was den Vorteil mit sich bringt, die Betriebsstraßen unterhalb des Terminals anordnen zu können und eine direkte Durchfahrt zu ermöglichen. Der Weg des ankommenden Passagiers erfolgt in umgekehrter Weise, wie der des abfliegenden. Nach Betreten des Gates über die Fluggastbrücke verläßt er entweder als Auslandspassagier das Gate ebenerdig und befindet sich in der Non-Schengen-Ebene, oder er gelangt als Inlandspassagier über eine Rampe in die darüberliegende Schengen-Ebene, die gleichzeitig Ankunftsebene ist. Der Non-Schengen-Passagier erreicht die darüberliegende Ankunftsebene über die Rollrampen, die sich am Knotenpunkt befinden. Nach Durchschreiten der Paßkontrolle trifft er direkt auf die Gepäckausgabehalle. Der Schengen-Passagier bewegt sich ebenfalls zum Knotenpunkt, wo er die Gepäckausgabe vorfindet. In der Ankommerhalle passiert man nach Abholen des Gepäcks die Zollkontrolle und betritt den öffentlichen Ankunftsbereich, der Einrichtungen wie Autovermietung, Hotelvermittlung und weitere kleine Shops beinhaltet. Die Vorfahrten – An- und Abflug – sind terrassenförmig angeordnet, da man einerseits in der Ankunftshalle aufgrund der Gepäckausgabe mehr Platz als in der Abflugshalle benötigt, und andererseits erreicht wird, das die untere Vorfahrt nicht von der oberen überdeckt wird. Somit entsteht nicht der Eindruck, im Untergeschoß anzukommen. Dieser Eindruck wird außerdem noch durch einen weiteren Aspekt verhindert; nämlich dem, daß der ankommende Passagier sich nach dem Verlassen des Flugzeugs ausschließlich nach oben bewegt. Zum Architekturkonzept wäre noch hinzuzufügen, dass das Hauptgebäude mit einem transparenten Dach überspannt ist, das die Abwärtsbewegung bis in die untere Non-Schengen-Ebene aufnimmt. Der gesamte Ebenenwechsel spielt sich in diesem erhellten Bereich ab, was zur besseren Orientierung beiträgt. Als Kontrast befinden sich die Konzessionärsflächen im luftseitigen Bereich unter einer lichtundurchlässigen Eindeckung, was außerdem die Konzentration auf die Shops erhöhen soll. Die Verteilergänge sind wiederum heller, was durch deren geringe Gebäudetiefe erzeugt wird, und zum angenehmeren Erreichen der Gates führt. Durch dieses Lichtkonzept soll das Verständnis des Terminals durch den Passagier und das Zurechtfinden im Gebäude verbessert werden. Die Transparenz und der daraus resultierende Außenbezug sollen ebenfalls zur besseren Orientierung beitragen, genauso wie die Formgebung, die mittels der Gebäudekontur dem Passagier den Weg weisen soll.
Abschließend wäre noch zu erwähnen, dass das entstandene Terminal in der Lage ist, ohne Einstellen des Flugverkehrs Erweiterungen vornehmen zu lassen, oder auf Neuerungen zu reagieren. Die Erweiterungen sind sowohl im Hauptgebäude möglich, als auch in den beiden Piers. Die Möglichkeit des Wachsens der „organischen“ Form ist gegeben, ohne das Konzept zu beeinträchtigen.