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leupold brown goldbach architekten

Bundwerkstadl Aubenhausen

Seminar- und Wohnhaus
Jonathan Sage
Jonathan Sage
Ort
Tuntenhausen
Gebäudekategorie
Wohn-, Geschäftshäuser
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2017
Material Fassade
Holz
Ein über 40 Jahre in hunderten Einzelteilen eingelagerter Bundwerkstadel aus dem Jahre 1773 wurde in mühsamer Kleinarbeit an neuer Stelle wiederaufgebaut. Das erforderte viel Mut von den Bauherren sowie großes handwerkliches Geschick vom Zimmerer.

Der Stadel war ursprünglich ein rein zur Lagerung verwendetes landwirtschaftliches Nutzgebäude und Unterstellplatz für Geräte. Der Innenraum war im Prinzip ein zusammenhängendes Raumvolumen ohne Unterteilungen wie Trennwände oder gar Geschossdecken. Das Bundwerk als offene Struktur mit innenseitig angebrachter Verbretterung war frei durchlüftet und diente lediglich als Wetterschutz, nicht als thermische Hülle. Tageslicht wurde im Innenraum nicht benötigt. Die Herausforderung bestand darin diese wunderschöne Hülle in ein Seminar- und Wohnhaus umzunutzen, ohne den Zauber der Handwerkskunst zu zerstören.

Um die fehlende Raumaufteilung zu schaffen wurde eine abstrakte, dreigeschossige Skulptur aus Holzkuben in den Innenraum eingestellt. Die Kuben sind nicht exakt übereinadergestapelt, dadurch entstehen dreidimensionale Raumgebilde, die den Stadel in seinem gesamten Raumvolumen „bis unters Dach“ erlebbar machen. Die homogene Oberfläche der Kuben aus Weißtanne, schafft den größtmöglichen Kontrast zum filigranen Gitterwerk des Bundwerks und ist eindeutig als moderner Eingriff erkennbar ohne aufdringlich in Erscheinung zu treten. Die zwei für den Stadel prägenden Durchfahrten (Tennen) bleiben frei von Einbauten, lediglich leichte Brücken durch die Tennen verbinden die Bereiche in den Obergeschossen. Die riesigen Tennentore waren nicht mehr vorhanden und wurden durch großflächige Glastore ersetzt. Hier verbindet sich auch der Innenraum mit dem Außenraum, aus der Tenne führt ein gerader Weg nach Außen, der sich bis zum Badesee erstreckt.

Die geschlossene Verbretterung war nicht mehr vorhanden und wurde auch nicht mehr ersetzt. Stattdessen wurde die Innenseite des Bundwerks vollflächig verglast. Hierdurch dringt Tageslicht in den Innenraum und das schöne Bundwerk mit seinen filigranen Bauteilen wird auch aus dem Innenraum erlebbar. Um die ursprüngliche Flächigkeit und Körperhaftigkeit des Stadels nicht zu zerstören, wurden im Zwischenraum zwischen Bundwerk und Verglasung vertikale Holzleisten angebracht. Diese beruhigen die äußere Erscheinung und dienen gleichzeitig als Absturzsicherung. Die ursprünglich sehr kleinen Öffnungen im erdgeschossigen Mauerwerk wurden durch gut gesetzte größere Öffnungen ersetzt. Diese „Störungen“ haben völlig andere Formate und Detailausbildungen und sind als moderne Maßnahmen erkennbar.

Die Außenanlagen sind zurückhaltend angelegt mit natürlichen Materialien, die dem ländlichen Raum entsprechen. Ein langgestrecktes vorgelagertes Nebengebäude, in dem die Haustechnik, Lagerräume und Carports untergebracht sind, rahmt den Eingangsbereich und formt mit dem Stadel zusammen eine Hofanlage.