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Marazzi + Paul Architektur

Hotel Alex

Thalwil, Zürich
James McDonald Photography
James McDonald Photography
Ort
Thalwil, Zürich
Gebäudekategorie
Hotels, Herbergen, Ferienhäuser
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2019
Material Fassade
Putz
Status
ausgeführt

Grösse
4’458m2 BGF

Auftrag
direkt

Auftraggeber
Corim AG

Mieter
Campbell Gray Hotels

Fachplaner
Aschwanden & Partner, Gartenmann Engineering AG, Hunziker Partner AG, pbp ag engineering, Parkstone GmbH

Zusammenarbeit mit
Brady Williams Innenarchitekten

Zeitraum
2014-2019

Team
Alfred Paul, Renato Marazzi, Patrick Ryser, Margarita Kaske, Johannes Bachmann, Juan Velten, Melissa Gewiese, Hélène Sutter, Céline Schaufelberger, Fatima Lahmami, Mela Ninck, Matthias Rietze

Das neue Designhotel «Alex Lake Zürich» empfängt seine Gäste seit Juli 2019 in Thalwil, direkt am Zürichsee. Am gleichen Ort stand früher bereits ein Hotel, doch mit den Jahren entsprachen die Räumlichkeiten, die Optik des Hauses und die Haustechnik nicht mehr dem heutigen Standard. Marazzi + Paul Architekten planten das Hotel an selber Stelle neu und erweiterten es geschickt auf dem schmalen Baugrundstück.

Beim Neubau des Boutiquehotels «Alex Lake Zürich» mussten zahlreiche Rahmenbedingungen eingehalten werden: Mit dem See auf der einen und der Strasse auf der anderen Seite war die Fläche für den Neubau mit Zimmern und Restaurant sowie für die benötigten Parkplätze begrenzt. Auflage seitens der Stadt war zudem, seeseitig einen öffentlichen Durchgang zu erhalten. Um das gewünschte Raumprogramm unterbringen zu können, planten die Architekten einen Teil des Gebäudes in der Kubatur und auf den Fundamenten des Altbaus – nur so war das Bauen so nah am See überhaupt noch möglich. Die im rechten Winkel dazu stehende und um zwei Geschosse niedrigere Erweiterung musste hingegen wesentlich von der Seelinie zurückgesetzt werden, um den Baurichtlinien zu entsprechen. Marazzi + Paul Architekten nutzten die so entstandene seeseitige Fläche als Terrasse des Restaurants. Von hier aus haben die Gäste einen freien Blick über den See und bleiben, dank der im Vergleich zum Seeweg um ein Geschoss höheren Lage, dennoch in einem geschützten, privateren Bereich.

Bereits dem Empfangsbereich im Erdgeschoss merkt man die Entwurfsidee an, Wohnlichkeit zu vermitteln. Die Lobby mit Eichenholzboden und bequemen Polstermöbeln strahlt Wärme aus, schon von hier aus ist, quer durch den langgestreckten Raum, der See zu sehen. Auf gleicher Ebene lädt die seitliche Bar zwischen Empfang und Loungebereich zu einem ersten Drink ein, bevor man weiter in Richtung Restaurant und Terrasse geht. Das auf zwei Ebenen organisierte Restaurant wird so als weiterer Teil der ineinander übergehenden Räume wahrgenommen.

Direkt am Empfang schliesst auch das Haupttreppenhaus an, über das die Zimmer erreicht werden. Da es als Fluchttreppenhaus fungiert, mussten die einzelnen Gänge zu den Zimmern mit Brandschotten abgetrennt werden können. Die Schotten sind seitlich in den Wänden versteckt und fahren nur im Brandfall automatisch zu. Die vorfabrizierten, qualitativ hochwertigen Betontreppen mit aufgelegten Eichenholzstufen sowie die detaillierten Geländer mit durchgehendem Holzhandlauf verleihen dem Erschliessungsraum einen villenhaften Charme mit repräsentativem Charakter.

Vier Geschosse nehmen insgesamt 41 Doppelzimmer sowie zwei Penthouse-Appartements auf, die alle in Richtung See orientiert sind. Für die möglichst flexible Nutzung auch für «Longstay»-Gäste haben die Architekten verschiedene Optionen vorgesehen: So können einzelne Zimmer auch zu kleinen oder grösseren Suiten zusammengeschaltet werden, was Familien einen gemeinsamen, privaten Bereich schafft. Auch die beiden Penthouse-Appartements können miteinander zu einem Doppelwohnraum mit zwei Schlafzimmern und breiter Seesicht verbunden werden.

Damit die Zimmer sich nicht nur für einen kurzen Aufenthalt, sondern auch für längere Ferien oder gar als Wohnung auf Zeit eignen, hat jedes eine eigene, voll ausgestattete Küche mit Koch- und Waschmöglichkeit, Kühlschrank, Geschirrspüler und Mikrowelle. Das Interieur hat das Londoner Brady Williams Studio in Abstimmung mit Marazzi + Paul Architekten gestaltet, alle Möbel sind exklusiv von den portugiesischen Designern OZO Living entworfen worden. Der warme und einfach geölte Eichenholzboden, der bereits am Empfang zum Einsatz kam, zieht sich durch den ganzen Gästebereich des Hauses. In den Zimmern harmoniert seine Farbe mit den Möbeln und den feinen Details aus Messing, die der Gestaltung des Hauses ebenso eine Handschrift verleihen: Sind es im Inneren mal Leuchten, mal Möbelteile oder Einfassungen, sind es im Aussenbereich die Staketengeländer der kleinen französischen Zimmerbalkone, in denen sich das Material findet. Zu dieser dezenten Farbigkeit im Kontrast steht die farbliche Gestaltung der innen liegenden Bäder, deren teils dunkelblaue Fliesen wiederum den Bezug zum nahen See schaffen. Aus den Hotelzimmern auf Seeniveau, die sich unterhalb der Restaurantterrasse befinden, blickt man sogar direkt auf den Seespiegel und die am Steg estgemachten Boote. Ebenfalls auf Seeniveau ist ein kleiner Wellness- und Saunabereich mit Zugang zur vorgelagerten Liegewiese und zum See untergebracht. Dampfbad und Sauna sowie zwei Ruheräume befinden sich rechts und links, ein kleines Tauchbecken mit freiem Blick in Richtung See am Ende des Raums.

Als Besonderheit des Hotels ist nicht zuletzt die Lösung zu erwähnen, die Marazzi + Paul Architekten für den hauseigenen Parkplatz gewählt haben. Zusätzlich zu den direkt erreichbaren Parkplätzen seitlich des Hotels befindet sich unter dem Platz eine Tiefgarage, die hier schweizweit erstmals gebaut wurde. Zur Nutzung stellt der Gast sein Fahrzeug lediglich auf einer Plattform ab und verlässt sein Fahrzeug, anschliessend senkt sich diese vollautomatisch ab und parkiert das Fahrzeug auf einem der 19 unterirdischen Stellplätze. Dies bietet nicht nur zusätzlichen Komfort für den Gast, sondern stellt auch einen Gewinn für das Hotel dar, denn mit der geringeren Anzahl sichtbarer Parkplätze wird der Aussenraum rund um das Hotel und nahe der Restaurantterrasse merklich beruhigt.

Trotz seiner Grösse und Höhe strahlt das neue «Alex Lake Zürich» Ruhe und maritimen Charme aus. Dazu trägt neben der überlegten Gliederung der Aussenanlage auch die hochwertige und im Detail überlegte Fassade bei: Den beigefarbenen Travertin Classico im Sockelbereich ergänzt in den oberen Geschossen altweiss eingefärbter, gebürsteter Putz. Rhythmisch fügen sich die schmalen und hohen Fenster der Gästezimmer ein. Die plastisch hervortretenden Fensterfaschen sowie die zu den Rändern gebogenen Messinggeländer bringen der Fassade zusätzliche Leichtigkeit.