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Marie-Theres Deutsch Architekten

Platz am Fahrtor

Marie-Theres Deutsch Architekten BDA
Marie-Theres Deutsch Architekten BDA
Ort
Frankfurt am Main
Gebäudekategorie
Plätze, Spielplätze
Bauvorhaben
Umbau
Jahr der Fertigstellung
2030
Material Fassade
Naturstein
hier – am historischen Wein- und Personenhafen – betraten die übers Wasser angekommenen Reisenden bis 1840 die Handelsstadt. Zölle entrichtete man im Rententurm und passierte das Fahrthor in Richtung Römer.
Im Jahr 2021 ist das bedeutende Kernstück nichts weiter als eine große mehrspurige Straße, zerschnitten von Fahrrinnen und Gleiskörper.

Von den Initiativen zur autofreien Innenstadt bin ich wenig überzeugt. Vor 50ig Jahren wurde die autogerechte Stadt postuliert, gefolgt von den B-Ebenen. Heute das extreme Gegenteil? Zukünftig bevölkern Fußgänger und Fahrradfahrer die konsumbereinigte Innenstadt?
Nicht die Extreme, die Annäherung ist im meinen Augen sinnvoller.
Der innerstädtische Verkehr sollte reduziert werden.
Das ist Sache der Politik. Ob Co2-Zertifikate verkauft oder eine innerstädtische Maud eingerichtet wird, kann hier kein Thema sein.

Um diesen Mittelpunkt Frankfurts angemessen aufzuwerten, entwickelt der Entwurf einen `Steinernen Teppich´, der den mittelalterlichen Wein- und Personenhafen als Platz markiert: die stark ausgeprägte Geometrie des schwerlastfähigen Platzbelags vereint Straße, Schiene und Fußgänger. Um die Nordbastion des Eisernen Steges schlagen sich Kreisbögen, so dass der Brückenkopf zwischen dem hellen Belag mit den dunklen Streifen selbstverständlich als Mitte erscheint.

Die Straße wird so weit wie möglich nach Norden verlegt und mit je einer Fahrrinne für KFZ und Fahrräder Richtung Ost-West ausgestattet. Die Fahrer erfahren durch stark ausgeformte Bodenwellen östlich des Saalhofs und westlich der Leonardskirche, den verkehrsberuhigten Teppich mit Tempolimit 20 betreten zu haben. Die Fahrrinnen sind durch Poller und taktil im Bodenbelag sicht- und spürbar. Ampelanlagen entfallen, so dass der Fußgängerstrom kontinuierlich zwischen Römer und Eisernem Steg fließen kann. Die Deregulierung wird die Autofahrer weitestgehend vom Passieren des Platzes abhalten.

Unterhalb des Fahrradweges - zum Wasser hin ausgerichtet - werden steinerne Bänke (genannt Banklinien) eingesetzt, die mit hoher Rückenlehne (84 cm) die rückwärtigen Fahrspuren optisch abtrennen. Sehr variabel, werden die alten Bäume eingebettet und neue hochstämmige eingepflanzt.

Bepflanzte Stufenanlagen am Wasser, korrespondierend mit den Banklinien, umfassen drei verkehrsfreie Flächen. Hier bieten sich Sitzen, Flanieren und – auf Podesten zwischen den Stufenanlagen – Aktionsflächen an.

Die Promenadenwege östlich und westlich werden neu geordnet. Die oftmals zertretenen Rasenflächen werden zwischen weißem runden Rasengittern mit trockenheitsfähigen Gräsern belegt. Die Wegkanten sind nicht gradlinig abgetrennt, sondern verziehen sich als weiche Kante mit der Grünfläche.

Der Entwurf beweist, dass am Fahrtor eine komfortable verkehrliche Situation geschaffen werden kann, die die Verkehre trennt und dennoch viel Raum für den ungestörten Aufenthalt in hoher Qualität bietet


Platz am Fahrtor Gesamtfläche: 4.500 m²
NS-Achse Römer-Main Teilfläche: 800 m²
vor der Leonhardskirche: Teilfläche: 750 m²
vor dem Saalhof: Teilfläche: 460 m²

Planungszeit: 1998 Arbeitsgemeinschaft Deutsch/Dreysse/Herterich
2020 Aktualisierung: Marie-Theres Deutsch Architekten BDA
Leistungsphase: 1 - 3