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Max Dudler

Turley Areal

Stefan Müller
Stefan Müller
Ort
Mannheim
Gebäudekategorie
Geschosswohnungsbau
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2013
Material Fassade
Putz
Architektenpreis
DAM Preis 2023 Nominierung
Das neue städtische Quartier auf dem Mannheimer Turley Areal verknüpft einen 120jährigen Altbau und drei von Max Dudler gestaltete Neubauten. Atmosphärisch wird das Stadtviertel geprägt von der reduzierten und vom Bestand inspirierten Architektursprache. Die Bebauung zeichnet sich aus durch einen klaren Materialkanon und die massive, ohne zusätzliche Dämmung auskommende Ziegelbauweise.

Das Quartier aus zwei Wohngebäuden, einer Kita und einem Bestandsbau ist Teil der Umwandlung des ehemaligen Kasernengeländes Turley Barracks in Mannheim. Prägendes Element des von Max Dudler gestalteten Quartiers ist ein denkmalgeschütztes Kasernengebäude der Kaiserzeit. Im Zusammenspiel mit den drei monolithischen Neubauten von Max Dudler entsteht ein Ensemble aus Alt und Neu. Die Gebäudefiguren entwickeln sich mit ihren unterschiedlichen Rücksprüngen aus ihrer städtebaulichen Situation. Durchwoben von Gassen gruppiert sich die Bebauung um einen neuen zentralen Stadtplatz. Etwas erhöht gelegen, gliedert dieser die Freiflächen auf dem Gelände und wird zum sozialen Ort für die Bewohner. Zusätzlich zum Kitagebäude wurden in den Erdgeschossen der Wohnbauten Büroflächen und eine Galerie angeordnet, um den Stadtraum zu beleben. So spiegelt das Quartier im Kleinen die Eigenschaften einer funktionierenden Stadt, mit ihrer dichten Durchmischung und Nachbarschaft unterschiedlicher Menschen und Nutzungen.

Bei der Wahl von Materialität und Farbgebung stand der Zusammenklang von alter und neuer Architektur im Fokus. Ein besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Detailentwicklung gelegt. Ein feiner Sockel aus rot geschliffenem Neckarthäler Hartsandstein greift den regionalen Stein der alten Kasernengebäude auf. Er leitet über in den auf gleicher Höhe angelegten und in gleichem Stein gepflasterten zentralen Quartiersplatz. Auch der grobe Außenputz der Fassaden ist farblich an den Sandstein angelehnt. Die umlaufenden Einfassungen und Faltläden der frei in die Fassaden gesetzten Fensteröffnungen heben sich als einheitliche stählerne Elemente bewusst ab. ­Je nach Raumsituation werden sie durch Balkone unterschiedlicher Größe aus dem gleichen Stahl komplettiert. Die perforierten Fensterläden der Gemeinschaftswohnräume machen die Nutzung der Gebäude auch bei Dunkelheit ablesbar.

Durch den Verzicht auf Dämmstoffe sind Gebäude entstanden, die sich auf wenige einfache Materialien beschränken: verputzter Ziegel, tragender Stahlbeton, Holz und Stahl. Mit ihren massiv aus Poroton-Ziegeln gemauerten Wänden beruht die Architektur auf einer zukunftsträchtigen wie traditionellen Bauweise, die ohne zusätzliche Dämmung energetisch funktioniert (KfW Effizienzhaus 55). Der tragende Kern und die Geschossdecken aus Stahlbeton bleiben in den Innenräumen stets sichtbar und kontrastieren in den Wohnungen mit Fischgrätparkett, Holzfenstern und den glatt verputzten Ziegelwänden.

In den zwei neuen Wohngebäuden entstehen insgesamt neunzehn Wohnungenmit zwei bis fünf Zimmern. Ein gemeinsames Untergeschoss verbindet beide Bauten miteinander und bietet neben Abstell-, Wasch- und Trockenräumen eine Tiefgarage für Autos und Fahrräder. Die Kita des Quartiers bietet Platz für 60 Kinder, davon 20 Krippenplätze und 40 Kindergartenplätze.

Das Areal der ehemaligen Turley Barracks umfasst insgesamt ca. 13 Hektar. 1899 als Kaiser-Wilhelm-Kaserne in Betrieb genommen, wurde das Gelände zuletzt von der US-Armee genutzt. Seit 2012 werden die Flächen im Mannheimer Stadtteil Neckarstadt-Ost zu einem neuen Stadtquartier entwickelt. Mit einer urbanen Mischung aus Eigentums- und Mietwohnungen, betreutem und gemeinschaftlichem Wohnen, innovativen Arbeitskonzepten und lebendiger Stadtteilkultur erfährt das Areal eine besondere neue Nutzung. Bisher sind bereits ca. 750 Bewohner des Quartiers eingezogen. 2023 soll die gesamte Bebauung fertiggestellt sein und insgesamt 1.700 Bewohnern und 650 Arbeitsplätzen Raum geben.