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MoRe Architekten

Getrud-Hammann-Gemeindehaus

Jochen Stüber
Jochen Stüber
Ort
Gaggenau
Gebäudekategorie
Gemeinde-, Kulturzentren, Mehrzweckhallen
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2022
Material Fassade
Mauerwerk
Architektenpreis
Wettbewerb 1. Preis
Das neue Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde Gaggenau liegt unmittelbar an der Murg in einem hochwassergefährdeten Bereich. Das Gebäude musste deshalb um 80 cm über dem vorhandenen Gelände platziert werden, was auch dem Niveau der bestehenden Kirche entspricht. Hierzu wurde der Neubau samt den Freianlagen auf ein Plateau gesetzt, das als angehobener, U-förmig gefasster Kirchhof Raum für ein lebendiges Gemeindeleben bietet. Der Höhenunterschied zwischen Hof und  Straßenniveau wird  mit einer über die ganze Breite des Platzes reichenden Freitreppe überwunden. Die Treppe öffnet den Hof mit einer einladenden Geste zum Straßenraum, schafft aber gleichzeitig einen Filter, der den Kirchhof aus dem heterogenen Umfeld aus Bauten unterschiedlicher Nutzung  herauslöst. Die Wassergebundene Decke des Hofs ist farbig auf die Fassaden des Gemeindehauses und der Kirche abgestimmt, was einen fast monochromen Raum im Zentrum des Ensembles entstehen lässt.

Überdachter Kirchplatz

Zwischen Kirche und dem zweigeschossigen Baukörper mit Nebenräumen und Pfarramt befindet sich in Verlängerung des Vorplatzes der Gemeindesaal. Die Fassaden zum Garten und zum Vorplatz sind vollständig verglast. Bei Öffnung der Vorhänge im Saal entsteht ein transparenter Raumbezug vom Vorplatz bis zum rückwertigen Garten mit seinem alten Baumbestand. Die Ausblicke zu Vorplatz und Garten und das Dachtragwerk aus heimischer Weißtanne lassen im Saal den Eindruck eines überdachten Kirchplatzes im Grünen erscheinen. Die transparenten Türen zum Foyer lassen vollständig öffnen, so können Saal und Foyer als ein großer Raum genutzt werden.

Unbehandelt belassene Konstruktion

Auf eine Behandlung der Materialien wurde im gesamten Gebäude bewusst verzichtet. Die tragende Struktur des Gebäudes prägt die Materialsprache: Holz ist Holz, Beton ist Beton. Alle Wände wurden in Sichtbeton mit scharfen Kanten ausgeführt. Nur in den Büros kamen Trockenbauwände zum Einsatz. Das Tragwerk des Saals, die Fassadenprofile und Innentüren wurden in heimischer Weißtanne ausgeführt und die Lasuren gewerkeübergreifend farbig aufeinander abgestimmt. Die Kirchengemeinde pflegt ein sehr lebendiges musikalisches Leben. So finden mehrmals die Woche Proben unterschiedlicher Chöre bis hin zu Kammerkonzerten professioneller Musiker statt. Um die akustischen Rahmenbedingungen hierfür zu schaffen, wurden Adsorber- und Reflektorplatten aus Holz bzw. Holzwerkstoffen verwendet, die ebenfalls ausschließlich unbehandelt eingebaut wurden.

Pfarramt im Obergeschoss

Das Pfarramt ist im Obergeschoss des Riegels situiert und kann unabhängig vom Gemeindehaus genutzt werden. Entsprechend wechselt auch der Materialkanon im Obergeschoss: Hell geölte Holzböden treten anstelle der anthrazitfarbenen mineralischen Beschichtung im öffentlichen Bereich des Gemeinhauses. Die Büroräume erhielten bodentiefe Verglasungen mit Lüftungsklappen aus Weißtanne, wo die Wände nicht zur Lastabtragung gebraucht wurden, kamen Ständerwände zum Einsatz. Alle Büros erhielten einen innenliegenden Blendschutz, auf einen außenliegenden Sonnenschutz konnte aufgrund der Nordausrichtung des Gebäudes und der hohen Speichermasse des Betons verzichtet werden.