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Osterwold°Schmidt

Realisierungswettbewerb "Wohnen am Klaustor Waltershausen"

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06.12.2023
Osterwold°Schmidt EXP!ANDER Architekten BDA
ERLÄUTERUNGEN WB 2014

... VON MAUERN UND TÜRMEN ... Wohnen am Klaustor in Waltershausen

Der Entwurf geht davon aus, die historische Stadtmauer (öffentlich) erlebbar werden zu lassen.

Nach dem Rückbau des Hülsemannschen Hauses und des Johnschen Hauses wird das neue Haus zwischen der Stadtmauer und dem Bestandsgebäude der Hauptstraße 21 eingeordnet und durch die Flucht der Hauptstraße begrenzt.
Auf diese Weise wird die fußläufige Verbindung entlang der Hauptstraße zu einer angenehm freien Passage und die Gasse zum Schulplatz erhält entlang der historischen Stadtbefestigung eine trichterförmige Aufweitung. Damit werden aus blockierten Verbindungen und überbauten düsteren Angsträumen erlebnisreiche Wegebeziehungen in der Stadt.

In dieser Konsequenz entsteht ein neues Haus an der Mauer, das Nutzungen pro Etage anbietet und der Turm, der für Wohnzwecke hergerichtet wird, als neues Ensemble.
Einer „Himmelsleiter“ ähnlich  wird die neue einläufige Treppe zum verbindenden Erschließungselement für Mauerhaus und Turmgebäude. Sie ist das einzige akzentuierende Element an der Stadtmauer, das assoziativ das Motiv alter Wehrgänge innerhalb von Befestigungsmauern übersetzt und gleichermaßen zur Erreichbarkeit der Wohnungen dient. Funktionale Zweckmäßigkeit und symbolische Aspekte werden miteinander verbunden und interessante, überraschende Perspektivwechsel angeboten.

Auf jedem Zwischenpodest wird eine Wohnung erschlossen. Die Aufweitungen der Podeste sorgen für erforderliche Bewegungsräume, Warte- und  Abstellmöglichkeiten (z.B. Einkäufe, Begegnung außerhalb des Fluchtweges) vor den Wohnungszugängen. Dieses Motiv ist ein quasi halböffentlicher Balkon und gleicht Ausbuchtungen an Brücken oder Aussichtsplattformen.
Das letzte Podest erschließt die Turmwohnung in der zweiten, ihrer mittleren Etage. Auf dieser Eingangsetage wird auch der Brückenschlag zum Dach des neuen Hauses geschaffen, das mit Pavillon und Dachgarten ein attraktives Freiraumangebot zum Wohnen im Turm bietet. Denn durch die Torfunktion des Gebäudes ist diese Wohnung zwangsläufig vom Boden entkoppelt, die Schlankheit des Turmes erfordert ein Wohnen auf drei Etagen ... das Wohnen erhält jedoch zusätzlich mit dem „Grünen Zimmer“, dem Dachgarten und der schönen Aussicht besonders spezifische Wohnqualitäten.

Das neue schlanke und auch in ergetischen Sinne maximal kompakte Haus an der Mauer bietet auf der 1. und 2. Etage Wohnungen von etwa 72qm und Balkon an. Konstruktiv erlaubt es im Innern eine freie Grundrissteilung, die zu Gunsten des Familienwohnens auf den Plänen mit maximal drei Zimmern dargestellt ist. Das Erdgeschoss eignet sich in der Orientierung zur Hauptstraße besonders für eine gewerbliche Nutzung - ein Bistro mit typischer Tagesnutzung wäre bereichernd und nicht störend für die unmittelbaren Anwohner und könnte die gewonnene Freifläche am Tor mit Außengastronomie beleben. Denkbar wäre auch eine kombinierte Wohn- und Arbeitsnutzung (EG + 1.OG) für freie Berufe, kreative Betätigung oder nicht störendes Gewerbe.
Der Hof an der Gasse wird als Hausgarten gestaltet. Verbindende Nutzungen (z.B. Hauswirtschaft, Abstell) im unmittelbar angrenzenden Erdgeschoss unterstützen im Falle der etagenweisen Hausbespielung gemeinschaftliche Begegnungen.
Die Wohnungen sind zudem mit großzügigen Balkonen ausgestattet.

Das neue Haus erhält mit seiner weiß beschichteten, perforierten Metallfassade eine ornamental anmutende Außenhaut mit teilweiser Transluzenz. Sie wird den unterschiedlichsten Anforderungen wie bspw. Witterungsabweisung, Umwehrung und  Brüstung, Sonnen- und Sichtschutz gerecht und verleiht gleichzeitig dem Neuen und Besonderen an diesem Ort Ausdruck … ähnlich einem festlichen Gewand.