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pbr Planungsbüro Rohling

Beton at its best

Sanierung des BMW Group-Parkhauses von Karl Schwanzer fertiggestellt
Peter Langenhahn
Peter Langenhahn
Ort
München
Gebäudekategorie
Brücken, Parkhäuser, Tankstellen
Bauvorhaben
Umbau
Jahr der Fertigstellung
2018
Material Fassade
Beton
Am Münchener Unternehmensstandort der BMW Group ist das Parkhaus ein städtebaulich prägender Bestandteil. Weil es in die Jahre gekommen war, wurde es innerhalb einer Arbeitsgemeinschaft aus der pbr Planungsbüro Rohling AG und SAA Schweger Architekten aufwendig saniert. Im Juni 2018 wurden die Sanierungsmaßnahmen abgeschlossen und das Parkhaus vollständig in Betrieb genommen.

Das Parkhaus der BMW Group in München wurde zwischen 1969 und 1970 als Split-Level Parkhaus durch den renommierten Wiener Architekten Karl Schwanzer errichtet und bildet zusammen mit dem BMW-Vierzylinder, dem Verwaltungsgebäude und dem Museum ein imposantes, stadtbildprägendes Gebäudeensemble an der wichtigen und stark frequentierten Verkehrsachse Petuelring.

Das siebengeschossige Parkhaus steht unter Denkmalschutz. Jedoch war die Tragkonstruktion so stark beschädigt, dass das Gebäude nur noch zurückgebaut werden konnte. Eine besondere Herausforderung hierbei war es, die Fassade des Parkhauses als einen konstituierenden Bestandteil des Denkmals zu erhalten. So wurde zunächst eine Schadenskartierung vorgenommen, um einen Überblick über die tatsächlich erhaltungsfähigen Fassadenelemente zu bekommen. Gutachterliche Voruntersuchungen bestätigten, dass die Fassadenelemente weitestgehend erhalten und saniert werden können. 262 Einzelelemente wurden hierzu kartographiert. Die Optik der Fassade war und wird insbesondere durch die Anordnung der dreidimensional geformten Fassadenplatten bestimmt. Durch die ausgerundeten Öffnungen zwischen den Elementen und die Linienführung der Abkantungen des einzelnen Fassadenelements erhält die Ansicht des Gebäudes eine wabenartige Struktur.

Die Fassadenelemente wurden als sehr filigrane, dreidimensional geformte Stahlbeton-Fertigteile ausgeführt. Die Plattenstärke beträgt größtenteils nur 94 mm bzw. 100 mm, lediglich im mittleren Bereich zwischen den ausgerundeten Öffnungen werden die oberen und unteren Plattenbereiche bis zu 240 mm dick. In der Bewertung der Ergebnisse der Betonuntersuchung waren vor allem die vorhandenen Betondeckungen, die nicht den Anforderungen an den heutigen Stand der Technik genügten, im Hinblick auf den dauerhaften Korrosionsschutz der Bewehrung als kritisch anzusehen. Auch die stark unterschiedlich ausgeprägten Rissbildungen an den Platten förderten aufgrund des erhöhten Wasser- und CO2-Eintrages den nachfolgenden Korrosionsprozess. Bei den vorhandenen Folgeschäden mit Betonabplatzungen und z.T. freiliegenden Bewehrungsstäben war ohne eine Sanierung davon auszugehen, dass diese eine fortschreitende Entwicklung nehmen.

Bei der Erstellung des Sanierungskonzeptes wurden neben den technischen Anforderungen zum Schutz und zur Instandsetzung der Betonbauteile auch die Belange des Denkmalschutzes, um das optische Er-scheinungsbild der Fassadenansicht möglichst zu erhalten, berücksichtigt. Da die Karbonatisierung des Betonquerschnittes in den großflächigen Bereichen noch nicht bis auf die Bewehrungslagen fortgeschritten war, wurde der Korrosionsschutz durch Begrenzung des Wassergehaltes im Beton (Instandsetzungsprinzip W nach Rili-SIB) angewendet.

Es wurde eine Probesanierung durchgeführt mit dem Ziel, die technische Ausführung der Sanierung und Beschichtung zu erproben und die optischen Auswirkungen auf das Erscheinungsbild im Vergleich zum Bestand darzustellen. An drei ausgewählten und demontierten Fassadenplatten wurden dazu auf der Außenseite verschiedene Varianten der Untergrundbehandlung und Oberflächenschutzsysteme ausgeführt.
Alle Fassadenelemente waren in voller Länge kraftschlüssig mit der Tragkonstruktion verbunden und mussten beim Rückbau des Tragwerks von diesem mittels einer Betonsäge abgetrennt werden. Die Fassadenelemente an der Südseite und an der West- und Ostseite wurden „in situ“ erhalten, temporär an einem Stützgerüst aufgehängt, vor Ort saniert und später mit einer Sekundärkonstruktion an das neue Parkhaus montiert. Die Fassadenelemente an der West- und Nordseite wurden demontiert, an anderer Stelle saniert und später wieder an den Neubau remontiert. Im nördlichen Bereich erhielt das Parkhaus eine neue Fassade. Diese sollte aus baukultureller Sicht in jedem Fall klar als neue Fassade erkennbar sein.

Für eine natürliche Be- und Entlüftung machten Brandschutzvorschrif-ten ein Abrücken der Bestandsfassade vom Parkhaus erforderlich. So wurde über eine Fuge zur Bestandsfassade die geforderte Belüftungs-fläche hergestellt. Das mehrgeschossige neue Gebäude mit insgesamt 1.600 Stellplätzen wurde in Splitlevel-Bauweise errichtet. Weil der Neubau im Vergleich zum Bestand aufgestockt ist, ragt seine Fassade über die denkmalgeschützte Außenwand des Bestands hinaus. Die Aufsto-ckung wurde mit einer geschwungenen Lochblechkonstruktion vom Bestand abgehoben.