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Circular Daycare

Kita Ortlerweg
Urban Beta
Urban Beta
Ort
Berlin
Gebäudekategorie
Kitas, Kindergärten
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2021
Material Fassade
Holz
Die Kindertagesstätte am Ortlerweg ist in allen Aspekten des Entwurfs als nachhaltiges Gebäude geplant, um als Vorbild für weitere Bauten dieser Art zu fungieren. Eine Grundlage hierfür bietet die geplante Zertifizierung nach BNB. Der Leitgedanke einen klimafreundlichen und nachhaltigen Beitrag zum Stadtquartier zu leisten spiegelt sich im naturbezogenen Architektur- und Freianlagenkonzept der Kita wieder.

Der Neubau liegt an der Schnittstelle zwischen Stadtquartier und der Gartenkolonie “Zukunft”, deren Werte auf naturnaher Bepflanzung, biologischer Vielfalt und guter Gemeinschaft basieren. Die Qualität dieses nahegelegenen Grüns soll im Gebäude der Kita maximal erfahrbar gemacht werden. Zwei thematische Baukörper, die “Spielhäuser”, werden durch gemeinschaftliche Funktionen miteinander verbunden, und geben der Kita ihre prägnante Kubatur, die sich in die gedrehten städtebaulichen Achsen einfügt. Der gewählten Kubatur gelingt die Vermittlung zwischen den Achsen und erzeugt somit einen Ort lokaler, städtischer Verdichtung. Die markante, spitze Form des Grundstücks ist geprägt durch den Zugang der Kolonie in der Verlängerung des Ortlerwegs. Durch die Stellung der beiden Spielhäuser aufgegriffen bildet diese die Grundform des Gebäudes als Vermittler an der Schnittstelle von Quartier und Natur - ein lebendiger Treffpunkt im Stadtquartier. Im menschlichen Maßstab betrachtet verzahnt sich der Baukörper nahtlos mit der Umgebung und garantiert einem dem Standort angemessene Erscheinung. Zur Straße hin öffnet sich der Baukörper mit einladender Geste in Form eines neu geschaffenen Vorplatzes, der offen und gut einsehbar ist und den Bereich zwischen Gebäude und Ortlerweg fasst, gliedert und zur Ausbildung einer klaren Adresse verhilft. Die Kita wird hierdurch zu einer lebendigen Ergänzung des Quartiers, einem Treffpunkt für die Nachbarschaft und einem Ort an dem Generationen zusammenkommen, sich austauschen und Gemeinschaft leben. Der Eingang für die Kinder sowie die Besucher ist von grünen Inseln mit spielerischen Sitzelementen geprägt, die zum Verweilen und Austausch einladen. Durch die klare Gliederung von Anliefer- und Parkzonen wird ein reibungsloser und gefahrloser Funktionsablauf sichergestellt. Die Lage und Ausformung des Baukörpers optimiert die Nutzung der Sonne und bildet gleichzeitig eine akustische Barriere in Richtung Wohnbebauung aus.


Der Raum als Dritter Lehrer - Die Architektur

Die klare Struktur des Gebäudes ist einfach zu verstehen. Dies hilft bei der Orientierung innerhalb des Gebäudes. Trotzdem entsteht eine räumliche Vielfalt, die sich in den abwechslungsreichen Sichtbezügen fortsetzt. Der Haupteingang vom Ortlerweg ist freundlich, einladend und barrierefrei gestaltet. Im Eingangsbereich erhalten Kinder sowie Eltern Informationen über aktuelle Veranstaltungen und Entwicklungen. Das Gebäude reagiert mit einer Geste des Öffnens und die Fassade hebt ihr “Gefieder” aus Lärchenholzlamellen und öffnet sich zwischen den beiden Spielhäusern. Hier befindet sich die zentrale Piazza: der kommunikative Dorfplatz der Kita, welcher beide Geschosse verbindet und aus multifunktionalen Zonen und einer großen Treppenskulptur mit Stauraum und Sitzgelegenheiten besteht. Der zentrale Platz bildet das Herz des Gebäudes, von hier aus können alle Räume erschlossen werden. Neben diesem programmatischen Aspekt werden auf beiden Geschossen Nischen zur Gartenseite ausgebildet, die besiedelt und belebt werden können: Ob Urban Gardening, Klanginstallation, Spiegelkabinett oder Bühne - die Erlebnis Nischen sind sensorisch, optisch und akustisch erfahrbar.

Alle Gruppenräume sind nach Süden ausgerichtet und werden über einen zentralen Spielflur erschlossen, der sich zu den trennbaren Garderobenräumen aufweitet, welche den Flurcharakter aufheben und gleichzeitig Geborgenheit bieten. Die Spielflure sind so gestaltet, dass in kurzer Zeit aus einem Bewegungsraum ein Atelier zum Malen, eine Galerie oder eine Ausstellungsfläche entstehen kann. Hierzu dienen multifunktionale Möbel, bemalbare sowie verschiebbare Wände. Die Garderobe ist großzügig und spielerisch gestaltet: Der Abschied von den Eltern, ein oft schmerzvoller Prozess für die Kinder wird durch integrierte Sitzkästen mit großen Fensteröffnungen und Sichtbezügen in die Gruppenräume erleichtert. Die Garderoben bieten einen eigenen Zugang zum Garten in jedem Geschoss. Die Gruppenräume sind vom Flur aus durch große, verglaste Sitzkästen einsehbar und bringen Tageslicht und Transparenz bis tief in das Gebäude. Die Gruppenräume können durch große Türen zusammengeschaltet werden, so dass viele verschiede Raumerlebnisse und Konfigurationen möglich sind. Hierdurch können einerseits gruppenübergreifende Aktionen stattfinden, aber auch Rückzugsmöglichkeiten und Ruhezonen geschaffen werden. Diese Flexibilität fördert unterschiedliche pädagogische Konzepte und schafft Räume, die es den Kindern ermöglichen Sozialverhalten, Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und eigenverantwortliches Handeln zu entwickeln. Spielen ist in großen und kleinen Gruppen möglich. Der Schallschutz ist stets gewährleistet.
Die Kreativität wird durch lose Spielmöbel gefördert, welche geschickt in eingebaute Funktionsmöbel verstaut werden können. Die Multifunktionsmöbel unterstützen die Mehrfachnutzung des Raumes und erleichtern Abläufe im Alltag der Kita. Das spielerische Erlernen natürlicher Prozesse und Kreisläufe soll durch in der Architektur verankerte Elemente ermöglicht werden. Die Gruppenräume und Tätigkeitsbereiche für unterschiedliche Aktivitäten werden geschossweise farblich gestaltet, so dass sich bei Kleinkindern, auch bei Raumwechsel im gleichen Geschoss, ein Gefühl des Zuhauses einstellt. Die Transparenz wird bis in den Aussenraum fortgesetzt, der die naheliegende Natur durch große Öffnungen mit Sitz- und Spielmöglichkeiten verbindet. Durch die Öffnung der Gruppenräume mit großzügigen Türen nach außen entsteht ein Innenraum-Außenraum-Parcours mit entsprechend groß dimensionierte Sauberlaufzonen. Das Grün scheint sich nahezu ins Gebäude zu ziehen und ermöglicht ein Erleben der Natur bei jedem Wetter. Die leichte Verdrehung der Gruppenräume zueinander ermöglicht jeder Gruppe einen freien Ausblick ins Grüne. Im Garten fungiert ein großer Laubbaum mit umliegender Bank als zentraler Treffpunkt und gliedert hierdurch die Spielflächen. Freibereiche und Gebäude fügen sich so zu einem Gesamtbild, welches Natur und Umwelt mit verschiedenen Sinnen erleben und erlernen lässt. Das Angebot der Innen- und Außenräume gibt Raum für das Erlebnis von Individualisierung und Gemeinschaft gleichermaßen.


Naturbezogenes Bauen - Konstruktion, Nachhaltigkeit und Zirkularität

Unter Bezug auf den Leitgedanken der naturbezogenen Architektur wurde besondere Wert auf die Auswahl der Baustoffe und ein nachhaltiges Gesamtkonzept aus Raum(sozial), Material(ökologisch) und Technik(ökonomisch) gelegt.
Das gesamt Gebäude wir aus hochwertigen, belastbaren ökologischen Baustoffen hergestellt um sowohl ein gutes Raumklima, einen langfristigen Betrieb und einen positiven ökologischen Fußabdruck zu gewährleisten. Zum Einsatz kommen innovative Materialien wie Strohbau- oder diagonal Massivholzplatten. Diese ermöglichen Folienfreie besonders Diffusionsoffene Wandaufbauten. Die Hülle des gebäudes wird in Holzrahmenbau erstellt um eine möglichst gute Dämmung bei einer geringen Bauteilstärke zu erreichen. Im Innenraum werden tragende Bauteile in massiver Holzbauweise errichtet, nichttragende Wände werden in innovativer Strohbauplattentechnik hergestellt die einen besseren Schallschutz als konventionelle Trockbautechniken mitbringen und ein positives Raumklima unterstützen.

Auf Verbundwerkstoffe wird im gesamten Gebäude verzichtet. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass nach Ablauf des ersten Lebenszyklus oder im Zuge von Umbaumaßnahmen keine Schadstoffbelasteten Baustoffe beseitigt werden müssen. Alle Baustoffe lassen sich recyceln oder an anderer Stelle wiederverwenden. Das Nachhaltigkeitskonzept wurde entsprechend der Bewertungsmethodik des BNB unter den Teilaspekten ökologischer, ökonomischer soziokultureller/funktionaler sowie technischer Qualitäten entwickelt.

Die besonderen Vorteile eines vorgefertigten Hybridbau und der standortspezifischen Merkmale bestimmen das Konzept. Holzoberflächen und natürlichen Baustoffe prägen die Erscheinung und sorgen im Zusammenspiel mit Strohbauplatten und Lehmschlämme für ein gesundes Raumklima. Die effizienz des Betonbaus im Bereich des Kellers und die Möglichkeit der Kombination aus Betonfertigteilen und Holzbauweise ermöglichen eine Kosteneffiziente, ökologische und schnelle Bauweise.


Hof im Garten, Garten im Wald - Freianlagenplanung

Die Freiflächengestaltung der neuen Kita Ortlerweg zielt auf die Schaffung eines vielfältigen, ökologisch hochwertig und nachhaltig gestalteten sowie inklusiven und barrierefreien Außenraumes unter der weitgehenden Integration des Baumbestandes ab. Die bestehenden Übergänge in die Umgebung werden als Inspiration und Potential verstanden und unterschiedlich behandelt. Zur Seite der Kleingartenkolonie wird der zentrale Garten- und Spielhof ausgebildet. Über einen dichten Saum aus Sträuchern und Gräsern mit integrierten Spielinseln für die verschiedenen Altersklassen und Spielbedürfnisse (u.a. mit Kletterspiel, Matschbereich, Kleinkind-Balancier-Parcours, Nestschaukel, Spiel-Mäuerchen/Bänken) wird ein vielfältiger und wohl proportionierter Spielhof mit einer zentralen Wiesenfläche und einer gemeinsamen Sitzgruppe (Bewegungsbereich) sowie einem gebäudebegleitenden, multifunktionalen Spielband/-Terrasse (geschliffener Ortbeton) geschaffen. In Fortführung der Innenräume verknüpft dieses Band Innen- und Außenraum nahtlos und schafft so multidimensionale und multifunktionale Spielräume. Überdacht findet hier zudem die neue Werk- und Bastelecke ihren Raum.
Zum Ortlerweg hin wird eine klar gefasster Vorplatz ausgebildet. Durch die robuste Materialwahl dient dieser als klar ablesbarer Eingang zur Kita und Scharnier in die Nachbarschaft (mit Sitzmöglichkeiten im Zaun oder auf der Bauminsel), als auch der Anlieferung und