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wulf architekten

Jakob-Sigle-Heim

Pflegeheim (1.BA) / Betreutes Wohnen (2.BA)
Fotograf: Markus Guhl für wulf architekten
Fotograf: Markus Guhl für wulf architekten
Ort
Kornwestheim
Gebäudekategorie
Pflegestätten, Reha- und Kureinrichtungen
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2017
Material Fassade
Putz
Jakob-Sigle-Heim in Kornwestheim
Pflegeheim 2015-2017 | Betreutes Wohnen 2017 bis 2019


Der städtebauliche Kontext des Jakob-Sigle-Heims wird geprägt von funktionalistischen Wohnzeilen aus den 1950er Jahren, die als anonyme Bauten weder eine Identifikation mit dem Ort erreichen noch eine besondere Stimmung in diesem Stadtteil hervorrufen. Deshalb sollte der Neubau des Pflegeheims mit seinem großen Veranstaltungssaal vor allem auch als öffentlicher Anlaufpunkt für das gesamte Quartier erlebt werden können.

Aus dieser städtebaulich prominenten Position heraus ergab sich das „festliche Aussehen“ des Neubaus: Strukturputz mit Besenstrich in den Obergeschossen, ergänzt durch die farblich identischen Blechverkleidungen der Panoramafenster, dazu ein dunkel abgesetzter Sockel.

Durch die nur begrenzten Möglichkeiten des Umzugs der Bewohner des Jakob-Sigle-Heims in andere Einrichtungen konnten die bestehenden Gebäude nicht in einem Zuge rückgebaut und durch Neubauten ersetzt werden. Die gesamte Baumaßnahme ist daher in zwei Bauabschnitte aufgeteilt. Zunächst wurde das neue Pflegeheim auf dem westlichen Teil des Grundstücks errichtet (2015-2017), das betreute Wohnen auf dem östlichen Teil folgt in einem zweiten Bauabschnitt (2017-2019).

Die Gliederung der Innenräume wird vom Konzept der „Wohngruppen“ bestimmt: Diese bestehen beim neuen Pflegeheim aus jeweils 15 Pflegeplätzen, die über ein gemeinsam nutzbares, offenes Wohnzimmer verfügen, das allen Bewohnern die Möglichkeit bietet, zu kochen oder sich dort mit anderen Bewohnern zu treffen und auszutauschen.

Neben dem Wohngruppen-Konzept war es ein wichtiges Ziel, für den Tages- und Nachtbetrieb des Pflegeheims so wenig wie möglich Personal zu benötigen und durch ein „back-to-back“ System auf Doppelungen bestimmter Räume zu verzichten. Deshalb wurden Personalräume, Pflegeräume und Pflegebäder im Zentrum des H-förmigen Grundrisses räumlich gebündelt. Durch die Grundrissgestaltung besitzen die jeweils 15 nach Osten und Westen orientierten Zimmer einer Wohngruppe einen guten Bezug in den angrenzenden, halböffentlichen Grünraum. Die gemeinschaftlichen, offenen Wohnräume mit den Balkonen sind hingegen zu den beiden Höfen orientiert.

Die für die Planung entscheidende Vorgabe einer Raumgröße von 14,7 m² für ein Pflegezimmer ist sehr begrenzt, deshalb wurde versucht, trotz der kleinen Fläche ein Gefühl von räumlicher Großzügigkeit zu entwickeln. Dazu wurden die Fenster als nach außen gestülpte „Panoramafenster“ gestaltet, die durch ihre Größe - auch vom Bett aus - einen freien Blick nach draußen erlauben und zudem die Möglichkeit bieten, sich auf die mit Holz verkleidete Fensterbank wie in einen kleinen Erker zu setzen. Dieser „kleine Luxus“ spielt für die Wohnqualität in den Pflegezimmern eine entscheidende Rolle.