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Cukrowicz Nachbaur Architekten

Konzerthaus München

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Ort
München
Gebäudekategorie
Theater, Opernhäuser, Konzertsäle, Kinos
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2030
Material Fassade
Glas
Inmitten einer komplizierten, heterogenen Gemengelage aus verschiedenartigen Bestandsbauten und Neubauvorhaben in einem ehemaligen Werksviertel erhebt sich unser Projekt als neuer Stadtbaustein über die Dachlandschaft der baulichen Umgebungsstrukturen. Prägnant und selbstbewusst, stark und eigenständig, zurückhaltend und selbstverständlich. Eine neue Erscheinung im Stadtbild und zugleich eine vertraute Form. Das neue Münchner Konzerthaus wirkt aus den verschiedenen Blickwinkeln und Distanzen ganz unterschiedlich und entwickelt vertraute Erinnerungsbilder an ein großes Zelt, eine Werkshalle, einen Speicher oder eine Markthalle, vielleicht sogar an einen Tempel oder eine Kathedrale. Tatsächlich ist es im alltäglichen Ablauf ein Ort der Musikproduktion, eine Art Werkshalle für Lernende und Studierende, eine Plattform für Workshops, ein Möglichkeitsraum für Musizierende. Es ist eine offene Form, offen für verschiedene Nutzungen und Interpretationen – und zu Höhepunkten ist es ein geschützter schwingender Ort wie ein nobles Festzelt für allerhöchsten Kulturgenuss in Musikform oder wie ein Tempel ist es auch ein Ort der Stille und des Nachdenkens, der Wahrnehmung von Musik, der Wahrnehmung von sich selbst. Im kollektiven Gedächtnis der Bevölkerung ist es eine Art Klangspeicher und Konzentrationsort für Musik. Ein neuer Archetypus eines Begegnungsortes für Menschen mit einem hohen gemeinsamen Interesse. Die Besinnung auf das Wesentliche, die Grundtugend von Qualität und Anspruch braucht kein Spektakel. Diese Parameter äußern sich in Erscheinung und Auftritt, denn seine archaische Form selbst ist schon Ausdruck dieser Haltung. Das Haus für Musik konzentriert und besinnt sich auf sich selbst und wird dadurch stark und trotz seiner Höhenentwicklung tritt es nicht in eine Konkurrenzsituation zu den baulichen Hochpunkten des Quartiers. Es will seinem Inhalt und seiner Bedeutung gerecht werden und sucht gleichzeitig Ausgewogenheit im urbanen Ensemble. In seiner Fernwirkung ist es als starker Solitär gedacht, die Steilheit der Dachpartien und seine Höhe machen es bedeutend. Wie eine Kathedrale, die sich mit ihrer Strahlkraft über die Dachlandschaft der Profanbauten erhebt, wird es durch seinen skulpturalen Ansatz zum identifikationsstiftenden Element und Sichtzeichen mit großem Wiedererkennungswert. Die geringe Höhe der Sockelpartie macht es nahbar. Im näheren Umfeld ist es ein Baustein, der sich mit seiner Umgebung vernetzt, der mit den benachbarten Elementen kommuniziert, in Resonanz tritt und der einen Mehrwert darstellt für seine Nachbarschaft und das ganze Quartier. In diesem Zusammenhang interessiert uns vor allem auch die Materialität, welche neben der Form den Ausdruck des Hauses bestimmt. Gefragt ist ein Festkleid für die großen Begebenheiten und ein Werktagskleid für den Alltag zugleich. Wir finden mit Glas ein Material, das imstande ist den Bogen zu spannen zwischen unterschiedlichsten Nutzungen, Inhalten und Ausdrucksweisen, zwischen robustem industriellen Charakter und anspruchsvoller Noblesse, zwischen Werkshalle und Kathedrale. Das Haus nimmt das wechselnde Licht des Himmels und seiner Umgebung in sich auf, strahlt Licht und Farbe zurück und lässt, je nach Blickwinkel, Tageszeit und Witterung etwas von seinem Innenleben erahnen. Bei Einbruch der Dämmerung verwandelt es sich zum Leuchtkörper, dann ist es strahlendes Festzelt und Musikkathedrale. Wichtig erscheint uns jedenfalls, dass es offen und einladend wirkt und keine Rückseite hat, alles ist vorne und steht in Wechselwirkung mit der Umgebung. Durch die Überlegungen die Saalkörper übereinander zu stapeln und dadurch das Haus in die Höhe zu entwickeln wird es möglich den Fussabdruck des Gebäudes möglichst gering zu halten und das Gebäude auf eine größere platzraumwirkende Fläche zu stellen. Die großen Volumina der Saalkörper bilden mittig positioniert und übereinander liegend die Mitte des Hauses. Das horizontale Gliederungsprinzip der Ebenen mit klarer Trennung in „öffentlich“ und „intern“ erfolgt in drei Zonen: Foyer – Saal – Backstage/ Verwaltung. Dadurch entsteht das einfache Strukturgebilde eines Ringsystems mit Kern- und Mantelzone, in welchem die unterschiedlichen Nutzungsbereiche umlaufend über mehrere Ebenen den einzelnen Sälen angegliedert und einfach zugeordnet werden können. Die Konzeption des großen Saales basiert auf der Grundtypologie des Rechtecksaales. Diese klassische Klangraumtypologie stellt neben seiner kompakten Bauform den Idealfall für einen Saal mit der gewünschten Zuschaueranzahl von etwa 1.800 bis 1.920 Personen dar, da sie auf Grund der möglichen Geometrien hervorragende akustische Eigenschaften aufweist, welche von keiner anderen Raumform erreicht werden. Wir haben die Grundtypologie Rechtecksaal weiterentwickelt und wunschgemäß das Podium leicht in Richtung Saalmitte verschoben, womit wir den Abstand zum Publikum minimieren und Zuschauerplätze auch hinter dem Podium und seitlich der Musiker anordnen. Kein Zuschauerplatz ist weiter als 30,5 Meter von der Bühnenvorderkante entfernt, also etwa 32,0 Meter von der ersten Geige. Als speziell zu erwähnenden Aspekt unserer Konzeption erachten wir, dass sich ein Maximum an möglichen Zuschauerplätzen im Parkett befindet. Der kleine Saal ist für eine Belegung von 600 Personen sitzend sowie 900 Personen stehend ausgerichtet und folgt stringent dem Prinzip „Schuhschachtel“. Seine hervorragenden akustischen Eigenschaften, die vollflächige Ausstattung mit Hubpodien und die durchgehende Technikdecke ermöglichen eine völlig flexible Bespielbarkeit des gesamten Raumvolumens.