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Dietrich | Untertrifaller Architekten

Haus P

Holz und Natur im Allgäu
Albrecht I. Schnabel
Albrecht I. Schnabel
Ort
Allgäu
Gebäudekategorie
Einfamilien-, Reihen-, Wochenendhäuser
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2019
Material Fassade
Holz


Am Rande einer dicht bebauten Siedlung im Allgäuer Hügelland haben wir ein wohl durchdachtes, vielfältig nutzbares Wohnhaus aus Holz errichtet. Das angrenzende beliebte Naherholungs- und Landschaftsschutzgebietes hat uns dazu bewogen, die umgebende Natur maßgeblich in die Gestaltung des Hauses einzubeziehen. Der Neubau übernimmt die Proportionen des desolaten Bestandsgebäudes aus den 60er Jahren. Das straßenseitig zurückgesetzte Staffelgeschoss kommuniziert mit dem Hang, dessen ursprünglich steilen Verlauf wir wieder hergestellt haben. Die zurückhaltende, horizontal gegliederte Architektur mit der Fassade aus heimischen Hölzern fügt sich harmonisch in den Naturraum ein. Raumhohe Verglasungen, Sichtachsen und offene Wohnräume, die zahlreiche Durchblicke und Ausblicke eröffnen, inszenieren die Natur, holen sie ins Haus.

Das schmale, nur 840 m² große Grundstück steigt von der Straße zum Garten hin steil an. Im straßenseitigen Hanggeschoss haben wir eine Einliegerwohnung und die Garage untergebracht. Eine schlichte Holztreppe führt ins darüber liegende Wohngeschoss mit einem offenen Wohn-Ess-Koch-Bereich, zwei Schlafzimmern und Bad. Die gesamte Südfassade mit Blick in den Garten ist raumhoch verglast. Jedoch auch auf der Nordseite sorgen bodentiefe Fenster für Transparenz und Helligkeit. Lediglich die Seitenfronten zeigen sich verschlossener und schützen die wenigen Öffnungen mit Holzlamellen vor Einblicken der Nachbarn. Die Kinder haben ihr eigenes Reich im Dachgeschoss. Die drei Zimmer plus Bad können später durch einen separaten Eingang auch als eigenständige Wohnung abgetrennt werden. Das ermöglicht eine flexible Nutzung vom Familienhaus bis zum Mehrgenerationenhaus. Ein besonderes Highlight ist die tief in die Fassade eingeschnittene überdachte Veranda auf der Westseite des Dachgeschosses. Der gerahmte Blick fällt auf den Kastanienbaum, der den Giebel des Nachbarhauses verdeckt, und den sanft ansteigenden Garten, so dass man sich in einer Lodge mitten in der freien Natur wähnt.

Zu diesem naturverbundenen Wohngefühl tragen auch die verwendeten Materialien bei. Bis auf die erdberührenden Teile ist das gesamte Haus aus Holz gebaut. Die Fassade ist mit Querleisten aus Weißtanne verkleidet. Die zurückversetzten bzw. überdachten Außenflächen bestehen aus längs verlegten Eichenbrettern. Dadurch entsteht im Laufe der Zeit ein attraktiver Kontrast von vergrauter Weißtanne und goldbrauner Eiche. Die Auskragung des Wohngeschosses und der rundum laufende Balkon des Dachgeschosses wirken als konstruktiver Sonnenschutz für die darunter liegenden Räume. In den Innenräumen dominieren wohnliche Eiche und heller Kalkputz. Interessante Akzente setzt der in die weiße Wand eingebaute große Kamin aus schwarzem Stahl, der gleichzeitig als Raumteiler den Wohnbereich abschirmt.

Das leicht geneigte Satteldach ist ganzflächig mit Photovoltaik-Paneelen bedeckt und ermöglicht eine effiziente und doch unauffällige Stromgewinnung. Die Akkus im Keller speichern den überschüssigen Strom, so dass die Wärmepumpe mit selbst produziertem Strom gespeist werden kann. Gute Planung geht bewusst auf die Umgebung ein, nimmt Vorhandenes auf und das Gebäude passt sich an sein Grundstück an. Haus P haben wir mit dem Hang gebaut und nicht gegen ihn. Eigentlich ist es ja ein Nachteil, wenn die Hangseite nach Süden orientiert ist. Wir haben diese Lage genutzt, damit man das Haus im Norden ebenerdig betreten kann und auch von den südlich ausgerichteten Wohnräumen im Obergeschoss direkt in den terrassierten Garten kommt. Die Qualität der Architektur, die nachhaltige Bauweise und die flexible Nutzung werden den Bauherren noch lange Freude bereiten.