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F64 Architekten und Stadtplaner

Umbau und Generalsanierung Grundschule Kottern-Eich, Neubau Mehrgenerationenhaus und Einfachsporthalle, Kempten

Foto: Rainer Retzlaff Photographie
Foto: Rainer Retzlaff Photographie
Ort
Kempten
Gebäudekategorie
Schulen
Bauvorhaben
Umbau
Jahr der Fertigstellung
2011
Material Fassade
Holz
Umbau und Generalsanierung Grundschule Kottern-Eich, Neubau Mehrgenerationenhaus und Einfachsporthalle in Kempten, Realisierungswettbewerb - 1. Preis, Zuschlag nach VOF-Verfahren

Die Grundschule Kottern-Eich mit ihrem ehrwürdigen in die Jahre gekommenen Bestandsgebäude sollte für die heutigen baurechtlichen, räumlichen und pädagogischen Anforderungen ertüchtigt und erweitert werden. Eine Einfeldsporthalle für Schul- und Vereinssport, nutzbar auch als Aula für bis zu 575 Besucher ergänzt das Angebot. Der für Kinder und Jugendliche öffentlich zugängliche Allwetterplatz wird aufgrund seiner besonderen Lage auf dem Dach der Turnhalle sehr gut angenommen. Das Konzept wird zusätzlich ergänzt durch das Mehrgenerationenhaus mit Bürgertreff. Es ist funktionales und räumliches Bindeglied zwischen schulischer Nutzung und Vereinsnutzung. Der Bürgertreff lässt sich mit dem Speisesaal der Schule zu einem Festsaal für 225 Personen verbinden.

Ziele
Das Mehrgenerationenhaus soll als Kommunikationspunkt zwischen Jung und Alt vermitteln, die Integration von Ausländern und Aussiedlern fördern und Freizeitangebote für alle Altersgruppen bieten. Durch Zusammenführen von Schule, Mehrgenerationenhaus und Sporthalle, von Mittagstisch in Verbindung mit Ganztagsklassen und Bürgertreff kann sich eine offene Nachbarschaftsschule entwickeln.
 
Leitidee
Mit dem vorgeschlagenen freiräumlichen und städtebaulichen Konzept sollen die erklärten Ziele des Mehrgenerationenhauses bereits im Außenraum als Schnittstelle zum Quartier erreicht werden, denn die Integration findet schon „auf der Straße“ statt. Im Gegensatz zu einer streng separierenden Anordnung von Pausenhof, Quartierspark mit Spielplatz und Freisportanlagen werden die Freibereiche als Aufweitung des Straßenraums zu einem offenen, konfliktfreien Aufenthaltsort. Durch die sich überlappenden Nutzungen und die Offenheit entsteht Kommunikation, aber auch soziale Kontrolle.
 
Städtebau
Der Leitidee folgend besetzt der neue Baukörper die der Öffentlichkeit abgewandten Grundstücksteile. Das alte, denkmalwürdige Schulgebäude bleibt an der ortsprägenden Ecke Friedrich-Ebert- Straße / Gebhartstraße freigestellt. Die neue Bebauung formt gemeinsam mit dem alten Schulhaus einen raumbildenden Rücken für das offene Zusammenspiel der vielfältig nutzbaren Freibereiche. Die südliche Wohnbebauung wird durch die Baukörperanordnung vor Lärmemissionen geschützt.
 
Freiraum
Die konsequente Integration und Weiterentwicklung der Bestandsstrukturen unter Berücksichtigung der Ortsbild prägenden Gebäude- und Vegetationsstrukturen sowie der topografischen Ausformung des Planungsbereiches bestimmt den Entwurf. Der vorhandene Baumbestand wird behutsam mit wenigen Neupflanzungen als kleiner vielfältig nutzbarer Quartierspark weiterentwickelt und mit Spiel- und Aufenthaltsbereichen ausgestattet. Der raumprägende Baumbestand gliedert den langgestreckten strassenbegleitenden Freiraum in den Schulhof, den Quartierpark und die Freisportanlagen. Sämtliche Bereiche sind durch ein Wegesystem verknüpft und bieten somit außerhalb der Schulzeiten ein vielfältig ausgestattetes Nutzungsspektrum. Das Kleinspielfeld ist entsprechend dem gültigen Bebauungsplan positioniert und erhält aufgrund der umliegenden Straßen- und Nachbarbereiche einen Ballfangzaun mit partiell vorgehängten, transparenten Lärmschutzelementen. Im rückwärtigen Teil des Neubaus wird ein nichtöffentlicher Schulgarten angeboten. Geschnittene Heckenbänder gliedern diese Gartenbereiche. An der Stirnseite des Bestandgebäudes wird ein kleiner Vorplatz mit Aus-und Einsteigefunktion situiert. Straßenbegleitend werden 12 Stellplätze, hergestellt in Rasenpflaster, nachgewiesen. Ein geschnittener Heckenkörper trennt den Pausenhof von diesem Funktionsbereich ab. Auf dem Dach des Mehrgenerationenhauses wird angrenzend an den zweigeschossigen Kopfbau eine Terrasse angeboten. Für die nutzungsfreien Dachbereiche wird eine extensive Dachbegrünung vorgeschlagen.
 
Fassadengestaltung
Das Erscheinungsbild des alten Schulhauses bleibt durch die Sanierung mit einem wärmedämmendem Putz erhalten. Das neue Mehrgenerationenhaus im Quartierspark wird als hochwärmegedämmte Holzkonstruktion ausgeführt. Auch die Fassade wird robust in Holz konzipiert: Vertikale Holzleisten unterschiedlicher Materialstärke erzeugen eine reliefartig bewegte Oberfläche. Schräge farbige Fensterlaibungen optimieren die effiziente Tageslichtnutzung.
 
Tragwerk
Das Tragwerk gliedert sich, der Geometrie und den Gebäudelasten entsprechend, in drei durch Raumfugen getrennte, voneinander unabhängige Fugenabschnitte: Kopfbau, Zwischenbau und Sporthalle.
 
Kopfbau

Dieser dreistöckige Baukörper an der Gebhartstraße ist in Stahlbetonmassivbauweise vorgesehen. Die Decken lagern im Innenbereich überwiegend linienartig auf. An den Aussenfassaden ist ein Zwischenbau.
Der eingeschossige Zwischenbau ist überwiegend in Holzbauweise konzipiert. Die Flachdachkonstruktion ist als vorgefertigtes Boxenelement, bestehend aus unterseitiger Mehrschichtplatte, BSH-Kanthölzern mit Kerndämmung, oberseitiger OSB-Platte und darüberliegender Dämmung vorgesehen. Alternativ kann das Boxenelement auch durch BSH-Dielen ersetzt werden. Das Zweifeldsystem wird linienartig auf BSH-Randbalken im Fassadenbereich und auf einem Zwischenauflager aufgelagert. Die Aussteifung erfolgt über das als Scheibe konstruierte Dach und über die massiven Stahlbetonwände im Inneren des Gebäudes. Die Gründung des Zwischenbaus ist flach über Streifen und Einzelfundamente möglich. Der Übergang zur Sporthalle (Raumfuge) deckt sich bestens mit dem schroffen Wechsel der Untergrundverhältnisse. Dieser Baukörper ist somit konstant gebettet und erfordert keine aufwändigen  konstruktiven Zusatzmaßnahmen. Auch sind durch die günstige Anordnung der Baukörper (Raumfuge) keine bauwerksschädlichen Differenzsetzungen, welche mit hohem konstruktivem Aufwand verstetigt werden müssten, zu erwarten.
 
Sporthalle  
Die Konstruktion der Sporthalle über der Gründungsebene ist wie beim Zwischenbau beschrieben vorgesehen. Die größeren Spannweiten im Hallentrakt werden durch handelsübliche BSH-Binder (b/h=20/155cm) überbrückt. Die Gründung erfolgt im Nicht-Deponiebereich punktförmig über Brunnenfundamente. Im Deponiebereich können die Bauwerkslasten nur über Bohrpfähle, d ca. 88cm, in den tiefliegenden, tragfähigen Untergrund eingeleitet werden. Durch die punktförmige Lagerung des gesamten Gebäudes wird ein gleichmäßiges Setzungsverhalten auch bei unterschiedlichen Gründungsverhältnissen sichergestellt. Die Bodenplatte ist freitragend ausgebildet. Sie lagert auf Fundamentrosten auf, welche die Lasten in die Brunnenfundamente, bzw. Bohrpfähle einleiten.


Adresse:
Friedrich-Ebert-Straße
87437 Kempten
Auftraggeber:
Stadt Kempten, Hochbauamt

Wettbewerb:
Realisierungswettbewerb - 1. Preis 02/2009, Zuschlag nach VOF-Verfahren
Beauftragte Leistung:
LPH 2-9 HOAI

Projektzeiten:
Planung: 04/2009 - 12/2011

1. BA
Erweiterung der Grundschule, Neubau Mehrgenerationenhaus und Einfach-Sporthalle
Bauzeit: 03/2012-08/2013

2. BA
Generalsanierung und Umbau des bestehenden Schul-
gebäudes. Umbau bei laufendem Betrieb in den Räumen des 1. BA.
Bauzeit: ca. 08/2013-08/2014

Projektgröße:
1. BA
BRI: 13.612 m³
BGF: 3.136 m²

2. BA
BRI: 7.694 m³
BGF: 2.592 m²

Baukosten:
KGR 300+400
7,5 Mio € inkl. MwSt.

Energiestandard:
Altbau: Sanierung mit Passivhauskomponenten
Neubau: Passivhaus

Projektbeteiligte:
Landschaftsarchitektur:
realgrün Landschaftsarchitekten, München

Tragwerksplanung:
Ingenieurbüro Hartmann und Walter

HLS-Planung:
Ingenieurbüro Hirdina, Betzigau

Elektro-Planung:
Ingenieurbüro Gutmann, Kempten

Fotos:
Rainer Retzlaff Photographie

Energiekonzept - Wettbewerb:
Herz und Lang, Weitnau

Passivhaus-Planung:
Ingenieurbüro Schwärzler, Oberreute