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Franz&Sue

Neubau der Berliner Stadtreinigung

ARGE mit Schenker Salvi Weber
ARGE Franz&Sue und Schenker Salvi Weber
ARGE Franz&Sue und Schenker Salvi Weber
Ort
Berlin
Gebäudekategorie
Bürohochhäuser
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2026
Material Fassade
Holz
Team Wien goes Berlin! Gemeinsam mit unserem ARGE-Partner Schenker Salvi Weber haben wir im Architekturwettbewerb der Berliner Stadtreinigungsbetriebe den ersten Platz geholt! Damit realisieren Franz&Sue bereits ihr drittes großes Projekt – neben dem Evangelischen Campus Nürnberg und dem Berufsschulzentrum Konstanz – in Deutschland. Die Anforderungen dieser Wettbewerbsausschreibung fanden wir von Beginn an vielversprechend, Sichtbarkeit in der Stadt und eine komplette neue Arbeitswelt sollten wir unter möglichst nachhaltigen Kriterien schaffen. Ein Dreivierteljahr haben wir viel Herzblut in den Entwurf für den geplanten Neubau dieser großen deutschen Institution gelegt. Immerhin zählt das Unternehmen mit mehr als 6.000 MitarbeiterInnen zu den größten Arbeitgebern Berlins. Umso größer ist nun die Freude über den Wettbewerbsgewinn!

An einem Knotenpunkt in der Stadt – bei der S-Bahn- und Fernbahn-Station Südkreuz – entstand in den vergangenen Jahren ein neues Viertel – die Schöneberger Linse. Hunderte Wohnungen, etliche Bürogebäude, Kindergärten und Schulen sind hier bereits fertiggestellt worden. Nur eine Fläche liegt asphaltiert brach und wartet darauf, das Grande Finale für das Stadtentwicklungsgebiet einzuläuten. Auf diesem Grundstück soll eine neue Unternehmenszentrale der BSR entstehen, hier wird sich das Viertel für seine BesucherInnen öffnen, hier soll ein Leuchtturm fürs Quartier heranwachsen.

Dabei soll nur ein Teil des Projektes als BSR-Zentrale genutzt werden – mehr als die Hälfte der Fläche soll zukünftig anderen Firmen zur Verfügung stehen. Um eine klare Trennung und einen Quartiersplatz zu schaffen, entzweien wir die Baukörper: Ein Gebäude für die Stadtreinigung im nördlichen Teil mit sieben Stockwerken und eines mit angeschlossenem 17-stöckigen Hochhaus mit Gewerbeflächen, Cafeteria und Konferenzräumen im südlichen Teil. Wichtig sind uns dabei der Campusgedanke, ein verbindendes Erdgeschoß und ein Quartiersplatz mit begrünten Aufenthaltsbereichen, der die Menschen ins Viertel lotst. Ein Umweltlehrpfad führt quer über das Grundstück, hier sollen Themen wie Kreislaufwirtschaft und Recycling erläutert werden. Denn die BSR ist ein bodenständiges Unternehmen, das offen für BesucherInnen und AnrainerInnen ist und die Nähe zum Viertel sucht. Daher planen wir ein extrovertiertes Gebäude – jedes Büro öffnet sich zur Stadt, alle MitarbeiterInnen haben einen Blick auf das urbane Leben. Hierfür haben wir die Kubatur mehrfach eingeschnitten und die Fassadenfläche maximiert. Nun schlängelt sich ein sechs Meter breites Band aus Büroflächen die Fassade entlang, mit Ecken und Kanten, für optimale natürliche Belichtung.

Zusätzlich haben wir die Büroräume innerhalb des Bandes so angeordnet, dass 400 m2 große Einheiten entstehen, die zu- oder weggeschaltet werden können. Wenn die BSR also aufgrund von steigendem Home-Office-Interesse weniger Vor-Ort-Arbeitsplätze für die eigenen MitarbeiterInnen benötigt, können auch hier Einheiten fremdvermietet werden. Hierfür haben wir jeden Arm mit einem Zu- und Ausgang konzipiert sowie einem Sanitär- und Technikkern. In der Mitte der Büroeinheiten entstehen kommunikative Zonen, Eltern-Kind-Büros, Ruhe- und Besprechungsräume sowie Kaffeeküchen. Jedes Stockwerk erhält abwechselnd ausgebildete Loggien, die sich witterungsgeschützt auch fürs Arbeiten im Freien eignen. Die versetzten Lufträume, die sich vom Foyer bis ins oberste Stockwerk ziehen, lockern auf und ziehen eine Lichtschneise von den Dachfenstern bis ins Erdgeschoß.

Möglich ist diese Flexibilität durch die gewählte Konstruktion: Stahlbetonkerne erlauben große Spannweiten in den offenen Mittelzonen, das Sechs-Meter-Band mit den Büroeinheiten fußt auf einer Holzskelettbauweise. So spiegelt sich die Nutzung auch in der Bauweise wider. In Summe überwiegt jedoch der Holzbau – er macht zwei Drittel der Konstruktion aus. Neben Holz greifen wir auch auf andere nachhaltige Materialien zurück: Die Böden bestehen aus Recyclingziegel – dieser zieht sich vom Freiraum ins Innere, auch das große Foyer ist damit verkleidet. Die Fassaden bestehen aus Keramikpaneelen, die modulartig an die Holzkonstruktion gehängt werden. Hier unterscheiden sich die beiden Gebäudeteile nur durch minimale geometrische und farbliche Nuancen–die Wahrnehmung als Ensemble ist uns wichtig.

Natürlich ist einem Unternehmen der Kreislaufwirtschaft besonders wichtig, vom Ursprung zum Ursprung zu arbeiten. Dieses Konzept verfolgen wir mit unserem Gebäude gleich auf mehreren Ebenen, etwa beim Wasserkreislauf: Regenwasser staut sich in Retentionsbereichen auf dem Dach an, wird aufbereitet, in unterirdischen Zisternen gesammelt und dann für Bewässerung und Toilettenspülung benutzt. Oder bei der Energieversorgung: 60 Prozent der Dachfläche bestehen aus Fotovoltaik-Modulen, die Strom erzeugen. Überschussiger Solarstrom speist sich ins Netz ein. Erdwärmepumpen holen die Wärme aus dem Boden, der Strom aus den PV-Anlagen treibt sie an. Durch die verwendeten Materialien wird das Gebäude zum Baustofflager der Zukunft, denn es kann rückgebaut, die Materialien wiederverwendet werden. Vom Ursprung zum Ursprung eben. So setzt die BSR ein Statement, was nachhaltige Kreislauft- und Ressourcenwirtschaft betrifft. Nicht nur durch die Architektur, sondern auch durch die Offenheit gegenüber der Bevölkerung.