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HARRIS + KURRLE ARCHITEKTEN

Neubau Erlöserkirche in Köln - Weidenpesch

Roland Halbe
Roland Halbe
Ort
Köln
Gebäudekategorie
Kirchen, Klöster, Moscheen, Synagogen
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2022
Material Fassade
Naturstein
Architektenpreis
Nominierung DAM-Preis 2024
Ausgangssituation
Ausgangspunkt für das Projekt war die Aufgabe zweier Kirchenstandorte aus den 60er-Jahren, zugunsten einer multifunktionalen Neubebauung auf dem Grundstück in Köln - Weidenpesch.
Konkret sollte hier ein Hybrid aus Kirche, Gemeindehaus, Gemeindebüro, Wohnungen und KITA entstehen. Den zugrunde liegenden Architektenwettbewerb konnten Harris + Kurrle Architekten 2015 für sich entscheiden

Gebäude
Stadträumlich setzt das Gebäude einen ausdrucksstarken Punkt in der Umgebung. Durch seine Kompaktheit wirkt es trotz der gegenüber der Umgebung leicht exponierten Höhenentwicklung keineswegs unmaßstäblich. Vielmehr wird der Kirchplatz dadurch klar definiert und die intendierte Strahlkraft nach Außen formuliert. Unterstützt wird diese Wirkung durch die einladende Gestik der großzügig in die Fassade eingeschnittenen Eingänge.

„Umgeben von Leben“ - dieser Leitsatz steht sinnbildlich für den Entwurf.
Konkret heißt dies, dass der Gottesdienstraum als Herz des Neubaus von den alltäglichen Funktionen wie Kinderbetreuung, Wohnen, Gemeindearbeit und Öffentlichkeit (Platz) eingeschlossen wird. Dieses Prinzip wird durch die verschiedenartige Behandlung der Fassaden ablesbar: Auf der einen Seite die Kirche mit vorwiegend geschlossenen Flächen, welche lediglich durch große und gezielt gesetzte Fenster gestaltet werden. Auf der anderen Seite die Fassaden der „profanen“ Funktionen, die durch ein regelmäßiges Fensterraster gegliedert werden. Insgesamt entsteht ein äußerst kompakter Baukörper, der bei aller Strenge die Vielfalt des Lebens durch seine Gestalt nach Außen vermittelt.
Um die Kompaktheit des Baukörpers zu unterstützen, werden die geschlossenen Außenflächen homogen mit einem sandfarbenen Klinker verkleidet. Kirchenfenster, Glockenturm und die beiden Eingangsportale werden durch eine ornamentale Ausformung der Ziegelflächen gestalterisch hervorgehoben, um den sakralen Charakter des Gebäudes zu unterstreichen.

Bei den beiden Eingängen wird in einen „sakralen“ Eingang vom Platz für den Gottesdienstraum, sowie einen Eingang für die „profanen“ Nutzungen zur Derfflingerstraße unterschieden.
Dem Gottesdienstraum kann bei Bedarf über mobile Trennwände das Foyer und die Gruppenräume zugeschaltet werden.
Zentrales Gestaltungselement des Kirchenraums ist das natürliche Licht. Folgende Lichtsituationen sind dabei gegeben:
- Direktes Licht von Süden über das vom Künstlerin Gabriele Wilpers gestaltetes Fenster.
- Zenitales Licht über dem Kreuzbereich, von oben als Himmelsbezug.
So entsteht ein abwechslungsreicher Innenraum, der je nach Tages- und Wettersituation unterschiedliche Lichtstimmungen erlebbar macht. Wand und Decke werden homogen in Weiß gestaltet, um die Lichtwirkung in den Vordergrund zu stellen und den sehr unterschiedlichen religiösen und künstlerischen Objekten gerecht zu werden.
Die Orgel aus der Philipp-Nicolai-Kirche, dem Kirchenstandort welcher zugunsten des Neubaus aufgegeben wurde, wurde für den neuen Gottesdienstraum aufbereitet.

Um den zweigeschossigen Kirchenraum herum sind, erschlossen durch drei unabhängige Treppen, die KITA im Gartengeschoss, weitere Räume der Kirchengemeinde im 1. Obergeschoss sowie insgesamt 9 Wohnungen im 1. - 4. Obergeschoss untergebracht:
Die KITA ist übersichtlich durch einen zentralen Erschließungs- und Mehrzweckraum gegliedert, über welchen alle Gruppen- und Nebenräume erschlossen werden.
Vom Jugendraum im 1. Obergeschoss aus ist eine Blickbeziehung in den Gottesdienstraum vorhanden, um Kinder und Jugendliche in das Gemeindeleben zu integrieren.
Die Wohnungen sind winkelförmig über dem Kirchenraum positioniert, wobei der Winkel räumlich durch den neuen Glockenturm vervollständigt wird.

Freiraum
Der Platz ist als großzügiger Versammlungsort für Gemeinde und Öffentlichkeit gestaltet. Lange Bänke unter den bereits vorhandenen Großbäumen laden zu einem Gespräch im Schatten ein. Der Platz wirkt im Zusammenspiel mit dem Foyer als Ort des Empfangs und der Begegnung. Gemeindemitglieder und Besucher werden selbstverständlich in das Gebäude geleitet; das Überqueren des Platzes zum Haupteingang und von dort in die Kirche kann im klassischen Sinn als Weg der Besinnung und Vorbereitung verstanden werden: Der Platz wird so Teil des evangelischen Lebens an diesem Ort.
Der Garten ist in erster Linie als Freiraum der Kindertagesstätte gestaltet. Die großzügige Terrasse, die unmittelbar an den Mehrzweckraum und an die Gruppenräume anschließt, kann bei Bedarf auch für Gemeindefeste genutzt werden. An die Terrasse angegliedert befinden sich Spielangebote für kleinere Kinder. Den weitläufigen naturnahen Abenteuergarten können die Größeren als kleine Entdecker in Streifzügen und mittels Rollenspielen entdecken und erkunden.