HERTL.ARCHITEKTEN
Gartenhaus
Walter Ebenhofer
Fertigstellung 2014
Steyr (A), Haratzmüllerstraße
Foto: Walter Ebenhofer
Dort, wo früher ein kleiner Platz die Schwelle zum mittelalterlichen Stadteingang des Ennsdorfes markiert hat, steht heute das Gartenhaus. Aus einem alten Bauernhaus, das bereits völlig baufällig war, entstanden, bildet es das Gegenüber zum historischen Zollhaus. Die Spuren waren etwas verwischt, der Bildstock, der einst imposant vor der bemalten Giebelwand des Zollhauses stand, wurde nach rechts versetzt, die Hecken sind der freien Fläche etwas zu nahe gerückt.
Die neue Gartenmauer zeichnet die enge Flucht der Haratzmüllerstraße nach, sie betont die Schwelle und springt auf Höhe des Zollhausgiebels zurück. Dadurch entsteht die Andeutung eines Platzes, der Bildstock sitzt nun wieder am Platz und der Zugang zum Gartenhaus, das man von hier nur als über die Mauer hinausragendes üppiges Grün verspürt, tritt klar, aber unaufgeregt als Platzecke in Erscheinung. Die wandhohe Tür aus Messing führt ein paar Stufen unterhalb hinein in den Eingangshof.
Mit abgeschotteter Geste sorgt das Areal für Stille, ist aber gleichzeitig offen für Gäste, die sich hier zurückziehen wollen, eintauchen in einen Ort des Seins. Wir benennen es Gartenhaus, weil das die Atmosphäre des mit dem intensiv erlebbaren Grün verschmelzenden Raumes abbildet. Uns gefallen die Worte Refugium, Laboratorium und Klausur, um den Inhalt zu beschreiben. Ein Refugium, das Fluchtsuchen zum Ausdruck bringt. Laboratorium, weil es die Lust auf konzentriertes Denken, Arbeiten und Experimentieren fördern soll. Klausur für die Menschen, die sich in Abgeschiedenheit zusammenfinden, um Kreativität zu entfalten.
Im eingefassten Garten steht das solitäre Bauernhaus, oder besser gesagt, das was davon übrig ist. Kindheitserinnerungen an Ruinen kommen einem in den Sinn. Die stehengebliebenen Außenmauern erzeugen einen großen Innenhof, in dem wiederum der neue Baukörper eingefügt wurde. Ein Haus im Haus also. Zwei Höfe, die sich unter dem kleinen Haus zu einem Raum verbinden.
Das neue Gebäude in sichtbar belassenem Beton durchdringt die alten Mauern aus Flusssteinen und Vollziegeln. Es zitiert am Ennsufer die historisch typischen Ausblickserker, deren Bedeutung im Überblick auf die Ländeflächen für Flosse lag. Das Ufer war früher der Hafen der Stadt. Straßenseitig bildet der Vorsprung eine Schlucht zwischen Mauerwerk und Betonwand aus, in dem eine schmale Treppe auf die Sonnenterrasse hoch führt. Die Stirnfläche des neuen Hauses trägt die Hausbank im Eingangshof. Unter einem Vordach, durch dessen Spalt an der Rückwand bei Regenwetter die dort hin geleiteten Dachwässer herunterfallen, steht ein Trog. Er sammelt Wasser für den Kräutergarten und kann als Kalter für Fische dienen. Von hier aus führt der Weg durch die alte Außenmauer direkt in den kleineren der verbliebenen Höfe der Ruine. Er ist glasüberdacht.
An dieser Stelle kann man das räumliche Gefüge sofort überblicken. Links im neuen Betonriegel liegen Gästezimmer, rechts hinter einer in der Textur des Mauerwerks durchlöcherten Wand liegt die Treppe vom Hof abgetrennt. Die Betonwand verdoppelt die Außenmauer, das Licht sickert durch die Löcher im Beton ein. Am unteren Austritt öffnet sich die Weite des Salons, die ganze Dimension der ausgehöhlten Ruine ist spürbar. Schützend begrenzt das neue Haus als Brücke den Raum nach oben, ein Betonofen trennt den introvertierten Ort der Ruhe vom Erker ab, welcher einen Wechsel in eine andere Atmosphäre anbietet. Er liegt nicht nur außerhalb der alten Mauern, sondern bezieht sich mit gezielten Ausblicken voll und ganz auf das Außen. Er lässt den Blick übers Wasser der Enns schweifen.
Der Garten ist auf seinen drei Ebenen logisch in Themen gegliedert. Im langgestreckten Sonnenhof stehen der Straße entlang Obstbäume, es wachsen Kräuter und Gemüse im einem Hochbeet, das gleichzeitig Brüstung an der Stützmauer ist. Ganz unten am Treppelweg prägt ein Nussbaum in der Wiese das Bild vom Bauernhaus. Dazwischen, auf dem Plateau der Fundamente eines noch länger verfallenen Hauses wächst ein Stück Wald, in dessen Schatten sich ein Meer aus Farnen ausbreitet. Hier kann man völlig ins Grüne eintauchen. Ein hoher Mauerschlitz öffnet den Hof zum Wald, Blicke ins Innere lassen sich erhaschen. Hier wird die Aura des Gartenhauses am stärksten spürbar. Es hat die Anmutung einer kleinen Burg.
Steyr (A), Haratzmüllerstraße
Foto: Walter Ebenhofer
Dort, wo früher ein kleiner Platz die Schwelle zum mittelalterlichen Stadteingang des Ennsdorfes markiert hat, steht heute das Gartenhaus. Aus einem alten Bauernhaus, das bereits völlig baufällig war, entstanden, bildet es das Gegenüber zum historischen Zollhaus. Die Spuren waren etwas verwischt, der Bildstock, der einst imposant vor der bemalten Giebelwand des Zollhauses stand, wurde nach rechts versetzt, die Hecken sind der freien Fläche etwas zu nahe gerückt.
Die neue Gartenmauer zeichnet die enge Flucht der Haratzmüllerstraße nach, sie betont die Schwelle und springt auf Höhe des Zollhausgiebels zurück. Dadurch entsteht die Andeutung eines Platzes, der Bildstock sitzt nun wieder am Platz und der Zugang zum Gartenhaus, das man von hier nur als über die Mauer hinausragendes üppiges Grün verspürt, tritt klar, aber unaufgeregt als Platzecke in Erscheinung. Die wandhohe Tür aus Messing führt ein paar Stufen unterhalb hinein in den Eingangshof.
Mit abgeschotteter Geste sorgt das Areal für Stille, ist aber gleichzeitig offen für Gäste, die sich hier zurückziehen wollen, eintauchen in einen Ort des Seins. Wir benennen es Gartenhaus, weil das die Atmosphäre des mit dem intensiv erlebbaren Grün verschmelzenden Raumes abbildet. Uns gefallen die Worte Refugium, Laboratorium und Klausur, um den Inhalt zu beschreiben. Ein Refugium, das Fluchtsuchen zum Ausdruck bringt. Laboratorium, weil es die Lust auf konzentriertes Denken, Arbeiten und Experimentieren fördern soll. Klausur für die Menschen, die sich in Abgeschiedenheit zusammenfinden, um Kreativität zu entfalten.
Im eingefassten Garten steht das solitäre Bauernhaus, oder besser gesagt, das was davon übrig ist. Kindheitserinnerungen an Ruinen kommen einem in den Sinn. Die stehengebliebenen Außenmauern erzeugen einen großen Innenhof, in dem wiederum der neue Baukörper eingefügt wurde. Ein Haus im Haus also. Zwei Höfe, die sich unter dem kleinen Haus zu einem Raum verbinden.
Das neue Gebäude in sichtbar belassenem Beton durchdringt die alten Mauern aus Flusssteinen und Vollziegeln. Es zitiert am Ennsufer die historisch typischen Ausblickserker, deren Bedeutung im Überblick auf die Ländeflächen für Flosse lag. Das Ufer war früher der Hafen der Stadt. Straßenseitig bildet der Vorsprung eine Schlucht zwischen Mauerwerk und Betonwand aus, in dem eine schmale Treppe auf die Sonnenterrasse hoch führt. Die Stirnfläche des neuen Hauses trägt die Hausbank im Eingangshof. Unter einem Vordach, durch dessen Spalt an der Rückwand bei Regenwetter die dort hin geleiteten Dachwässer herunterfallen, steht ein Trog. Er sammelt Wasser für den Kräutergarten und kann als Kalter für Fische dienen. Von hier aus führt der Weg durch die alte Außenmauer direkt in den kleineren der verbliebenen Höfe der Ruine. Er ist glasüberdacht.
An dieser Stelle kann man das räumliche Gefüge sofort überblicken. Links im neuen Betonriegel liegen Gästezimmer, rechts hinter einer in der Textur des Mauerwerks durchlöcherten Wand liegt die Treppe vom Hof abgetrennt. Die Betonwand verdoppelt die Außenmauer, das Licht sickert durch die Löcher im Beton ein. Am unteren Austritt öffnet sich die Weite des Salons, die ganze Dimension der ausgehöhlten Ruine ist spürbar. Schützend begrenzt das neue Haus als Brücke den Raum nach oben, ein Betonofen trennt den introvertierten Ort der Ruhe vom Erker ab, welcher einen Wechsel in eine andere Atmosphäre anbietet. Er liegt nicht nur außerhalb der alten Mauern, sondern bezieht sich mit gezielten Ausblicken voll und ganz auf das Außen. Er lässt den Blick übers Wasser der Enns schweifen.
Der Garten ist auf seinen drei Ebenen logisch in Themen gegliedert. Im langgestreckten Sonnenhof stehen der Straße entlang Obstbäume, es wachsen Kräuter und Gemüse im einem Hochbeet, das gleichzeitig Brüstung an der Stützmauer ist. Ganz unten am Treppelweg prägt ein Nussbaum in der Wiese das Bild vom Bauernhaus. Dazwischen, auf dem Plateau der Fundamente eines noch länger verfallenen Hauses wächst ein Stück Wald, in dessen Schatten sich ein Meer aus Farnen ausbreitet. Hier kann man völlig ins Grüne eintauchen. Ein hoher Mauerschlitz öffnet den Hof zum Wald, Blicke ins Innere lassen sich erhaschen. Hier wird die Aura des Gartenhauses am stärksten spürbar. Es hat die Anmutung einer kleinen Burg.