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Hild und K

Umbau und Sanierung Residenzstrasse

Foto: Michael Heinrich
Foto: Michael Heinrich
Ort
München
Gebäudekategorie
Büro und Verwaltung
Bauvorhaben
Umbau
Jahr der Fertigstellung
2015
Material Fassade
Putz
Das Wohn-, Büro- und Geschäftshaus, für dessen Umbau und Sanierung Hild und K Architekten verantwortlich zeichnen, liegt im Zentrum Münchens, unmittelbar gegenüber dem Westflügel der Residenz. Die Entstehung des Hauses – bestehend aus baulich verbundenem Vorder- und Rückgebäude –  lässt sich nicht genau datieren, sicher ist jedoch, dass die im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Straßenfassade in den 50er Jahren neu erstellt wurde. Das gliedernde Stuckprofil ist typisch für die Erbauungszeit und damit für die unter Ensembleschutz stehende Wiederaufbauarchitektur der Münchner Innenstadt. Ein besonders sorgfältiges Vorgehen bei der Sanierung der Straßenfassade war notwendig, um deren stadtbildprägendem Charakter gerecht zu werden. Andreas Hild, Dionys Ottl und Matthias Haber stellten bei diesem Projekt die zurückhaltenden architektonischen Eingriffe ganz in den Dienst des historischen Kontexts.

Im Rahmen einer restauratorischen Untersuchung konnte unter neueren Farbschichten in Grau- und Rottönen eine ursprünglich gelbe Lasur freigelegt werden. Diesem Befund und dem Bezug zum architektonischen Umfeld kommen die nun maßgeblich verwendeten Ockertöne entgegen. Die Farbgestaltung orientiert sich an der Aquarelltechnik, wie sie in der klassischen Architekturdarstellung praktiziert wird. Aufgrund der je nach Farbauftrag unterschiedlichen Konzentration der Pigmente sind dabei kleinere Flächen dunkler, größere dagegen heller gefärbt. Entsprechend diesem Prinzip wurden im Zuge der Fassadensanierung äußere Fensterrahmen und –bleche sowie Absturzsicherungen als relativ kleinteilige Elemente in einem dunklen Braun gestrichen. Im eigentlichen Außenanstrich wurden durch unterschiedliche Verdünnungen der ockerfarbenen Lasur unterschiedliche Farbtiefen erreicht, dunkler für die schmaleren Faschen, heller für Füllungen und weitere Flächen. Die Analogie zur grafischen Darstellung ist damit noch nicht erschöpft. Tatsächlich funktioniert die äußerste Oberfläche des Gebäudes wie eine Art Vorsatzpapier. Elemente, die diese Zweidimensionalität durchbrechen und in die Tiefe weisen, sind farblich bewusst abweichend gehalten. So entsteht der Eindruck einer Einstanzung in das „Schmuckpapier“: Vielleicht am eindrücklichsten ist der Kontrast zwischen dunkelbraunem äußeren und weißem inneren Rahmen der überarbeiteten, mit einer 2-fach Isolierverglasung und integriertem Sonnenschutz energetisch sanierten Kastenfenster der Straßenseite. Doch auch in der gegenüber den umgebenden Faschen deutlich heller gehaltenen Laibung der Fenster setzt sich das beschriebene optische Prinzip fort.   

Die durch aktuelle Bestimmungen geforderte  Absturzsicherung vor den Fenstern ziert ein feines Ornament, das sich in Variationen auch im Gitter der Haustür, in den von den Architekten entworfenen Türgriffen, den verwendeten Fliesen und Leuchten wiederfindet. Filigrane Stahlringe überschneiden sich asymmetrisch und bilden ein florales Muster. Sein Vorbild findet sich in den Brüstungsgeländern der in den Fünfziger Jahren wiederaufgebauten nahegelegenen Staatsoper.

Die bestehende Verkleidung des ebenerdigen Ladengeschosses aus Kehlheimer Auerkalk wurde gereinigt, überarbeitet und teilweise ersetzt. Neue Ladenfenster und  Eingangstüren wurden – kontrastierend zum nun stark aufgehellten Naturstein – aus brüniertem Messing, Bronze und Eichenholz angefertigt. Eine Erweiterung des Erdgeschosses in den Innenhof hinein sorgt für ein Mehr an Ladenfläche.

Alle Innenräume wurden zunächst auf ihre tragende Struktur zurückgeführt. Erstes, zweites, drittes und viertes Obergeschoss sind nun zu offenen, hellen Büroeinheiten ausgebaut. Die durch glatte Deckenfriese gefassten, markanten Betondecken wurden dabei bewusst roh belassen. Sie stehen als Zeugen ein für die bewegte Baugeschichte, die das Haus über die vergangenen Jahrhunderte geprägt hat. Einen kontrastierenden Akzent setzt ein über die Raumdiagonale verlegtes Fischgrätparkett, das gemeinsam mit Schreiner-Arbeiten in Form von Konvektorenverkleidungen für ein edles Erscheinungsbild sorgt.

In den beiden obersten Stockwerken befindet sich eine Wohneinheit mit einer neu gestalteten großzügigen Dachterrasse und Balkon. Die Wohnung erhält eine neue, moderne Kaminanlage. Sie wurde barrierefrei geplant, wie auch der gesamte öffentliche Bereich des Hauses inklusive der Zugänge und dem Behinderten WC im Keller. Alle Etagen sind durch einen neu eingebauten Aufzug erreichbar.