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netzwerkarchitekten

Mothmotion, Karlsruhe

Neben dem Karlsruher Hauptbahnhof liegt die Unterführung Schwarzwaldstraße, deren Umgestaltung im September 2009 abgeschlossen werden konnte. Das Stadtplanungsamt der Stadt Karlsruhe hatte im Jahr 2005 einen eingeladenen Wettbewerb ausgelobt, um Vorschläge für die Gestaltung der Unterführung mit Stadteingangsfunktion zu erhalten. netzwerkarchitekten, Darmstadt gewannen den Wettbewerb zusammen mit der Künstlerin Andrea v. Lüdinghausen, Hannover. 
Die Unterführung Schwarzwaldstraße besitzt die Funktion eines Stadteingangs. Sie wird von verschiedenen Fahrzeugen und Nutzern auf vorgeschriebenen Bahnen unter der Bahntrasse hindurch passiert; je nach Fortbewegungsmittel ergeben sich unterschiedliche Geschwindigkeiten und Perspektiven.
Das künstlerische Konzept von »Moth Motion« greift diese Aspekte der »Ortsveränderung mit der Zeit« auf und bearbeitet sie auf unterschiedlichen Ebenen.
Vor den roh belassenen Beton wurden 41 große schwarze Glasscheiben montiert. Die hinterleuchtete Glaswand  erstreckt sich über 60 m und zeigt ein Bild, das sich abhängig von Tageszeit und Blickwinkel unterschiedlich darstellt: Spiegelungen mischen sich mit abstrakten Formen, Druckraster überlagern die rauhe Betonstruktur. Leicht gedehnte bis extrem verzerrte Bilder lassen die Passanten Motive erkennen, die im Verlauf ihrer Bewegung durch die Unterführung wieder verschwinden. Nur aus bestimmten Blickwinkeln läßt sich ein Gesamtpanorama wahrnehmen.
 
»Moth Motion« zeigt in unwirklicher Größe Schwärmer aus der Familie der Schmetterlinge – zarte Wesen der Lüfte, die hier für den Augenblick an fossile Welten und die Tiefsee denken lassen. Vorlage für die abgebildeten Wesen ist der Wanderfalter Kolibrischwärmer, dessen Flügelschlag extrem schnell ist, seine Flugrichtung kann sich in Sekundenbruchteilen nach oben, unten, zur Seite, vorwärts und rückwärts ändern.
Im Tunnel gleiten vereinzelte Exemplare des Schwärmers am Betrachter vorüber; die zwei größten unter ihnen sehen aus, als könnten sich ihre Bahnen kreuzen.
Andrea v. Lüdinghausen und netzwerkarchitekten arbeiteten bei diesem Projekt mit der seit der Renaissance bekannten Darstellungsform der Anamorphose. Bei dieser Form der Perspektive wird der Gegenstand deformiert dargestellt und ist nur aus bestimmten Blickwinkeln erkennbar.
»Moth Motion« vermittelt sich erst durch das, was im unmittelbaren Zusammenhang mit der Funktion und dem »Wesen« der Unterführung steht: die Bewegung durch sie hindurch – in die eine oder die andere Richtung. Verharren lässt einen nicht mehr erkennen in diesem Falle.
 
Angela Lautenbach, September 2008
 
eingeladener Wettbewerb: 1. Preis 2005
Aufgabe: Umgestaltung der Unterführung Schwarzwaldstraße
Standort: Karlsruhe         
Umfang: hinterleuchtetes Wandbild, l=60m, h=2,7m
Auftraggeber: Stadt Karlsruhe, Tiefbauamt
Baubeginn: 2008
Fertigstellung: 2009
Generalplanung: netzwerkarchitekten, Darmstadt
Künstlerin: Andrea v. Lüdinghausen, Hannover
Lichtberatung: LDE Belzner Holmes, Heidelberg
Statische Beratung: Dr. Kreutz und Partner, Nürnberg
Ausführung: Bayer Glasbau, Berlin
Architekturfotografie: Jörg Hempel, Aachen
Mitarbeit:  Architektin Dipl. Ing. Uta Varrentrapp
Kategorie:  Verkehrsbauten