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NMPB Architekten

Bürgerzentrum Böheimkirchen

Gemeindeamt, Bürgerservice und Veranstaltungszentrum
Herta Hurnaus
Herta Hurnaus
Ort
Böheimkirchen, Niederösterreich
Gebäudekategorie
Behörden, Regierungsgebäude
Bauvorhaben
Umbau
Jahr der Fertigstellung
2018
Material Fassade
Glas
Architektenpreis
1. Preis
EU-weiter Architekturwettbewerb
Das Projekt Bürgerzentrum Böheimkirchen behandelt die Sanierung und Erweiterung des Rathauses in Böheimkirchen, Niederösterreich. Böheimkirchen ist eine starke Wachstumsgemeinde und ist durch seine Lage ein wichtiger Verbindungspunkt zwischen Niederösterreich und Wien.

Die steigende Zahl der Gemeindebewohner und die damit einhergehende wachsende Verwaltung bedurften einer neuen räumlichen Struktur. Diese vermittelt zwischen der Gemeindeverwaltung und zeugt gleichzeitig von einer zeitgemäßen, kommunikativen Öffnung und öffentlichen Orientierung zu den Bürgerinnen und Bürgern Böheimkirchens.


Projektzugang

NMPB Architekten konnten im Frühjahr 2012 beim ausgelobten Wettbewerbsverfahren den 1. Preis durch eine Fachjury erlangen. Die Planungsarbeiten führten zu einem Standortwechsel, der aus einer Studie seitens der Architekten hervorgegangen ist. Das alte Rathaus wurde nun in das Projekt integriert und erweitert. Die dabei notwendigen Planungen wurden in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde und den Gemeindebediensteten abgestimmt.

Die Lage des Bürgerzentrums, welches in starker Verbindung mit dem alten Rathaus von Böheimkirchen steht, ist mitten im Ortskern. Dadurch ergibt sich eine einmalige Möglichkeit, nicht nur ein bürgernahes Gebäude, sondern auch eine nachhaltige Entwicklung des Ortskerns zu initiieren.

Bauen im Bestehenden

Das Bestandsgebäude des Rathauses und dessen Fassade wirken als wesentliches Element des Ortskerns. Dieses wird durch den formalen Kontrast des zeitgemäßen Neubaus in seiner Wirkung erhalten bzw. gestärkt und bleibt somit als Bild des Ortsgedächtnisses lesbar. Besonderes Augenmerk wurde auf die Eingliederung in den Ortskern und die Komposition mit den umliegenden Gebäuden und dem Marktplatz gelegt.

Prämissen

Bei der Lösung dieser sehr komplexen Aufgabe wurde nach 3 Prämissen gehandelt:

-    Schließen einer innerörtlichen Baulücke als initiative Ortskernaktivierung
-    Großzügiges Raumprogramm bei sehr kompaktem Bauplatz
-    Schaffen eines transparenten, bürgernahen Gebäudes

Denkmalpflege

Das neue Bürgerzentrum für Böheimkirchen ist die gezielte Intervention an der Struktur des Ortes. Diese stellt eine behutsame Adaption des bestehenden Rathauses als historische Qualität der früheren Bauzeiten, nach den Vorgaben und Abstimmungen mit dem Denkmalamt, dar.

Programm

Im Inneren verfügt das Bürgerzentrum über ein neues, großzügiges Foyer, welches als Drehscheibe und Verteiler für den Bestand und Neubau dient. Es verfügt über entsprechende Informations- und Wartezonen für Besucher und Parteien, wie z.B. für das Bauamt, oder die Räumlichkeiten des Bürgermeisters. Über die neue Stiege oder den Aufzug gelangt man barrierefrei in jedes Geschoß sowie auf die Dachterrasse.

Haupterschließung
Das Foyer ist ein vermittelnder Raum zwischen Alt und Neu. Es dockt an die Haupterschließung des Gebäudes, welches den ortsbildprägenden Niveauunterschied zwischen Marktplatz und Kirchenplatz barrierefrei mittels Lift und einer großzügigen Treppe verbindet an.

Durch Einschnitte in den Decken und Lufträumen wird der Blick durch das Gebäude zur Kirche und deren Turm gelenkt. Diese Blickbeziehung unterstreicht die Funktion des neuen, offenen Gebäudes, hinsichtlich seiner Funktion als Treffpunkt der Bürger, Ort für Austausch und vielfältige Veranstaltungen.

Verwaltungsebene
Die Verwaltungsebene im ersten Obergeschoß des Gebäudes wird durch die Verwaltungsfunktionen der Gemeinde bespielt. Ein moderner, großzügiger Sitzungssaal schafft Raum für die Gemeinderäte und Besprechungen für die zukünftige Entwicklung der Gemeinde Böheimkirchen. Auch hier verbindet das Foyer auch eine weiter öffentliche Funktion: Die Stadtbibliothek.

Bibliothek
In der Stadtbibliothek wird der Fokus auf eine warme, helle hölzerne Verkleidung gelegt. Die offene Fassade erlaubt interessante Blickbeziehungen zwischen Ort und Bibliothek, sowie zwischen Leseerker und Marktplatz. Hier können Präsentationen, Lesungen und Buchvorstellungen repräsentativ veranstaltet werden.

Veranstaltungsebene
Das zweite Obergeschoß ist als großzügige, verschieden schaltbare Veranstaltungsebene konzipiert. Der Große Veranstaltungssaal bieten Platz für viele unterschiedliche Veranstaltungen und Feiern. Bälle und Musikkonzerte, wie auch Bürgerforen und große Feste können hier stattfinden.

Durch die großen Portale des Veranstaltungssaales lässt sich der Saal in das Foyer erweitern. Hier docken eine Garderobe, dienende Räume, wie Technik und Toiletten, sowie eine Küche für Catering und eine eigene Schank an das Foyer an. Diese Räume ermöglichen auch divergente Feiern und Veranstaltungen offizieller, aber auch per Reservierung, privater Natur, wie z.B. Hochzeiten, Geburtstage, Vereinsfeste, u.v.m.

Trauungssaal
Im sanierten und ausgebauten Dachraum des alten Rathauses befindet sich nun ein moderner Trauungssaal für das Standesamt.

Dachterrasse
Über die neue Stiege und den Aufzug erreicht man barrierefrei jedes Geschoß sowie die große Dachterrasse. Diese Dachterrasse kann als Erweiterungsfläche für die Veranstaltungsebene gesehen werden und ist der gemeinsame „Bürgerinnen- und Bürgerbalkon“ für Böheimkirchen.

Konstruktion und Ökonomie

Das bestehende Rathaus wurde teilweise mit neu hergestellten Stahlbetongeschoßdecken ausgestattet um eine barrierefreie Erschließung zu ermöglichen. Im Zuge der Sanierung wurde auch der Dachstuhl des Rathauses erneuert und konnte auch so als Trauungssaal ausgebaut werden.

Der Neubauteil des Bürgerzentrums wurde mit einer Stahlbetonhauptkonstruktion errichtet, dadurch konnten wirtschaftlich hohe Spannweiten geschaffen und ein flexibler Grundriss entwickelt werden. Die passivhausfähige Gebäudehülle aus Glas wurde mit Stahlrahmenprofilen, die an den Geschoßdecken befestigt sind, rasch hergestellt.

Nachhaltigkeit & Wirtschaftlichkeit

Das neue Bürgerzentrum Böheimkirchen erfüllt höchste bauphysikalische Standards. Im Sinne einer Minimierung der einzusetzenden Energie und in Hinblick auf einen schonenden Umgang mit Ressourcen ist das Energiekonzept so gewählt, dass die Abdeckung der Grundkosten über Nahwärme und umweltfreundliche Alternativenergien mit intelligenten Gebäudetechniksystemen erfolgt und abgedeckt werden.

Angestrebt durch Nutzer und Planer sind die Verwendung hochwertiger, langlebiger, nachhaltiger sowie bauökologischer Materialien, die eine wirtschaftliche Herstellung sowie Betrieb im Lebenszyklus sicherstellen.

Niedrigstenergiegebäude
Das gesamte Gebäude erreicht Energiekennwerte der Klasse A. Der Neubauteil wurde mit einer passivhausfähigen Hülle konzipiert und erfüllt alle Voraussetzungen für ein modernes Niedrigstenergiegebäude. Durch seine kompakte und effiziente Hülle können hier Energiekennwerte der Klasse A+ bis zu A++ erreicht werden.

Bestandspflege
Der Bestand wurde behutsam, in enger Abstimmung mit dem Denkmalamt, revitalisiert, die Hülle saniert, ohne dabei die gestaltgebenden Charakteristika zu vernachlässigen.

Ressourcenschonender Umgang
Auf den schonenden Umgang mit Baustoffen und Ressourcen wurde nicht nur während der Herstellung geachtet, sondern bereits während der Planung einbezogen.

Baukosten
Die Baukosten wurden in enger Abstimmung mit der Gemeinde definiert und konnten bis zur Fertigstellung eingehalten werden. Dies konnte durch die sehr gute Zusammenarbeit zwischen Planer und Nutzer, Gemeinde Böheimkirchen und NMPB Architekten, bewerkstelligt werden.