Zurück zum Profil
SCHOYERER ARCHITEKTEN_SYRA

Goethetunnel Mainz

Foto: Stefan Klomfass, Frankfurt
Foto: Stefan Klomfass, Frankfurt
Ort
Mainz
Gebäudekategorie
Verkehrsbau
Bauvorhaben
Umbau
Jahr der Fertigstellung
2012
Material Fassade
Glas
Seit Jahrzehnten wurde der 120 Meter lange und 130 Jahre alte Mainzer Goethetunnel unter dem Gleisfeld des Hauptbahnhofes nicht mehr gewartet. Er stellt zwar funktional die hochfrequente Erschließung zwischen der Neustadt und dem angrenzenden Stadtteil Hartenberg-Münchfeld dar, stadträumlich jedoch belegte der Tunnel einen Spitzenplatz im Ranking der Unorte und Angsträume die es wegen der Dunkelheit und Unwirtlichkeit am schnellsten wieder zu verlassen gilt. In dieser Form war der Goethetunnel als Tor zur Neustadt nicht weiter verantwortbar deshalb entschied sich die Stadt Mainz zu einer angemessenen und gezielten Umgestaltung. Dass für die Umgestaltung eines alten Tunnels Architekten beauftragt werden ist ungewöhnlich oder sogar erklärungsbedürftig, schließlich ließen sich eine gründliche Reinigung, ein farblich akzentuierter Anstrich und ein paar Neonröhren auch so organisieren. Aber genau da lag das Problem! Kurzum, die auf den ersten Blick angemessen erscheinenden Maßnahmen – farblicher Anstrich, Licht und Gestaltung - griffen weit über das Budget hinaus und hätten zudem die Problematik nicht nachhaltig gelöst, denn ein heute frisch aufgebrachter Anstrich ist morgen ein perfekter Untergrund für Graffiti und Wildplakatierung.

SYRA_SCHOYERER ARCHITEKTEN bündelten daher die verschiedenen Parameter Farbe, Licht und Gestaltung in einem langen kastenartigen Band zu einer einzigen Maßnahme zusammen und griffen dabei auf industrielle Massenprodukte zurück, welche noch vor kurzem wirtschaftlich nichterhältlich waren, wie LED-Technik und modernste Folientechnik. Die LED-Technik sichert bei geringstem Stromverbrauch die erforderliche Beleuchtung und die Radiant-Folie streut das Licht in allen Regenbogenfarben, abhängig vom jeweiligen Standort und der Bewegung des Betrachters sodass durch die wechselnden Farbeffekte ein interaktiver Eindruck entsteht.

Die Tunnelwände bleiben in ihrer Oberfläche und Struktur vollkommen unverändert. Deren 130 Jahre alter archaischer Charakter bildet einen interessanten Kontrast zu dem modernen Farb- und Lichtspiel.

Weil die Stilelemente Licht und Farbe im Gegensatz zur Dunkelheit positiv besetzt sind und weil durch das Changieren und Mitlaufen der unterschiedlichen Farben interessante Stimmungen und Effekte entstehen wird nun das Durchqueren des Tunnels als anregend und eben nicht abstoßend empfunden. Der Goethetunnel spricht nun weit über seine rein funktionale Bestimmung hinaus eine Einladung als Zugang zur Neustadt aus.