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SEHW Architektur

Gustav-Heinemann-Gesamtschule

Philipp Obkircher
Philipp Obkircher
Ort
Essen
Gebäudekategorie
Schulen
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2021
Material Fassade
Naturstein
Architektenpreis
Energieeffizienzpreis NRW
Essen Schonnebeck, ehemaliger Bergbaustadtteil im Norden von Essen. Das Quartier ist geprägt von großflächiger Wohnbebauung und dazwischen aufragenden Fördertürmen, die den Betrachter nicht vergessen lassen, dass unter dem gesamten Quartier ein großes Netz aus Schächten und Gruben verborgen ist.
Wie gelingt der Region und dem Bezirk der Wandel von der Arbeitersiedlung zu einem modernen Quartier? Die Zeche Zollverein in Sichtweite gibt eine Antwort. Das Ruhr Museum zieht jährlich (in nicht pandemischen Zeiten) fast eine halbe Millionen Besucher an und steht als deutliches Wahrzeichen für den Strukturwandel in der Region. Unsere Gustav- Heinemann-Gesamtschule wird eine weitere Antwort sein.
Essens bedeutendstes Schulbauprojekt wird ein attraktiver Aufenthaltsort für Lernende und Lehrende aber auch für die Bewohner des Stadtteils Schonnebeck. So steht es auf der Webseite der Stadt Essen.

Das Gebäude für die Gustav-Heinemann Gesamtschule in Essen wurde als Gebäudevolumen in differenzierte Bau-körper aufgelöst. Durch eine strenge Gliederung entstanden klar definierte Außenräume des Schulcampus. Der -Versatz der einzelnen Gebäudeteile sorgt für eine maßstäbliche ¬Einordnung in das städtebauliche Umfeld. Die Verschiebung der beiden südlichen Gebäudeteile schafft eine gut erkennbare Eingangssituation, die mit ihrem Vorplatz den Auftakt und die Adresse des neuen Schulareals darstellt.

Die klare außenräumliche Struktur setzt sich im Inneren fort. Die Gliederung der Gebäudefigur spiegelt die innenräumliche Organisation wider. Thematisch geordnete Raumfamilien werden in Gebäudeeinheiten zusammengefasst und über eine zentrale Erschließungsachse miteinander verbunden. Der Vorplatz als Treffpunkt und Auftakt für das Gebäude geht fließend in das zweigeschossige Forum über. Das Forum ist ein vielfältig nutzbarer, kommunikativer Raum für Versammlungen jeglicher Art. Hier schlägt das Herz der Schule. Die Aula und die Bibliothek reihen sich um das zentrale Forum und komplettieren den mit gemeinschaftlichen Nutzungen belegten südlichen Teil des Schulneubaus. Die in Nord-Süd-Richtung verlaufende zentrale Achse, der "Schulboulevard" sorgt für eine einfache und übersichtliche Orientierung und Verbindung der einzelnen Funktionsbereiche miteinander. Die wechselseitige Anordnung der Clustereinheiten erzeugt eine abwechslungsreiche und gut belichtete Durchwegung des Gebäudes. Im Erdgeschoß verzahnen sich Innen- und Außenraum auf vielfältige Art und Weise. Der Pausenhof verbindet sich großzügig mit dem Schulgebäude, Mehrzweckraum und Mensa besitzen direkt zugeordnete, unabhängig voneinander nutzbare Außenbereiche.

Der Neubau erhält eine robuste Mauerwerksfassade aus hellem, geschlämmtem Klinker, der als einheitliches Kleid die Baumassen beruhigend zusammenfasst. Eine strenge Ordnung großer Fensterelemente als Holz-Aluminium-Konstruktionen gliedert die obergeschossigen Klassen- Fachraumfassaden. Auch der Innenbereich wird durch die gezielte Verwendung von Holzwerkstoffen atmosphärisch aufgewertet. Neben den eben genannten Materialen sorgen der gezielte Einsatz von Tageslicht und Farbe für Atmosphäre und gute Orientierung. Die großen Fensteröffnungen, Innenhöfe und die großzügig verglasten Eingangsbereiche sorgen für einen tiefen Tageslichteinfall und eine optimale natürliche Belichtung. Die Farbigkeit wurde als integraler Bestandteil geplant. Dazu bedienten wir uns der Farbkollektion Le Corbusiers von 1959. Auf der Grundlage der Polychromie Architecturale wählten wir fünf harmonierende Farben. Jede wurde einem Cluster zugewiesen und in große Piktos, farblich akzentuierte Eingänge und Treppenaufgängen umgesetzt. Dadurch entsteht nicht nur eine freundliche Stimmung, sondern auch leichte Orientierung im Gebäude.

Das Gebäude wurde in Anlehnung an die Passivhausbauweise geplant und realisiert, wodurch die EnEV 2016 um 20% unterschritten wurde. Im Anschluss an die kürzlich erfolgte Fertigstellung erfolgt der Zertifizierungsprozess nach BNB, der auch während der Planung einen große Rolle spielte. Ziel ist die Zertifizierung „BNB Silber“. Neben Energieeffizienz finden hier auch weitere Themen wie Ökologie, Wirtschaftlichkeit, soziokultureller Mehrwert, Architekturqualität und Prozessqualität Beachtung, die Kriterien des sehw Nachhaltigkeitskompass. Das Ergebnis ist ein energieeffizientes, nachhaltiges Gebäude, bei dem alle Phasen von der Planung über die Errichtung und den Betrieb bis hin zum Rückbau, optimal konzipiert wurden.

Das Projekt wurde bereits vor seiner Fertigstellung mit mehreren Preisen ausgezeichnet, und in best practice Veröffentlichungen hervorgehoben. So erhielt sehw für das Projekt 2017 den „BUILD AWARD Best Educational Facility Design – Germany“ und 2020 den Preis als Energieeffizientes Nichtwohngebäude der Landesregierung NRW und wurde im „LOGbuch No.1“ der IBA Heideberg veröffentlicht.