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Stefan Forster

Sonnemannstraße

Bild: Lisa Farkas
Bild: Lisa Farkas
Ort
Frankfurt am Main
Gebäudekategorie
Geschosswohnungsbau
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2022
Material Fassade
Mauerwerk, Putz
Direkt gegenüber dem Haupteingang zur Europäischen Zentralbank befindet sich das Wohnprojekt Sonnemannstraße. Die Gruppe von vier Stadthäusern setzt sich aus zwei gründerzeitlichen Bestandsgebäuden zusammen, die zu beiden Seiten von je einem Neubau flankiert werden. Die stark vernachlässigten und noch von Kriegsschäden gezeichneten Altbauten wurden aufwändig saniert und waren bereits vor der Baumaßnahme unbewohnt – eines der beiden Häuser war vollständig ausgebrannt. Rechts der Altbauten befand sich zuvor ein zweigeschossiges Gebäude, links davon – an der Ecke von Windeck- und Sonnemannstraße – eine Brache. Das Eckgrundstück war bis dahin unbebaut geblieben, weil es nach dem Fluchtlinienplan der 1960er-Jahre eine Straßenverbreiterung ermöglichen sollte – eine Bebauung war somit über Jahrzehnte ausgeschlossen. Erst die Perspektive einer aufwändigen Sanierung der abbruchreifen Altbauten durch den Projektentwickler Quartier East ermöglichte – als Entgegenkommen der Stadtplanung – die Bebauung der Ecke. Ein Glücksfall für Stefan Forster Architekten – nicht nur wegen der exponierten Lage, sondern auch, weil das Büro mit den Wohnhäusern Ostendstraße (2009) und Windeckstraße (2016) bereits zwei Projekte an der Nord- bzw. Westseite desselben Straßenblocks realisieren konnte. Das auf dem Gelände einer ehemaligen Kfz-Werkstatt errichtete Wohnhaus Windeckstraße schließt mit seinen markant verklinkerten Loggien und Balkonen nun unmittelbar an das neue Eckhaus an.
Dem Entwurf liegt der Gedanke der europäischen Stadt mit parzellierten, immer etwas anders gestalteten und zugleich identifizierbaren Einzelhäusern zugrunde. So übernehmen die Neubauten etwa die Traufhöhe der Altbauten und das Motiv des Mittelgiebels. Dem Eckhaus kommt durch seine exponierte Lage dabei eine besondere Bedeutung zu. Mit seiner Materialität, den Sprossenfenstern und der profilierten Fassade bezieht sich der rötlich-braune Klinkerbau bewusst auf die expressionistische Architektur der 1928 errichteten Großmarkthalle von Martin Elsaesser, die zu den wichtigsten Monumentalbauten der klassischen Moderne in Frankfurt zählt. Insbesondere die gläsernen, mit Gesimsen horizontal gegliederten Erker sind als Referenz an die Gestaltung der Treppenhäuser an den Kopfbauten der Großmarkthalle zu verstehen. Das Wohnprojekt Sonnemannstraße zählt somit zu den wenigen Projekten, die im tradierten städtebaulichen Maßstab Bezüge zu unterschiedlichen Phasen der Stadtgeschichte aufweisen: vom Historismus bis zur klassischen Moderne, von der Gründerzeit bis in die Gegenwart. Ergänzt werden die 35 hochwertigen Eigentumswohnungen durch ein Café an der Ecke.