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asp Architekten

Freilichtbühne auf der Loreley

Achim Birnbaum
Achim Birnbaum
Ort
Bornich
Gebäudekategorie
Theater, Opernhäuser, Konzertsäle, Kinos
Bauvorhaben
Sanierung
Jahr der Fertigstellung
2019
Material Fassade
Holz
Blickfang über dem Rheintal – Die Freilichtbühne Loreley mit neuer Überdachung und neu gestalteten Freiflächen Die spektakuläre Sicht ins Rheintal vom Plateau des steil aufragenden Loreleyfelsen lockt das ganze Jahr über zahlreiche Besucher an. Nur wenige hundert Meter von der Aussichtsplattform entfernt liegt die 1939 erbaute Freilichtbühne Loreley.

Da die Zeltdachkonstruktion der Bühne aus den 1970er-Jahren merklich in die Jahre gekommen war und weder den Versammlungsstättenrichtlinien noch aktuellen technischen Anforderungen entsprach, wurde ein VgV-Verfahren zum Umbau und zur Modernisierung des gesamten Geländes ausgelobt, für das wir als Generalplaner den Zuschlag erhielten. Ziel der Neugestaltung war es, die Freilichtbühne technisch und funktional zu ertüchtigen, um zukünftig Veranstaltungen mit bis zu 15.000 Besuchern möglich zu machen. Dabei durften auf Grund des UNESCO-Welterbestatus und des Denkmalschutzes die Eingriffe in die Topographie und die vorhandene Bausubstanz nur minimal ausfallen. Sämtliche Maßnahmen mussten mit dem Landesdenkmalamt abgestimmt und mehr als 30 Träger öffentlicher Belange beteiligt und gehört werden. Gefordert war außerdem, das Projekt bei laufendem Konzertbetrieb umzusetzen, so dass nur außerhalb der Konzertsaison von Oktober bis Ende Mai in mehreren Bauabschnitten gebaut werden konnte.

Im Mittelpunkt der ersten Umbauphase stand der Neubau der Bühnenüberdachung. Nach Rückbau der maroden und zu kleinen Bestandskonstruktion spannt sich heute das neue Membrandach über die komplette Bühnenfläche, den hinteren Bühnenumgang und teilweise über den Orchestergraben.
Drei Stahlbögen bilden eine elegant-filigrane Konstruktion, ein muschelförmiges Gerüst, über das sich eine helle Membranhaut spannt. Zwei der Bögen kreuzen sich im vorderen Bühnenbereich, ein dritter Bogen spannt die Konstruktion nach hinten ab. So wird die vorgeschriebene maximale Höhe von 15 Metern ab Oberkante Bühnenboden eingehalten. Bemerkenswert ist, dass die neue Überdachung, obwohl – oder gerade weil – sie sich nahezu selbstverständlich in den Verlauf der Topographie einfügt, einen besonders hohen, individuellen Wiedererkennungswert besitzt.

Unser Ziel war es, das Gelände der Freilichtbühne wieder als zusammenhängenden Bereich erlebbar zu machen und deshalb beschränkten wir uns im Einsatz der verwendeten Materialien auf zwei Werkstoffe, die sowohl farblich als auch in ihrer rauen Haptik der umgebenden Landschaft entsprechen. Bei den baulichen Maßnahmen kam Holz als Konstruktions- und Fassadenmaterial zum Einsatz, sämtliche Eingriffe in die Freibereiche sind aus Cortenstahl, von den Treppenanlagen über die Ebenen für Rollstuhlfahrer bis hin zur Beleuchtung. Lediglich die Bühnenüberdachung bleibt mit ihrer Membrankonstruktion als Sonderbaustein deutlich erkennbar.
Alle Nebengebäude sind in einfacher Bauweise geplant. Entsprechend ist das neue Eingangsgebäude als Holzkonstruktion mit Brettsperrholzwänden auf einer Stahlbetonbodenplatte ausgeführt. Die Fassadenverkleidung besteht aus einer vertikalen Holzlattung mit vorvergrautem Anstrich. Gezielt platzierte Cortenstahlelemente wie beispielsweise die Treppe ins Obergeschoss, nehmen die Materialität der Freiraumgestaltung auf.
Besonders erwähnenswert ist der umfassende und bis ins Detail durchdachte barrierefreie Ausbau des Geländes. Separate Zugänge, Fluchtwege und zwei Plattformen mit optimaler Bühnensicht wurden errichtet, so dass für bis zu 50 Rollstuhlfahrer inklusive Begleitperson ausreichend Platz zur Verfügung steht. Beide Plattformen sind über Rampenanlagen erreichbar und als Stahlbetonkonstruktion mit einer Verkleidung aus Cortenstahlplatten ausgeführt.
Maßvolle Eingriffe, reduzierte Materialität, wirkungsvoller Blickfang
Wir haben auf dem Loreleyfelsen den Spagat zwischen einer nahezu selbstverständlichen, sensiblen Ergänzung vorhandener Elemente und einem selbstbewussten Statement geschaffen. Mit respektvollem Abstand und angepasster Farbigkeit sowie Materialität fügen sich Nebengebäude und Freianlagen in den Bestand ein. Und mit ihrem hohen Wiedererkennungswert könnte die neue Bühnenüberdachung zu einem neuen Wahrzeichen des Loreleyfelsens werden.