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Auer Weber

Freizeit- und Wellnessbad Sourcéane in Douai

© Aldo Amoretti
© Aldo Amoretti
Ort
Sin le Noble / Douai 
Gebäudekategorie
Sport, Schwimmen, Wellness
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2016
Material Fassade
Beton
Architektenpreis
DAM Preis 2019 Nominierung
Im nordfranzösischen Douai, 40 km südlich von Lille, entsteht das neue Ökoquartier „Le Raquet“.
Das Städtebauprojekt, das vom Planungsbüro Seura entworfen wurde, ist charakterisiert durch ein grünes Band aus fünf miteinander verbundenen Parks.

Am nordöstlichen Ende eines der Parks, dem „Parc Urbain“, der die Schnittstelle zwischen künstlicher Parklandschaft und städtischer Struktur bildet, wurde die erste öffentliche Einrichtung geschaffen: das neue Freizeit- und Wellnessbad „Sourcéane“. Am Hauptplatz, der „Place Majeure“ gelegen, ist das Gebäude für die zukünftige städtebauliche Entwicklung des neuen Viertels von zentraler Bedeutung und stellt für den Ort einen identitätsstiftenden Stadtbaustein dar.

Sowohl die Lage des Bades – zwischen Stadt und Parklandschaft – als auch das Raumprogramm erforderten einen Entwurf, der zum einen dem städtischen Umfeld im Norden und Osten gerecht wird und zum anderen den Naturraum der Parklandschaft im Süden und Westen mit einbezieht. Das neue Bad wurde deshalb so konzipiert, dass es Bestandteil der Landschaft wird und zugleich das Bindeglied zwischen Park und urbanem Vorplatz bildet. Die Dualität zwischen städtischem und landschaftlichem Kontext, zwischen harten und weichen Strukturen, findet ihre Antwort in Form und Orientierung des Entwurfs: Im Nordosten tritt der stringente Winkel der Fassaden (Haupteingang) mit seinem urbanen Gegenüber in Dialog; im Südwesten bestimmen weiche Konturen die Erscheinung des Gebäudes. Sie verstärken die Formen der in die Landschaft integrierten Außenräume des Bades. Der Grünbereich verschmilzt mit dem angrenzenden Park.

Aus der Perspektive des Parks wird der topografische Charakter des Gebäudes sichtbar: das gebaute, sanft aufgewölbte Relief formt ein Fundament, das einen weichen Übergang zum Grünraum schafft und ihn zugleich begrenzt. Die leicht ansteigenden Terrassierungen bieten vielfältige, in die Topografie integrierte Sitz- und Liegemöglichkeiten. Insbesondere bilden sie den Sockel der Fassaden; sie wandeln sich zu mineralischen Schichten und übertragen so das Gestaltungsprinzip der fließenden Landschaftsformen auf den Innenraum des Bades. Der Dachkörper, ein großer, die Badelandschaft überspannender „Schirm“, ist Teil des Freiflächenkonzepts und wird zum Verbindungsstück zwischen Gebäude, Außenraum und Parklandschaft.

Das Bad besteht aus zwei Hauptebenen:
Auf dem Erdgeschossniveau befinden sich die Eingangshalle, die Umkleideräume und der großzügige Beckenbereich. Dieser umfasst eine Sport- sowie eine „Spaߓ-Zone mit unterschiedlichen Freizeitaktivitäten für Familien. Becken für den Schwimm- und Wasserballsport finden hier ihren Platz sowie auch Kinder-, Lern- und Aufwärmbecken. Terrassen aus Beton formen eine winkelförmige Tribünenanlage für 500 Zuschauer. Ihre Stufen dienen als Klammer zwischen innen und außen. Sie erstrecken sich im Nordosten bis auf den Vorplatz, differenzieren ihn durch verschiedene Niveaus und bilden fließende Übergänge zwischen Landschaftsraum, Innenraum und städtischem Umfeld.
Im Obergeschoss befindet sich der Wellnessbereich; seine Becken, Saunen und Dampfbäder überlagern die untere Schwimmbadebene. Organisch geformte Terrassen im Südwesten der Anlage bilden die Außenräume. Außen- und Innenbecken sowie Liegezonen gehen ineinander über.

Die Hallenfassade im Osten, vor allem aber die verglaste Südwestfassade schafft Transparenz nach außen, ermöglicht Ausblicke in den Parkraum und sorgt zugleich für eine angenehme natürliche Belichtung im Inneren des Bades sowie den erforderlichen Energieeintrag.
Nach Süden ausgerichtete, der Hauptkonstruktion folgende Oberlichter in Form von abgewinkelten Dacheinschnitten verstärken den dynamischen Charakter und die lichtdurchflutete Atmosphäre der Badelandschaft.

Je nach Funktion und Bedarf können individuelle Lichtstimmung erzeugt werden. Es entsteht ein Gleichgewicht zwischen Komfort, Lichtqualität und gewünschten Sichtbeziehungen – Außen- und Innenraum kommunizieren miteinander. Licht und Wasser verwandeln Mauern, Wände und Decken zu reflektierenden, vibrierenden Flächen, und inszenieren die reduzierten Materialien, Holz und Sichtbeton.

Die transparente, auf der Stadtseite gelegene Ostfassade ist Vitrine der Aktivitäten innerhalb der Badelandschaft und gleichzeitig Fenster zum Park.