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augustinundfrank/winkler

Institut für Physik

Institut für Physik
Wettbewerb 1997/1998
Bauherr: Land Berlin vertreten durch die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur
Nutzer: Humboldt Universität zu Berlin
Baubeginn:2000
Fertigstellung: 2003
Nutzfläche: 9 700qm
Bruttogrundrissfläche: 19 000qm
Bruttorauminhalt: 74 000cbm


Das Institut für Physik gehört zu den Neugeplanten Hochschulbauten für die naturwissenschaftlichen Fachbereiche der Humboldt-Universität im Entwicklungsgebiet Adlershof. Es steht in direkter Nachbarschaft zum Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Adlershof (WISTA) und den als Baudenkmalen erfassten Gebäuden der Deutschen Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DVL).

Die Baumaßnahme besteht aus zwei Bauteilen, dem Neubau und dem Umbau des in unmittelbarer Nähe liegenden ehemaligen Motorenhöhenprüfstandes der DVL, der heute unter Denkmalschutz steht.

Der Neubau ist als komplexes Laborgebäude konzipiert. Er bietet neben Standardlaboren, Büros und Lehrräume eine Vielzahl von gebäudetechnischen Parametern und einen speziell ausgestatteten Experimentierhörsaal.

Die innere Organisation folgt dem Prinzip einer zentralen Erschließung mit netzartigen Wege- und Raumbeziehungen, die der aktuellen und auch der perspektivisch veränderlichen Nutzung des Instituts entsprechen. Das Gebäude bietet leichte Orientierung, kurze Wege und ist in der Kombination der einzelnen Nutzungsgebiete flexibel.


Low-Tech-Fassaden
Zur Reduzierung der haustechnischen Anlagen und zur Verbesserung der langfristigen Energiebilanz wurde für das Institut für Physik ein Fassadensystem entwickelt, das auf die komplexen Anforderungen der Labornutzung und der umfangreichen EDV-Nutzung der Büros reagiert und dem Prinzip der passiven Energieminimierung durch geeignete bauliche Maßnahmen folgt.

Alle Außenseiten des Gebäudes – ausgenommen die Nordfassade- sind mit einer begehbaren Fassadenzone versehen, die als leichter Wartungssteg mit unterschiedlichen Sonnenschutzsystemen versehen ist: Alle Aufenthaltsräume erhalten einen außenliegenden Sonneschutz, alle Verkehrsflächen erhalten einen vegetativen Sonnenschutz.


Regenwassernutzung und begrünte Fassade
Aus den gebäudetechnischen Gegebenheiten – hohe im Laborbereich anfallende Wärmelasten sowie das Gebot der Regenwassernutzung auf dem Grundstück – wurde ein innovatives Verschattungs- und Kühlungskonzept entwickelt und am Neubau der Instituts für Physik umgesetzt: das auf dem Grundstück anfallende Regenwasser wird einmal für eine adiabate Abluftkühlung ( Kühlung durch Verdunstung), zum anderen für eine großflächige Fassadenbegrünung genutzt. Die Bepflanzung gewährt sommerlichen Wärmeschutz und passiver Nutzung der Sonnenenergie im Winter.


Die Konstruktion ist eine Mischkonstruktion aus Stahl und Bambus, in die etagenweise Pflanztröge aus Faserzement eingehängt sind. Die Tröge werden durch eine Anstau-Bewässerung mit Hilfe eines landwirtschaftlichen Bewässerungssystems versorgt.

In die Konstruktion der begrünten Fassade sind insgesamt 4,8 Kilometer vorgestreckte Bootsleinen als Rankhilfe eingespannt. Die deutlich vor den Fassadenflächen installierte Verschattungs- und Pflanzenanlage ist mit Messeinrichtungen versehen und wird im Hinblick auf die langfristige Energieeffizienz und Erkenntnisse für die zukünftige Baupraxis wissenschaftlich erprobt und begleitet. Die Anlage wirkt nach außen als optisch prägnante Gebäudehülle und setzt für den Campus Adlershof ein architektonisches Zeichen als Verbindung von Programm und Form.


Das Gebäude integriert sich in das orthogonale Straßenraster der städtebaulichen Gesamtplanung, bleibt aber insgesamt solitär mit vier eigenständigen Außenseiten, die die Besonderheiten der Lage jeweils reflektieren.

Durchblicke und Ausschnitte zeigen das innere Gefüge und verleihen dem Baukörper Transparenz und Plastizität. Die Binnendifferenzierung durch Gartenhöfe qualifiziert den Standort durch die Einführung von gebäudeeigenen, gärtnerisch gestalteten Außenräumen.