Zurück zum Profil
Axthelm Rolvien Architekten

BERLIN-MOSKAU

Ort
Berlin
Gebäudekategorie
Cafés, Bars, Restaurants
Bauvorhaben
Umbau
Jahr der Fertigstellung
2012
Material Fassade
Mauerwerk
Umbau eines Restaurants und einer Ladeneinheit
Unter den Linden 52, 10117 Berlin
Größe:
1.300 m² BGF
Leistungen:
LP 1-8
Fertigstellung:
2012

Das Haus des Bundestags Unter den Linden 50 entstand Mitte der 90er Jahre als Umbau des 1963 erstellten Ministeriums für Außenhandel und innerdeutschen Handel der DDR. Mit den damaligen umfangreichen äußeren und inneren Veränderungsmaßnahmen des Hauses wurde entlang der Hauptfassade Unter den Linden eine Zeile aus 4 Ladenräumen in das Gebäude integriert, die jeweils über einen eigenen Straßenzugang, eine Galerie und Kellerbereiche verfügten. Im Jahr 2000 wurde dieses Konzept zugunsten von nur noch 3 Bereichen geändert, einem Restaurant, einem Studio und einem Laden/Bistro.Der Wunsch des neuen Betreibers war es die herausragende Lage der Gewerbeeinheiten – in einem Haus des Deutschen Bundestags, gegenüber der russischen Botschaft und am wichtigsten Boulevard Berlins zu nutzen, um eine gastronomische Besonderheit zu realisieren.Ein deutsch-russisches Restaurant und ein russischer Delikatessenladen sollten zukünftig die zur Verfügung stehenden Flächen im EG und 1.OG bespielen.

Die Gesamtlänge der Fassade unter den Linden beträgt ca. 105 m, wobei der Haupteingang zum Deutschen Bundestag eine Breite von ca. 35 m einnimmt. Dieser Eingang ist nicht mittig angelegt und teilt die Gewerbefläche im Erd- und Obergeschoss  in  einen etwa  54 m langen Bereich links und einen 16 m langen rechts. Nur im Keller ist der Nutzungsbereich verbunden. Die Tiefe der lang gestreckten Räumlichkeiten beträgt ca. 6 m.

Die in den 90er Jahren gestaltete Fassade besteht aus einer regelmäßigen Abfolge von großflächigen Fensteröffnungen, die Erdgeschoss und Galeriegeschoss verbinden, und dicken, natursteinverkleideten Pfeilern. Nur in den Eckbereichen sind kleinere Fenster im EG angeordnet. Von den 4 Zugängen führten 3 intern über Stufenanlagen auf das Fußbodenniveau, ein Zugang erhielt mit der letzten Umbaumaßnahme 2000 eine behindertengerechte Rampe sowie Stufen im Straßenland auf eine der Fußbodenniveaus,  auch intern gab es weitere Distanzstufen im Erdgeschossbereich.

Die baulichen Maßnahmen konzentrierten sich auf den langen Bereich links des Haupteingangs zum Deutschen Bundestag, der Laden im rechten Bereich wurde zwar neu gestaltet, Eingangssituation, Flächen und deren innere Erschließung blieben aber unverändert.

Die Fassade wurde größtenteils belassen, nur dort, wo sich aus dem neuen Erschließungssystem die Notwendigkeit ergab, wurde behutsam und in Abstimmung mit dem Eigentümer verändert.

Mit der Zusammenführung der bisherigen Gaststätten- und Studioflächen zu einem Gastronomiebereich sollte eine zentrale neue Erschließungssituation geschaffen werden. Der Haupteingang zum Restaurant ist um 2 Achsen nach rechts in den 2-geschossigen Raum des bisherigen Studios verschoben worden. Dadurch, dass die Eingangsebene auf das Restaurantniveau abgesenkt wurde und der Bürgersteig dort gegenüber der Bestandssituation schon leicht erhöht ist, erreicht der Gast über nur noch 2 Stufen das Lokal. So wurde nicht nur die Zugangssituation für die behinderten Gäste erleichtert, die über eine kürzere Rampenanlage den Eingang erreichen können. Auch dem Wunsch des Deutschen Bundestags nach einer zurückhaltenden Podestlösung vor dem Gebäude wurde so entsprochen.   

Im Inneren konzentriert eine zentrale Treppenanlage im Bereich des neuen Eingangs als zentrales Herzstück die vertikale Erschließung. Sie wird ergänzt durch einen neuen behindertengerechter Aufzug, mit dem die gehbehinderten Gäste das Obergeschoss sowie die neuen Toilettenanlagen im Untergeschoss erreichen können.

Der alte Restaurantzugang mit seiner Rampenanlage sowie die bisherige Tür zum Studio wurden damit überflüssig, so konnte die Fassade entsprechend den übrigen Fenstern angepasst werden. Nicht umgestaltet wurden die beiden Zugänge am linken und rechten Gebäudeende. Sie dienen als Fluchtweg für das Restaurant und als Eingang für das Delikatessengeschäft.

Kern der Umgestaltung im Innenraum ist der 2-geschossige Empfangs- und Verteilungsraum. Von hier aus betritt der Gast nach rechts die Bar, nach links das  russische Restaurant. Die skulpturale Freitreppe führt von hier aus zur Galerie mit weiteren Gastbereichen, eine Funktionsstreppe erschließt die WC-Anlagen im Untergeschoss. So entsteht im ehemaligen Studio eine Bar mit langestreckter Tresenanlage und einem Aufenthaltsbereich mit Loungemöblierung. Auf der oberen Ebene führt die Freitreppe zu einer „Brücke“ auf der Sitz- und Essnischen angeordnet sind und die den Zugang zu einem weiteren Restaurantbereich und einer Zigarrenlounge ermöglicht. Die Zigarrenlounge erhält eine kleine Bar und ist komfortabel möbliert.

Im rechten Teil des Gebäudes wurde das ehemalige Weinkontor zu einem Delikatessenladen umgebaut. Im Erdgeschoss werden die Waren nicht nur präsentiert und verkauft, sondern es besteht auch die Möglichkeit zum direkten Verzehr an Tischen und Tresen. Das Obergeschoss bietet einen zusätzlichen Besprechungsraum, der auch für Veranstaltungen des Deutschen Bundestages nutzbar ist. Die Bestandstoiletten im Untergeschoss wurden aufwendig saniert.

Fotos: Christian Gahl