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Neue Sozialpsychatrie der Stiftung Das Rauhe Haus

Neubau eines Wohnhauses für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung
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Ort
Hamburg
Gebäudekategorie
Wohnheime
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2024
Material Fassade
Mauerwerk
Der Entwurf für den Neubau des Wohnhauses für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen am Hummelsbütteler Weg 86 in Hamburg wurde im Wettbewerbsverfahren mit dem ersten Preis ausgezeichnet und anschließend mit der Realisierung beauftragt. Im März 2024 wurde das Gebäude an die Stiftung Das Rauhe Haus übergeben und feierlich eröffnet.

Die neue Sozialpsychiatrie der Stiftung Das Rauhe Haus in Hamburg-Hummelsbüttel schafft Raum, um Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen ein weitestgehend selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Dabei wurde in besonderer Weise die Situation der Bewohner berücksichtigt. Die helle Klinkerfassade und natürliche Materialien wie Holz und Pflanzen sowie gedeckte, warme Erdtöne in der Innenraumgestaltung, schaffen eine Atmosphäre des Wohlbefindens für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Weite Blickachsen in die Natur und großflächige Verglasungen sorgen für viel Tageslicht und fördern das Gefühl von Freiheit. Ein Atrium mit Garten ermöglicht den Bewohnern den geschützten Gang nach draußen und durch die 400 Quadratmeter großen Fensterflächen können zudem viel Licht und Sonne in den Neubau hineinscheinen.

Das Gebäude setzt sich aus drei quaderförmigen Baukörpern zusammen, die ineinandergeschoben und zueinander versetzt sind. Das einheitliche Fassadenbild aus Backsteinverbänden, die sich als horizontale Schichten abzeichnen, bindet die der Höhe und Grundfläche nach unterschiedlichen Volumen zusammen und vermittelt zu den Nachbarn. Die Stapelung der Funktionsbereiche wird nach außen in der Fassade ablesbar. Das viergeschossige Wohnhaus ragt über den beiden anderen Gebäudekörpern auf. In ihm sind die offenen Wohngruppen beginnend mit dem 1. und bis zum 3. Obergeschoss untergebracht. Mit zwei Seiten zum Grünraum und zum Naturdenkmal Sievekingsche Tongrube orientiert positioniert sich ein eingeschossiger, quaderförmiger Baukörper entlang der Baugrenze, der den geschlossenen Bereich des Wohnhauses aufnimmt. Dieser Bereich für die besonders vulnerablen Bewohner umschließt ein begrüntes Atrium und ist so weit wie möglich von der Straße abgerückt und in den Grünraum eingebettet. Die beiden eingeschossigen Gebäudekörper rahmen die Zuwegung, die auf den vollverglasten Eingang im Erdgeschoss des Wohnhauses zuführt. Die horizontal und vertikal gegliederte Fassade wird oberhalb des Eingangs durch die Fassadenöffnung mit übereinanderliegenden Loggien zusätzlich akzentuiert, der Eingang dadurch leicht auffindbar gestaltet. Während die öffentlich zugänglichen Bereiche für die Administration zum Vorplatz vor dem Haupteingang ausgerichtet sind, findet sich die Mehrzahl der Appartements an den abgeschirmten Gebäudeseiten. Vom Foyer aus gehen Treppenhaus und Aufzug und der dahinterliegende Bürotrakt ab.
In dem dritten, leicht erhöhten Gebäudekörper ist vom Foyer aus ein Veranstaltungsraum für unter 200 Personen erschlossen, der sich zu einer vorgelagerten Terrasse mit geschütztem Außenbereich öffnet. Direkt an Eingang und Foyer angrenzend sind Anlaufstellen für die Besucher des Hauses verortet. Ein Verwaltungsbereich mit Büros, Umkleide- und Sozialräumen grenzt unmittelbar an und ist über einen geschützten Zugang mit dem geschlossenen Bereich verbunden. In dem eingeschossigen Annex sind an das Atrium angegliedert Therapieräume angeordnet. Der Versatz der Quader, gezielt gesetzte Fassadenöffnungen und das eingeschlossene Atrium ermöglichen zahlreiche visuelle Bezüge und Ausblicke, Sichtachsen in die Natur und eine Verschmelzung von Innen- und Außenraum. Die Differenzierung der Gebäudevolumen sorgt für Maßstäblichkeit, für die Orientierung am menschlichen Maß. Mit einer einladenden Geste öffnet sich die Fassade des Eingangsbereiches zum Stadtraum. Dem Veranstaltungsraum und den Gemeinschaftsflächen sind geschützte Außenterrassen vorgelagert.
Vorgabe der Bauherren war es Raum zum Wohlfühlen zu schaffen, der behaglich, wohnlich, hell, freundlich und übersichtlich ist. Farbliche Codierungen schaffen Orientierung und vermitteln ein Gefühl von Sicherheit. Die 34 Appartements, die zu vier Wohngruppen mit jeweils 8 bis 10 Bewohnern zusammengeschlossen sind, bieten neben Unterstützung und Betreuung Raum für Privatheit und Rückzug. Der geschlossene Bereich mit zehn Appartements, von denen zwei rollstuhlgerecht ausgeführt sind, ist im Erdgeschoss angeordnet. Die Appartements sind an den Außenraum angegliedert, die Therapieräume öffnen sich zum Atrium, der Blick geht von allen Seiten ins Grüne. Neben der Aussicht bietet der geschlossene Bereich Beruhigung durch die Reduzierung von Außenreizen. Die Flure laufen um das Atrium herum und sind gut einsehbar. Die räumliche Gliederung zielt auf eine Reduzierung der Geräuschkulisse in den Bereichen für Rückzug und Privatheit ab. Das Gros der Nebenräume und Technikflächen des offenen Bereiches ist im Untergeschoss untergebracht. In den oberen Geschossen sind Technikflächen- und Nebenräume jeweils an den Erschließungskernen konzentriert. Die Appartements werden dadurch zusätzlich von Durchgangsverkehr und Lärm aus den dahinterliegenden Gemeinschaftsbereichen und von Arbeitsvorgängen abgeschirmt. Die Stapelung der Nutzungsbereiche schafft leichte Orientierung auf den einzelnen Ebenen und zeitigt eine wirtschaftliche Bauweise.